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Forever in Berlin

Forever in Berlin

Titel: Forever in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Landorf
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Blumen und Mantel und trat heraus. An einem weiteren Empfangstresen saß eine weitere Empfangsdame.
»Wen darf ich anmelden?«
    »Liliane von Marloffstein für Christopher Wortmann, bitte.«
    Die Dame kam ganz offensichtlich ein bisschen durcheinander. Zwei Mal kontrollierte sie nervös ihren Kalender.
    »Haben Sie einen Termin? Herr Wortmann ist doch gerade in der Vorstandssitzung.«
    Dann schaute sie prüfend den Flur hinunter, an dessen Ende hinter einer Glasscheibe eine Gruppe Menschen in einem Konferenzzimmer tagte. Lilly folgte ihrem Blick und wusste sofort, was sie zu tun hatte. Sie donnerte der Empfangsfrau den Trenchcoat auf den Tresen, hielt ihre Blumen fest in der Hand und sprintete, so schnell es ihre hohen Hacken und das enge Kleid erlaubten, gen Konferenzzimmer.
    »Halt!«, rief die überraschte Sekretärin noch. »Sie können doch nicht einfach…«
    Doch Lilly konnte einfach.
    Am Ende des Flures angekommen, sah sie, wie ein Mann um die 70, der Chris nicht unähnlich sah, am Kopfende des Tisches saß. Zu seiner rechten war Christopher platziert. Lilly riss die Tür auf und stürmte in den Konferenzraum.
    »Was wollen Sie denn hier?«, rief Chris’ Vater empört. »Wer sind Sie eigentlich?«
    Lilly donnerte die Blumen vor Chris auf den Tisch. Ein paar grüne Blätter brachen ab und flatterten wie die Federn eines kaputt geschüttelten Kopfkissens zu Boden.
    »Ich möchte mich nur bei Ihrem Söhnchen bedanken, dass er ein erstklassiges, von allen geliebtes Stadtteilcafé mit einer Filiale seiner bescheuerten Bio-Café-Kette ruinieren will. Wofür er das Konzept auch noch geklaut hat«, rief sie.
    Im Konferenzraum war es mit einem Schlag ganz still geworden. Es waren ausschließlich Männer anwesend. Alle bis auf Chris waren über 50. Sie trugen allesamt Nadelstreifenanzüge in Dunkelblau- bis Grauschattierungen. Einige rauchten. Das versammelte Testosteron in diesem Raum war zum Schneiden dick.
    »Lilly!«, rief Chris und wollte aufspringen, doch sein Vater fuhr den Arm warnend aus und hielt ihn zurück.
    Dann musterte Herr Wortmann Senior Lilly kühl einmal seelenruhig von oben bis unten und zischte: »Sind Sie jetzt fertig, Schätzchen? Dann können Sie gehen!«
    Lil zuckte erst kurz zusammen, ließ sich von dieser herablassenden Geste dann aber doch nicht beeindrucken. Sie trat sogar noch zwei Schritte weiter auf Wortmann Senior zu, stellte sich direkt vor ihm in Position und sah ihm unverblümt in die Augen: »Ja, ich bin fertig mit lauter ekelhaften Alphamännchen wie Ihnen. Und ich gehe jetzt auch«, ätzte sie. »Bevor mir in dieser lächerlichen Blutsbrüderschaft hier noch ein Penis wächst.«

15
     
    Die letzte Novemberwoche brach an und hätte deprimierender nicht sein können. Draußen vor der Tür wurde es tagsüber gar nicht mehr richtig hell. Eine tiefe, geschlossene Wolkendecke hatte sich über Berlin festgesetzt, aus der es bei ekligen, einstelligen Plusgraden dauernieselte. Selbstmordwetter, stellte Lilly fest, als sie mittags ins Solo kam, um ihre Schicht anzutreten. Fast war sie versucht, einmal im Internet zu recherchieren, ob sich die meisten Deutschen tatsächlich im November das Leben nahmen? Der Gedanke war ihr dann aber doch zu morbide.
    Sie umarmte Tim zur Begrüßung, als sie hinter den Bartresen trat. Er hielt sie länger fest als nötig, aber das war ihr nur Recht. Überhaupt gingen Tim, Nick und Emily mehr als fürsorglich mit ihr um, seit sich ihre neue Liebe als Vollkatastrophe geoutet hatte. Dabei hatten ihre Freunde ja eigene Sorgen, die sie selbst noch zusätzlich zu tragen hatte: In genau sieben Tagen würde nebenan das Green Coffee House eröffnen.
    Tim ließ sie aus seiner »kanadischen Bärenumarmung«, wie er es nannte, wieder los und schaute sie prüfend an.
    »Wie geht’s Dir heute, Babe?«
    »Geht so.«
    »Du schaust aber nicht nach ‚geht so’ aus. Eher nach ‚geht gar nicht’.«
    Lillys Haare waren eine Spur zu fettig und achtlos zu einem Dutt am Hinterkopf geknödelt. Unter ihren Augen hatten sich bläulich schimmernde Ringe breit gemacht. Sie trug – bewusst oder unbewusst – seit Tagen von Kopf bis Fuß nur schwarz.
    »Ich hätte große Lust, eine Bombe in den Laden nebenan zu schmeißen«, fuhr Tim fort.
    »Sag’ so was nicht.«
    »Meine ich ja auch nicht so. Aber irgendetwas zu veranstalten, das den Großkettenfritzen da drüber das Leben schwer macht.«
    »Willst Du etwa unsere Kunden aufrufen, am Eröffnungstag mit Dir vor der Konkurrenz zu

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