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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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und man könnte wohl sagen, daß auch der Sturm sein Werk war.«
    »Luther, ich ertrinke gerade in einem Schneehaufen. Hör auf Blödsinn zu reden, und hilf mir hier raus.«
    »Das ist kein Blödsinn, Blackjack. Es ist wirklich passiert. Oh ich wünschte, du wärst dabeigewesen und hättest mir sagen können, was er von mir wollte, als alles vorbei war. Er schien sehr enttäuscht von mir zu sein.«
    »Das ist mir egal, Luther«, sagte der Manxkater und versuchte vergeblich, aus der Verwehung her aus zukrabbeln. »Hilf mir.«
    »Klar, Blackjack, ich helf dir schon. Ich möchte nur -«
    Ein plötzlicher Windstoß.
    »Luther?«
    »Oh, nein!« rief der Mischling. »Nein, das darf nicht sein!«
    »Was darf nicht sein?«
    »Er steckt in Schwierigkeiten, Blackjack. Ich muß ihm helfen, ehe es zu spät ist.«
    »Wem helfen ? Ich steck auch in Schwierigkeiten, Luther, wenn ich dich daran erinnern dürfte!«
    »Du kommst da schon selbst raus, Blackjack. Und wenn nicht, komm ich zurück und helf dir. Aber ich muß weg, er erfriert!«
    »Luther! Luther!«
     
    III
     
    George wußte, daß er tot sein oder zumindest im Sterben liegen mußte, denn er trieb durch formlose Leere, und vor ihm erschien das Bild der Frau, die er liebte, der Frau, die er für immer verloren zu haben glaubte. Wenn der Tod die Wiedervereinigung mit ihr bedeutete, dann, so entschied er, wollte er sich seiner Umarmung bereitwillig hingeben.
    »Nein«, sagte Kalliope, als sie, wie sie es schon immer getan hatte, seine Gedanken las. »Du darfst nicht aufgeben, George. Nicht indem du stirbst, bekommst du das, was du willst- oder zu wollen glaubst.«
    »Ich will dich«, sagte George mit Lippen aus Eis. »Ich will mit dir Zusammensein.« »Aber ich bin nicht wirklich. Ich bin nur ein Traum, den du geträumt hast.«
    »Du bist wirklich. Ich hab dich mit meinen eigenen Händen berührt. Ich habe dich geliebt.«
    »Du hast einen Traum geliebt. Habe ich dich jemals angelogen, George? Dann erinnere dich daran, was ich dir gesagt habe: Jeder Mensch, den du lieben wirst, wird sein wie ich. Mit den Augen der Liebe gesehen, ist jede Frau so vollkommen, wie ich deiner Meinung nach war.«
    »Nein«, sagte George. »Keine ist so wie du.«
    »Sie sind alle wie ich, George, wenn du sie mit dem Herzen siehst. Aber einige von ihnen bleiben.«
    »Warum... warum verläßt du mich?«
    »Ich habe es dir gesagt: Ich bin ein Traum. Jeder Traum muß einmal enden.«
    »Warum bist du dann überhaupt gekommen?«
    »Aus weit mehr Gründen, als du dir vorstellen kannst. Letzten Endes dient das alles der Geschichte. Darum solltest du dir Gedanken machen. Nicht um mich, nicht um die Liebe. Die Liebe ist nur ein Teil der Handlung.«
    Er wollte ihr noch viele Fragen stellen und ihr Lebewohl sagen, aber nun begann sie, mit ausgebreiteten Armen auf ihn zuzuschweben.
    Ein letzter Kuß, dachte er selig, doch es wurde ein herber Kuß, fremdartig, schlabberig; die Leere überschlug sich zweimal und setzte ihn auf einem kalten Friedhof ab, wo ein Hund ihm das Gesicht ableckte.
    »Ww-« Er versuchte, sich aufzurichten, Schnee glitt von seinem Mantel, und ein Schmerz durchbohrte ihn. Vielleicht kein schlechtes Zeichen, denn Schmerz bedeutet, daß Fleisch und Knochen noch am Ball, am Kämpfen sind. Seine Füße spürte er allerdings nicht mehr und ebensowenig seine Finger; immerhin gelang es ihm irgendwie, sie zu bewegen, was ein leichtes Stechen in den Gelenken verursachte.
    »Wärme«, nuschelte George, dessen Zunge nicht mehr mitmachen wollte. »Bitte Wärme.« Und tatsächlich verstand ihn Luther - vielleicht war es auch nur ein glücklicher Zufall - und stellte ihm seine eigene Körperwärme zur Verfügung, indem er ihm auf die Brust sprang. Warm war der Hund, aber selbst sein geringes Gewicht reichte aus, um den Geschichtenerzähler wieder hinunterzudrücken, und beinahe wäre er noch mal mit dem Kopf gegen den Grabstein geknallt.
    Mein Kopf... sein Schädel dröhnte; er tastete sich den Hinterkopf mit dem Handballen ab und spürte eine krustige Masse, die geronnenes oder gefrorenes Blut sein mußte. Nicht gut. Ob er eine Gehirnerschütterung hatte? Der bloße Gedanke an diese Möglichkeit machte ihn gefährlich schlapp und müde, und er begriff, daß er diesen Ort schleunigst verlassen mußte - oder aber bis zum nächsten Frühjahr da liegenbleiben würde. Er schob den Hund so sanft wie möglich von sich und schaffte es irgendwie, auf die Beine zu kommen (seine Wadenmuskeln stießen einen

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