Frag Nicht - Kuess Mich
Lara den Reißverschluss ihrer Jacke hoch, als könnte das seine Sehnsucht stoppen, ihre wunderschönen Brüste berühren zu wollen. Tief enttäuscht wandte Alessandro sich ab, um seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen.
Es war zu spät, dachte er. Viel zu spät. Sie hatten eine Grenze überschritten, und nun gab es kein Zurück mehr.
Schweigend kehrten Alessandro und Lara zu ihrem Haus zurück. Beide waren in Gedanken noch bei den Geschehnissen auf dem Spielplatz. Die Leidenschaft würde schon einen Weg finden, gestillt zu werden, das wusste Alessandro nun. Aber Lara war das scheinbar noch nicht bewusst. Sie und er gehörten einfach zusammen.
An der Gartenpforte blieben sie stehen. Lara biss sich auf die von den Küssen geschwollenen Lippen. „Das hätte niemals passieren dürfen, Alessandro. Du bist nur einige Tage in der Stadt. Ich kann nicht deine Gespielin sein.“
Das klang so altmodisch. Trotz des Gefühlschaos, das in ihm herrschte, hätte Alessandro am liebsten gelacht. Doch er hatte sich im Griff. „Vieles kann innerhalb einiger Tage passieren, Larissa.“
Sie hielt den Atem an und musterte ihn misstrauisch.
Die Versuchung, erneut von ihrem süßen Mund zu probieren, war überwältigend. Doch er widerstand diesem Impuls. Vielleicht war es besser, Lara hungrig zurückzulassen. Es gab so viele Dinge, die er bedenken musste, und dazu brauchte er einen kühlen Kopf.
In einem der Zimmer der oberen Etage brannte Licht. Doch Lara bat ihn nicht hinein.
Und die Wahrheit war, Alessandro wollte das schlafende Haus auch gar nicht betreten.
8. KAPITEL
Es dauerte lange, bis Alessandro schließlich Schlaf fand. Er träumte, es wäre Sommer – Sommer in Australien, mit strahlend blauem Himmel und flirrender Mittagshitze. Wie an dem Tag, als er zurückgeflogen war, um sein Versprechen einzulösen. In der Tasche hatte er den Verlobungsring seiner Urgroßmutter dabei.
Er träumte, er verfolge eine Frau durch eine sommerliche Allee, das Haar der Frau flatterte in der leichten Brise. Das hatte er schon so oft geträumt. Und dann wurde es dämmrig, die Luft war erfüllt von betörendem Geißblattduft und sehnsüchtigem Verlangen.
Die Frau lachte ihm über die Schulter hinweg zu. Jetzt erkannte er Lara. Natürlich war es Lara, wer hätte es denn sonst sein sollen? Er streckte die Hand nach ihr aus, doch sie entschlüpfte ihm und blieb unerreichbar. Verstört bemerkte er jetzt, dass sie ein Baby auf einer Hüfte balancierte. Verzweifelt versuchte er, einen Blick auf das Gesicht des Babys zu erhaschen, doch sosehr er sich auch bemühte, das Kind wandte jedes Mal den Kopf ab.
Bei Tagesanbruch fuhr Alessandro erschrocken aus dem Schlaf. Schweiß stand ihm auf der Stirn und sein Puls raste. Stundenlang verfolgte ihn noch das Gefühl aus seinem Albtraum, etwas sehr Wertvolles verloren zu haben.
Beim Rasieren überlegte er, dass die Erwähnung des Namens von Laras Tochter etwas in seinem Unterbewusstsein ausgelöst haben musste. Seltsamerweise sah er nun ein kleines Mädchen vor sich, das in dem Sandkasten auf dem Spielplatz von letzter Nacht spielte.
Als Alessandro frisch geduscht und rasiert beim Frühstückskaffee saß und die Morgenzeitung durchblätterte, wurde ihm schlagartig etwas klar. Er war nicht der erste Mann auf der Welt, der sich mit solch einer Situation konfrontiert sah. In Italien wäre es selbstverständlich gewesen, die Mutter seines Kindes sofort zu heiraten. Das war eine Frage der Familienehre.
Was seine Mutter wohl sagen würde, wenn sie davon wüsste?
Also was konnte Alessandro nun tun? Eine widerstrebende Braut zum Altar führen oder ihr einen großzügigen Unterhalt zahlen, damit sie das Kind auch allein großziehen konnte?
Alleinerziehende Mütter waren in Australien voll anerkannte Mitglieder der Gesellschaft. So jedenfalls erschien es auf den ersten Blick. Doch wie sollte er das als Außenstehender beurteilen? Vielleicht hatten Lara doch mit unterschwelligen Anfeindungen zu kämpfen.
Eine Frau wie Lara würde sicherlich über kurz oder lang heiraten. Eigentlich seltsam, dass dies noch nicht geschehen war. Bestimmt würde bald ein Typ auf der Bildfläche erscheinen, der sie auf der Stelle heiratete und bereit war, für ihr Kind zu sorgen.
Gedankenverloren hielt Alessandro die Kaffeetasse in der Schwebe, bevor er sie wütend wieder abstellte. Dabei musste er mehr Kraft verwendet haben als eigentlich beabsichtigt. Dunkle Spritzer verteilten sich auf seiner Morgenzeitung.
Die
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