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Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)

Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)

Titel: Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Schnitt
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GPS-Gerät ein.
    »… was wir nicht wissen, ist, aus welchem Compound sie sich da hin bewegen. So viel zur Feindlage, was ich von dort weiß. Also noch mal: Es ist amtlich, da sind welche. Wo die sind und wie viele es sind, kann ich nicht sagen. Die Bevölkerung in Isa Khel steht uns neutral, aber eher zurückhaltend gegenüber. Das ist optimistisch ausgedrückt. Aber da erzähl ich euch ja nichts Neues.«
    Die Soldaten nicken nur grimmig. Jeder von ihnen kennt den Namen Isa Khel. Am Karfreitag 2010 fielen in der Ortschaft drei Bundeswehr-Soldaten, ein Dingo wurde zerstört. Ein Zug Bundeswehrsoldaten war bei der Ortschaft in einen Hinterhalt geraten. Die Taliban waren zahlenmäßig überlegen und hatten den Angriff wohl akribisch geplant. Schnell lagen die deutschen Soldaten unter schwerem Beschuss. Nach wenigen Minuten gab es die ersten Verletzten. Die Deutschen setzten sich mit Handfeuerwaffen und MGs zur Wehr, mussten aber bald ausweichen (geordneter Rückzug) und bis zum Eintreffen von Verstärkungen ausharren. Beim Ausweichen explodierte ein IED unter einem Dingo, zwei Soldaten wurden dabei tödlich verwundet. Ein weiterer Soldat starb bereits vor dem Eintreffen der Rettungshubschrauber. Das Wrack des Dingo musste beim Rückzug von der Bundeswehr gesprengt und zurückgelassen werden. Für die Taliban war das brennende Wrack das Zeichen ihres Sieges. Für die Bundeswehr war es das sichtbarste Zeichen ihrer Niederlage. Dieser Karfreitag 2010 hatte umgehend Auswirkungen auf die Ausrüstung. Der damalige Verteidigungsminister zu Guttenberg ließ die Zahl der Marder-Schützenpanzer auf zwanzig verdoppeln und verlegte zudem drei Panzerhaubitzen nach Afghanistan. Im Zuge der Operation »Halmazag« im November 2010 wurde die Ortschaft dann von Kampfflugzeugen bombardiert. Deutsche und afghanische Einheiten besetzten Isa Khel schließlich. In den darauffolgenden vier Tagen kam es zu heftigen Gefechten, als Taliban versuchten, die Ortschaft zurückzuerobern. Seitdem war es ruhig in Isa Khel. Jetzt hat sich die Ortschaft zurückgemeldet.
    Isensee umreißt noch einmal den Stand: »Also, unser Auftrag ist vierteilig:
    1. Die Raketen-Abschuss-Stelle ausfindig machen.
    2. Ein Gebäude auf Tauglichkeit überprüfen, in dem die afghanische Polizei einen Vorposten beziehen soll.
    3. Unser Nachrichtenoffizier Hauptmann Paul soll mit der Bevölkerung Gespräche führen.
    4. Die EODs sollen einen verdächtigen Compound nach Raketen und Sprengstoff durchsuchen.«
    Die Soldaten schreiben mit. »An der Operation beteiligt sind außerdem die ANA, die ANP und einige LSF-Kräfte.« Also die afghanische Armee, die Polizei und die bei den Soldaten nicht so beliebten lokalen Sicherheitskräfte. »So, und nun ab ins Bett. Wir rollen um 5:00 Uhr.«

Die Pick Ups von Isa Khel
    Nach einer sehr kurzen Nacht sitzen Schröder, Wild, Chill und Körner auf ihren Feldbetten und munitionieren ihre Waffen auf. Schröder drängt seine Jungs zur Eile. Hektisch werfen sie ihre Schutzwesten über, im Laufschritt geht es zum Dingo.
    Körner: »Chill, ich bin noch mal schnell auf’m Dixi.«
    Chill sitzt bei offener Tür am Steuer des Foxtrott-4-Dingos und zündet sich noch schnell eine Zigarette an. Schröder setzt sich den Gehörschutz ein. Er schwitzt und wirkt angespannt. Niemand weiß, was uns in Isa Khel erwartet.
    Erster Wegpunkt ist die Höhe 432. Dort sollen sich die Soldaten mit der ANA- und LSF-Einheit treffen. Kompaniechef Schellenberger gibt die letzten Informationen über Funk an die Soldaten weiter. »Feindlage: Derzeit im Raum rund um 432 ungeklärt. Kampfmittellage aufgeklärt, vermutlich bei der genannten Koordinate ein oder mehrere IEDs.«
    Körner kommt vom Dixi und steht nun in der Luke des Dingos. Er überprüft die Waffen auf dem Dach. Auch er schwitzt. Schröder steigt ein, zu seiner Gruppe sagt er: »Wir warten noch auf die ANP.« Er streift die feuerfesten Handschuhe über und zurrt seinen Helm fest.
    Die Pick-Up-Jeeps der afghanischen Polizei rollen auf den Parkplatz. Auf der Ladefläche nicht nur Polizisten, sondern auch die abenteuerlich aussehenden Kämpfer der lokalen Sicherheitskräfte. Sie tragen Gewänder, teilweise einzelne Uniformteile, einige haben nur Sandalen an den Füßen. Manche tragen die gelbe Armbinde, die sie als Verbündete der Bundeswehr ausweisen soll, die meisten sind heute ohne unterwegs.
    Über die Strategie, lokale Sicherheitskräfte einzubinden, habe ich einmal mit dem Kompaniechef der Task Force Kunduz

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