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Frag die Karten

Frag die Karten

Titel: Frag die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Launen«,
bemerkte Sebastian.
    »Möglich. Soll ich Ihnen helfen auf dem
Weg hinüber ins Kloster — ich meine, zu den Schlafräumen?«
    Sebastians narbiges Gesicht verzog sich
zu einem Lächeln. »Das ist nicht nötig. Hier komme ich gut mit meinem Stock zurecht.
Ich kenne mich aus, verstehen Sie.«
    Ich warf einen Blick auf meine
Armbanduhr. Es war kurz vor elf, und ich stellte fest, daß mir nicht nach
weiteren Gesprächen zumute war. »Dann werde ich jetzt gehen. Vielleicht sehen
wir uns morgen bei Gus, in seiner neuen Wohnung?«
    »Wahrscheinlich, Miss McCone.«
    Sebastian verließ mich auf dem
Plattenweg vor der Kirche, wo der volle Mond durch die knorrigen Aste eines
Baums schien. Ich gähnte und entschloß mich, nach Hause zu gehen, um endlich
einmal ausschlafen zu können. Morgen früh wollte ich mich mit Mr. Moe
unterhalten, mit dem ›dunklen Mann‹, der nach Madame Anyas Weissagung
versuchte, mir Lügen aufzutischen.
     
     
     

Kapitel
10
     
    Das helle Licht des Morgens sah mich
wieder einmal bei All Souls, zu einer Konferenz vor Beginn des Prozesses in der
Sache mit dem hölzernen Whirlpool. Es war keine sonderlich dramatische
Untersuchung gewesen, aber ich hatte festgestellt, daß vom Hersteller des
Whirlpools minderwertiges Material verwendet worden war. Und wir hatten
daraufhin, wie Hank es bezeichnete, einen wasserdichten Fall gegen einen
Betrieb, dessen Holzwannen nicht wasserdicht waren.
    Um ein Uhr mittags war ich offiziell
wieder beurlaubt. Ich kehrte in mein Büro zurück, um meine Tasche zu holen und
mich nach Anrufen zu erkundigen. Zweimal war angerufen worden für mich — einmal
von Greg und dann von Linnea.
    Gregs Frage lautete schlicht: »Was gibt’s
Neues?« Ich fragte mich flüchtig, ob das vielleicht Bedauern ausdrücken sollte
wegen des sarkastischen Tons, mit dem er sich gestern von mir verabschiedet
hatte. Aber nein, er bedeutete wahrscheinlich nur, daß er sich langweilte und
hoffte, ich würde wieder mit ihm zum Mittagessen gehen. Ich warf den Zettel in
den Papierkorb.
    Die zweite Nachricht war
beunruhigender. Linnea bat mich, sie anzurufen; es sei sehr dringend. Ich legte
den Zettel auf die Schreibunterlage und überließ mich meinen Gedanken; dabei
trommelte ich mit den Fingern auf die Schreibtischkante. Der Zustand meiner
Freundin hatte sich zwar gestern wesentlich gebessert, aber ich wußte nicht,
wie lange das anhalten würde.
    Als ich am Abend zuvor zu Hause
angekommen war, hatte ich alles ruhig vorgefunden. Eine Wolke warmer, feuchter
Luft und der Duft von Linneas Lieblingsparfüm hatten mich empfangen.
    Es schien wirklich besser zu werden mit
ihr, dachte ich und ließ den Abend noch einmal Revue passieren. Sie hatte
vermutlich vor dem Zubettgehen geduscht.
    Ich ging dann ins Bad und schaltete das
Licht ein. Der Spiegel war poliert, das Waschbecken strahlte vor Sauberkeit.
Frische Handtücher hingen an den Stangen, die gebrauchten lagen im Wäschekorb.
Am Spiegel klebte ein Zettel: ›Sharon — entschuldige das Durcheinander. Ich
versuche, mich zu bessern. Alles Liebe, L.‹
    Ich blickte in den Spiegel und stellte
fest, daß ich betroffen und beschämt dreinschaute. Linnea meinte es gut, und
ich hatte ihr nicht zugetraut, daß sie es mir beweisen würde.
    Dann ging ich durch den Korridor ins
Zimmer, wo eine kleine Stehlampe brannte. In ihrem Schein sah ich Linnea auf
dem Boden im Schlafsack liegen, und die Katze hatte sich neben sie gekuschelt.
Das Zimmer war ordentlich aufgeräumt, auf dem Couchtisch stand eine Vase mit
frischen Narzissen, und an der Vase lehnte eine Tafel Ghirardelli-Schokolade.
Mein Magen zog sich zusammen, als ich an Greg dachte.
    Beruhige dich, sagte ich zu mir. Und
wenn er hier gewesen war? Wenn er auf diese Weise erfahren hatte, daß Linnea
bei mir wohnte? Es war schließlich nicht schlimm, daß ich sie ihm gegenüber
nicht erwähnt hatte; wir hatten uns nicht mehr privat getroffen, seit sie bei
mir eingezogen war.
    Aber ich fühlte mich trotzdem
unangenehm berührt und befürchtete, daß es irgendeine Querverbindung zu dem
fehlenden Stück Vorhangschnur geben konnte.
    Ich kleidete mich aus und nahm den
angenehmen, sauberen Geruch des frischen Bettzeugs wahr, dann zog ich die
schwere Decke hoch. Ich mußte endlich diese lächerliche Vorhangschnur vergessen
und mich auf die erwiesenen und bekannten Tatsachen des Mordfalls
konzentrieren.
    Denke erst einmal über das Motiv nach,
Sharon!
    Was für ein Motiv konnte Linnea haben?
Sie hatte Molly gern

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