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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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überfliege den Brief und erschrecke, als ich lese, wie teuer die Fahrt sein wird. Wo um Himmels willen sollen wir das Geld dafür hernehmen? Den Scheck für die Telefonrechnung widerrufen, den ich erst gestern eingeworfen habe? Die nächsten vierzehnTage nur weiße Bohnen mit Tomatensoße essen? Mum weismachen, dass wir einen Wasserrohrbruch haben und dringend der Klempner kommen muss …?
    Ich fälsche die Unterschrift unserer Mutter. Kit freut sich so wahnsinnig auf diese Reise, dass es mich ganz traurig macht – es handelt sich nur um eine Woche Zeltlager auf der Isle of Wight. Aber er ist bisher nie weiter als bis nach Surrey gekommen.
    »Das ist nicht mehr in England!«, macht er Tiffin weis. »Wir müssen mit dem Schiff fahren! Wir fahren auf eine Insel mitten im Meer!«
    Ich öffne schon den Mund, um Kits Vorstellung von einer einsamen Südseeinsel mit Palmenstrand zu korrigieren und ihn so vor einer schrecklichen Enttäuschung zu bewahren, da blickt Maya mich an und schüttelt sachte den Kopf. Sie hat recht. Kit wird nicht enttäuscht sein. Selbst wenn es dort regnerisch und kalt ist, wird ihm die Isle of Wight wie das Paradies vorkommen – und weit, weit weg von zu Hause.
    »Und was werdet ihr dort machen?«, fragt Tiffin, lässt sich auf seinen Stuhl plumpsen und stochert mit der Gabel auf seinem Teller herum.
    Kit setzt sich auch hin, lehnt sich mit seinem Stuhl zurück und liest vor, was in dem von mir gerade unterschriebenen Brief steht: »Kajakfahren, Reiten, Klettern, Nachtwanderung. Unterbringung in Zelten.« Er klingt immer begeisterter. »In Zelten?« Er kippt mit seinem Stuhl wieder nach vorne. »Das haben sie uns ja noch gar nicht gesagt. Ich wollte schon immer mal zelten!«
    »Ich auch!«, schreit Tiffin. »Warum darf ich nicht mit? Darf man da auch Brüder mitbringen?«
    »Reiten!« Willa reißt ungläubig die Augen auf.
    »Warum machen wir in St. Luke keine solchen Klassenfahrten?« Tiffins Stimme zittert. »Das ist so ungerecht.«
    Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich Kit derart begeistert erlebt habe. Das einzige Problem ist allerdings seine Höhenangst. Er würde sich das selbst nie eingestehen, aber ich erinnere mich noch genau, wie er einmal am Rand des Sprungbretts ohnmächtig wurde und dann bewusstlos ins Wasser plumpste – das wird für immer in mein Gedächtnis eingegraben bleiben. Oder letztes Jahr, wie er sich plötzlich ganz benommen fühlte und stürzte, als er seinen Freunden über eine hohe Mauer folgen wollte. Er war noch nie vorher klettern, und ich weiß, dass er eher tausend Tode sterben würde, als sitzen zu bleiben und seinen Klassenkameraden nur zuzusehen. Ich werde mit Mr Wilson sprechen, dem Turnlehrer, mit dem sie die Klassenfahrt unternehmen, damit er ein Auge auf ihn wirft und Kit bei allen Aktivitäten teilnehmen kann, ohne sich selbst zu überfordern. Ich mache mir Sorgen. Es läuft bei Kit alles so gut, fast zu gut. Ich mache mir Sorgen, dass die Klassenfahrt vielleicht seine Erwartungen nicht erfüllt; dass ihm bei seinem draufgängerischen Wesen vielleicht ein Unfall passiert. Dann erinnere ich mich daran, was Maya zu mir gesagt hat: Ich male mir bei allem immer das Schlimmste aus. Deshalb versuche ich, mir all diese Sorgen aus dem Kopf zu schlagen.
    Maya und ich sind beide erschöpft und sehnen die Osterferien herbei. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass die Schule für mich bald für immer vorbei sein wird. Abgesehen von ein paar Wiederholungsstunden nach den Ferien, werde ich nur noch die Prüfungen schreiben müssen. Natürlich habe ich auch etwasAngst davor, weil von meinen Noten ja schließlich abhängt, ob ich auch tatsächlich an der UCL studieren kann, aber so oder so wird danach ein neues Leben beginnen.
    Maya und ich hatten in den letzten Wochen nicht mehr viel Zeit füreinander, und ich sehne mich so danach, sie endlich einmal wieder ganz für mich zu haben, und sei es auch nur für einen Tag. Doch wenn Kit zu seiner Klassenfahrt aufbricht, sind auch schon die Ferien da, und ich muss jede freie Minute nutzen, um noch einmal den wichtigsten Lernstoff zu wiederholen. Und außerdem müssen wir uns dann zwei Wochen lang den ganzen Tag um Tiffin und Willa kümmern. Mir kommt es vor, als würden Maya und ich nie mehr Gelegenheit haben, einfach nur mal zu zweit zu sein. Nach dem langen Schultag, der abendlichen Routine mit den beiden Kleinen, dem Haushalt und dann noch ein paar Stunden über den Schulbüchern haben wir beide gerade noch

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