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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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kamen. Nennt sie jetzt einen anderen Vati? Falls das so ist, kann ich Sonja daraus keinen Vorwurf machen. Schließlich bin ich tot. Aber falls ich nach Hause komme und sie neu geheiratet hat, was dann?
    Verheiratet. Er konnte es sich so mühelos ausmalen, mit ihr zusammen zu sein, die ganze Leidenschaft, noch ehe sie ihre Eltern aufgesucht hatten. Teilte sie das jetzt mit einem anderen? Er verbannte den Gedanken. Denk an etwas anderes, irgendetwas! Da war immer noch dieses junge Chinmädchen in der Unterkunft nebenan, das mit den neugierigen grünen Augen. Nein, ich habe einen Schwur abgelegt.
    Ein Stoß kühler Luft fuhr aus dem Lederschlauch vor seinem Gesicht. Er warf einen Blick über die Schulter und entdeckte dort in der Dunkelheit Vasga, einen der Carthagräber.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Vasga.
    »Klar doch, prima.«
    Vasga musterte ihn scharf, und Gregori wurde sich verlegen darüber klar, dass die Tränen womöglich Spuren durch den Dreck im Gesicht gezogen hatten. Er nuschelte einen Fluch und widmete sich wieder der Arbeit.
    »Wie ist die Anhörung heute verlaufen?«
    Andrew schluckte die Flüche herunter, die aus ihm herausbrechen wollten, und warf die Depeschenkassette aus Leder auf den Stuhl neben der Tür. Madison, Abraham und Hans umringten ihn. Die Jungs fassten nach seinen Knien, und Hans konnte inzwischen an seinem Vater heraufkrabbeln, während Madison die Arme um seine Taille schlang.
    »Ein Albtraum. Und wie war dein Tag?«
    Andrew setzte sich auf das Sofa im Empfangszimmer, hob den kleinen Hans auf und bemühte sich, konzentriert zuzuhören, während Madison ihm von den schrecklichen Abenteuern erzählte, die ihr Püppchen beim Spiel auf dem Hinterhof erlebt hatte.
    Dankbar blickte Andrew auf, als Kathleen mit einer Tasse Tee auftauchte. Nadia, das Rus-Kindermädchen, warf einen Blick zur Tür herein, und Andrews erschöpftes Gesicht war ihr Signal genug, um einzugreifen und mit den Kindern in die Küche zu gehen.
    »Erzähle mir ein paar gute Nachrichten«, bat Andrew.
    »Emil ist mit seiner Semmentheorie wirklich auf etwas gestoßen.«
    Andrew blickte sie fragend an.
    »So nennt er die Mikroorganismen, die Krankheiten verursachen. Er hat sie nach seinem Lehrer Semmelweis benannt.«
    »Eine seltsame Ehre.«
    »Oh, für einen Arzt ist das sehr nett. Er glaubte, womöglich eine Behandlung für Tollwut entdeckt zu haben. Dieses kleine Mädchen, von dem ich dir erzählt habe, das von einer tobenden Katze gebissen wurde. Das Kind erholt sich. Falls das funktioniert, hat er vielleicht eine Heilung für einen ganzen Schwung Krankheiten gefunden. Typhus und Schwindsucht stehen als Nächste auf seiner Liste. Du kannst morgen in Gates Wochenblatt alles darüber lesen.«
    Andrew bemühte sich, ihr zuzuhören. Emil war es ganz gewiss gelungen, Typhus in den Armeelagern auf einen Bruchteil dessen zu reduzieren, was Andrew von der Erde her kannte. Erreicht hatte er dies mit strengen Vorschriften zur Hygiene und zur Wasserversorgung. Ein Heilmittel wäre natürlich noch besser. Andrew war allerdings von der Frustration einer Senatsanhörung erschöpft.
    »Rede schon«, sagte Kathleen. »Die Standardformel für ein Gespräch lautet, dass ich etwas sage und du antwortest. Dann sagst du etwas, und ich antworte.«
    Er sah ihr verspieltes Lächeln, und erneut dankte er Gott dafür, dass er sie gefunden hatte -jemanden, der bereit war, die Wochen und Monate zu ertragen, die er zuzeiten fort war, die Anspannung, das lange Schweigen, das Sich-Einschließen im Büro, manchmal bis zum Morgengrauen.
    »Tut mir leid. Sie sind halt nur so verdammt kurzsichtig!«
    Kathleen blickte zur Küchentür, um sich davon zu überzeugen, dass die Kinder nicht mitgehört hatten.
    »Nun, ihr Vati ist Soldat, also könnten sie sich ruhig daran gewöhnen.«
    »Er ist aber auch College-Lehrer, und sie sollten sich nicht daran gewöhnen.«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte. »Verzeihung.«
    »Also, red schon.«
    »Das Geschrei über das Luftschiff. Ein paar Senatoren verlangen eine umfassende Untersuchung. Sie wissen, dass sie an Ferguson nicht herankommen, da ich ihn offiziell auf Dauer krankgeschrieben habe, aber sie sind hinter Hawthorne und Pather.«
    »Was möchten sie denn?«
    »Sie möchten sie wegen der Zweckentfremdung von Mitteln feuern. Der Grund liegt zum Teil darin, dass Vincent der Schwiegersohn des Präsidenten ist und sie da eine Möglichkeit erblicken, es Kai heimzuzahlen. Aber, bei Gott,

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