Fortinbras ist entwischt
in ihrer Stimme.
Aber Feydeau schenkte ihr keinerlei Beachtung. Pathetisch streckte sie ihm die Arme entgegen. Aber er schien sie nicht einmal zu sehen. Er war nur darauf aus, seinem neuen Freund zu imponieren. Er schüttelte sein nasses Fell und bespritzte die Damen, dann sauste er dreimal im Zimmer herum, bellte hysterisch, schoß wie der Blitz auf Opa los und biß ihn heimtückisch in den Knöchel.
Von irgendwoher verkündete eine Stimme gelassen, aber voller Stolz: «Es besteht die berechtigte Hoffnung, daß Mrs. Twegg meinen Heiratsantrag annehmen wird, Tante Helena!»
«Oh, aber Mr. Darling», kicherte Hilda Twegg selig.
«Schafft mir das verdammte Hundevieh vom Leibe», brüllte Opa, sank in einen Sessel und griff sich stöhnend an den Knöchel.
«Was hast du da gesagt?» fragte Mrs. Darling mit unheilverkündender Stimme.
«Dein verdammter Köter, vergiften sollte man ihn. Siehst du denn nicht, daß er mich blutig gebissen hat? Vermutlich hat er die Tollwut!»
«Nicht in England und nicht im Oktober, John. Aber ich habe gar nicht mit dir gesprochen. Rufus, was hast du da eben gesagt?»
Allgemeine Stille; das heißt, soweit in einem Zimmer mit einem völlig übergeschnappten Feydeau und einem jammernden Opa von Stille die Rede sein konnte.
Rufus und Hilda Twegg mußten sehr leise hereingekommen sein. Nun standen sie Hand in Hand da und lächelten verlegen. Die Stille hielt an; dann sagte Mrs. Darling: «Rufus, du bist ein Narr.»
«Das sage ich ihm die ganze Zeit schon, liebe Mrs. Darling, aber er will nicht hören. Er sagt: entweder ich oder eine vom Limpopo.»
«Pah!» sagte Mrs. Darling.
Heftig sagte May: «Warum soll er denn nicht Mrs. Twegg heiraten? Nur weil er Darling heißt? Für mich ist sie eine der nettesten Frauen, die ich kenne.»
«Oh, vielen Dank, liebe Mrs. Pentecost, aber im Augenblick ist ja noch gar nichts entschieden; in einem Monat wollen wir noch einmal darüber sprechen.»
«Na, ich hoffe jedenfalls, daß Sie sagen», sagte May.
«Das», sagte Mrs. Darling, «geht ausschließlich meinen Neffen und mich etwas an. Mischen Sie sich gefälligst nicht ein!»
«Ich verbitte mir, daß Sie in diesem Ton mit meiner Frau sprechen», sagte Jocelyn.
«Ihre Frau soll sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, Mr. Pentecost.»
«Ich habe keine Lust», sagte May, «mir mit anzuhören, wie Sie verächtlich von einer Frau sprechen, die sich so selbstlos für Sie abgerackert hat.»
«Ich auch nicht», sagte Rufus.
«Ich auch nicht», kam es von Jocelyn.
Opa sagte: «Vielleicht erinnert sich einer von euch, sobald ihr mit eurem emotionellen Blutbad fertig seid, der Tatsache, daß ich hier allmählich verblute.»
«Stell dich nicht so an, John», sagte Mrs. Darling, «es ist doch nur ein kleiner Kratzer.»
«Ein Kratzer? Da, sieh dir das mal an! Dieser hundsgemeine kleine Kläffer hat mich bis auf den Knochen gebissen. Vielleicht kann ich nie mehr richtig gehen. Und das nennst du einen Kratzer?» Wuterfüllt sah er sie an.
«Wie beliebtest du meinen kleinen Feydeau zu titulieren?» fragte Mrs. Darling noch immer beherrscht.
«Einen hundsgemeinen kleinen Kläffer habe ich ihn genannt, Helena, und ein hundsgemeiner kleiner Kläffer ist er auch.»
Mrs. Darling nahm Feydeau, naß und schmutzig wie er war, auf den Arm. Sie preßte ihn an sich und schmiegte ihre Wange an sein nasses Fell. «Mrs. Twegg», sagte sie, «würden Sie, falls Sie sich bitte von meinem Neffen losreißen können, so freundlich sein, mein Meißen zu packen. Sobald die Verbindung mit der Außenwelt wiederhergestellt ist, möchte ich dieses Haus verlassen.»
«Das Haus verlassen?» rief Opa. «Was, zum Teufel, redest du denn da, Helena?»
«Ich hatte Sie für einen Gentleman gehalten», sagte sie, «aber inzwischen ist mir klargeworden, daß sich bei Ihnen unter einer äußerst dünnen Tünche die Seele eines Droschkenkutschers verbirgt.»
Opa war sprachlos. Ein einmaliges Phänomen. Aber schließlich sagte er mit zornbebender Stimme: «Sagten Sie Droschkenkutscher?»
«Ja, ich habe Droschkenkutscher gesagt, und ein Droschkenkutscher sind Sie auch.»
Opa sagte: «Ihr Köter ist hier über mich hergefallen und hat mich so zugerichtet, daß ich nicht mehr stehen kann. Und Sie haben weiter nichts als unverschämte Beleidigungen für mich. Machen Sie bloß, daß Sie fortkommen, Sie...»
«Wehleidigkeit war mir schon immer ein Greuel», sagte Mrs. Darling.
«Mir auch», sagte May.
«Halte du deine Nase
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