Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
Vom Netzwerk:
Versöhnung.
    »Ich wollte mich nur bei dir bedanken«, wage ich einen weiteren verzweifelten Versuch.
    »Wofür?«, fragt sie gelangweilt und weigert sich weiterhin strikt, in meine Richtung zu sehen. Ich glaube, sie ist sogar ein Stück von mir abgerückt.
    »Für die Telefonnummer. Die von meinem Dad.«
    »Keine Ursache«, sagt Jamie, dreht sich um und geht in die entgegengesetzte Richtung davon. Ich bleibe allein im überfüllten Gang zurück.

26
    Ich sitze von Kopf bis Fuß herausgeputzt am Küchentisch. Mein rotes Cocktailkleid zeigt ein bisschen mehr Haut, als ich gewohnt bin. Mit den Fingerspitzen klackere ich den Flohwalzer auf die Tischplatte.
    »Du ruinierst noch deinen Lack«, sagt meine Mom und deutet mit einem Nicken auf meine frisch manikürten Nägel. Sie steht gegen den Tresen gelehnt da und mustert mich über den Rand ihrer dampfenden Teetasse hinweg.
    Ich höre auf zu klackern, sage aber nichts.
    »Bist du nervös wegen dem Ball?«, fragt Mom, um Konversation zu machen.
    Ich höre die Standuhr im Wohnzimmer die halbe Stunde schlagen. Er wird jeden Moment hier sein.
    »Ein bisschen«, sage ich und werfe eine Locke über die Schulter zurück. In Wahrheit ist es nicht der Ball, der mich nervös macht. Sondern mein Leben.
    Ich versuche, die düsteren Gedanken beiseitezuschieben, und konzentriere mich auf die Notizen, die vor mir auf dem Tisch liegen. Sie lesen sich wie das Tagebuch einer Verrückten. Ich habe den ganzen Nachmittag damit verbracht, so viel über Luke in mich hineinzupauken, wie nur ging. Für das Date heute Abend habe ich mehr gelernt als nächstes Jahr für die Zulassungsprüfung fürs College. Trotzdem habe ich Angst, dass ich was Wichtiges vergessen haben könnte. Der Gedanke macht mich ganz kribbelig. Ich lese weiter.
    Beim Läuten der Türglocke zucken meine Mom und ich gleichzeitig zusammen.
    »Soll ich aufmachen?«, bietet Mom an, als ich wie erstarrt auf meinem Stuhl sitzen bleibe.
    »Was? Nein, ich geh schon. Ich meine, schließlich ist er ja mein Freund.«
    »Ja, das ist er«, sagt sie mit einem warmen Lächeln. »Und er ist ein sehr netter junger Mann. Du siehst wunderschön aus, London. Amüsiert euch gut.«
    Ich schlurfe zur Küchentür, als hätte ich Blei in den Schuhen, dann den kurzen Flur entlang zum Eingangsbereich. Ich wende mich nach rechts zur Haustür, öffne, und – da steht er.
    Da … steht … er.
    Luke.
    Groß, aber nicht zu groß, durchtrainiert, aber kein Muskelprotz, wunderschöne Haare, göttliche Augen und absolut entspannt in seinem schlichten schwarzen Anzug, obwohl ich aus meinen Notizen weiß, dass er sonst eher auf Rocker-Schick steht.
    In der Hand hält er eine riesige Leinwand mit einer Schleife darum.
    »Statt Blumen«, sagt er und überreicht mir ein Gemälde von … meinem Ohr? Ich erkenne das fast zugewachsene Loch im Ohrläppchen, das ich später auf dem College nachstechen lassen werde. Ein paar rote Strähnen hinter dem Ohr. Die winzige Spitze oben.
    »Dein Elfenohr«, sagt Luke und grinst. Ich muss lachen und zupfe verlegen an meinem Ohr herum.
    Er tritt einen Schritt näher. »Dein Ohr ist das schönste, das ich kenne«, flüstert er mir in selbiges, so dass mir ein Schauer den Rücken hinabrieselt. Dann tritt er wieder zurück und begutachtet mein Outfit. »Tolle Schuhe.«
    »Danke«, sage ich, und mir ist, als würde mein ganzer Körper grinsen. Die meisten Jungs haben kein Auge für Fußbekleidung. »Du siehst aber auch gut aus. Ich hab schon befürchtet, du würdest eins deiner Band-T-Shirts unter dem Sakko tragen.«
    »Nee …«, sagt Luke und lacht, wobei ein Grübchen in sei­ner rechten Wange sichtbar wird.
    Behutsam lehne ich das Gemälde im Flur gegen die Wand und schnappe mir meinen Mantel. Luke reicht mir die Hand, und gerade als wir gehen wollen, kommt meine Mom, um uns viel Spaß zu wünschen. Perfektes Timing. Ich könnte sie küssen: Sie hat eine Digitalkamera in der Hand und zwingt uns, stehen zu bleiben und für ein paar Fotos zu posieren, bevor wir uns endgültig aus dem Staub machen.
    Luke hält mir die Haustür auf, und sobald wir außerhalb der Hörweite meiner Mutter sind, beugt er sich zu mir und raunt: »Das Kleid ist scharf.«
    Wieder erschauere ich und freue mich wahnsinnig, dass ich die ganze Nacht – na ja, fast die ganze Nacht – mit ihm verbringen darf.
    Wir fahren zur Schule, und weil der Ball in der Sporthalle stattfindet, stellt Luke den Wagen auf dem daneben gelegenen Lehrerparkplatz ab. Das

Weitere Kostenlose Bücher