Frame, Janet
sitzt, genau wie die leise Stimme, die das Pferd mit Hü und Hott antrieb
am sonnigsten aller Tage, einem Tag von der Farbe einer einzelnen Toitoirispe mit einer Sonnenblume aus Kernekuchen im Herzen, obwohl die Kerne zu schwarzer Asche verbrannt sind, die vom selben Wind, der den rosigen Blumenleib beugt und bricht, Millionen Jahre lang in eine Welt der Blindheit getrieben wurde
dieses Zimmer
und eine schwarze Decke auf dem Bett wie ein elastischer, eingesäumter Käfer, und auf seinem pelzigen Panzer liegen die Frauen, die Schläfen mit einem purpurnen Schuss flüssiger Ätherseife sauber gewaschen
und in Watte gepackt. Und die plappernden schnatternden waldstillen Frauen warten in einer Schlange auf den Schalter, der ihnen das Sehen nimmt
und die Furcht
und keine versucht fortzulaufen, denn siehe, sie bewohnen einen Raum der Blindheit mit Türen ohne Schloss, und nur wer vom Korridor her eintritt, kann mit dem Körper durch die Wand, und sie schließt sich hinter ihm wie Samt, wie eine Woge hinter dem Kielwasser eines reisenden Heiligen oder eines Schiffs.
Aber nun ist Gott oder der Teufel gekommen, durch den langen Korridor, hat seinen Geist und seine Stimme in molekülkleinen Tropfen durch die abschreckende geschlossene Wand gepresst. Er begrüßt die Frauen. Er wringt das Blut aus ihren Flanellmänteln. Es tropft auf den Boden und bildet ein Rinnsal, das auf die Wand zufließt, aber nicht hindurchdringt und zur Woge anschwillt, die gegen die Wand drückt und nicht abfließen kann.
Die Frauen schreien. Sie haben Angst zu ertrinken. Oder zu verbrennen.
Die Schwester pflückt eines ihrer rosigen Blütenblätter und lässt es auf die Woge flattern, damit es das Rot aufsaugt, in einem einzigen Zug. Dann bringt sie ihren Körper wieder in Ordnung, steckt das Blütenblatt in die Lücke zwischen Mund und Augen und lächelt Gott oder dem Teufel zu, der bereitsteht, ihr mit einer Handbewegung, einem Augenaufschlag ein Zeichen zu geben, ein Zeichen, heimlich wie ein Schrei,
dann wird der Kopf der sich windenden Schlange abgebrochen, zur Tür am Ende des Zimmers gezogen,
und die Tür springt auf wie zwei Handflächen, deren Geste sagt:
Cela m’est egal, cela m’est egal.
Und der zuckende Kopf wird in den Raum gebracht, und die wartenden Frauen hören schlurfende Schritte, eine Stimme, zwei Stimmen, den Aufschrei einer Seele, die in einem finsteren Tunnel überrumpelt wird. Dann Stille. Bis die Tür mit einer gleichgültigen Geste wieder aufspringt und ihre hölzernen Hände zeigt und ihre Herz- und Lebens- und Schicksalslinien.
Cela m’est egal, cela m’est egal. Es klingt wie ein sorgloses Atmen oder ein Gemeinplatz, und auf dem Bett, das herausgerollt wird, liegt das, was vom Kopf der Schlange übrig ist; das Gesicht blau wie das von Toby mit einer schwarzen Pfeife im Mund wie eine Flöte.
Die Augen weit aufgerissen im Triumph erzwungener Blindheit.
Bewusstlos stöhnt und wackelt der Kopf, und schnell, als läge er im Sterben, wird er mit Rosen vom Rest der sich windenden Schlange abgeschirmt, und der Zeigefinger der rosigen Blume schließt die Augen und streicht sie glatt, sanft, wie man Tote behandelt, die nicht mehr verletzt werden können; und die Pfeife wird ihm aus dem Mund genommen, als könnte sie, bliebe sie länger dort, ihre Melodie von der Blindheit zu verführerisch spielen.
Und wieder wird die Schlange auseinandergerissen, die gleiche Prozession zur Tür, dieselbe Ruhe:
Cela m’est egal.
Und jetzt wird Daphne an der Reihe der Frauen vorübergeleitet, die tot daliegen, jede mit ihrer Pfeife oder Flöte noch im Mund, oder schon daraus entfernt, falls die Musik sonst alles erstarren ließe wie im Märchen, die ganze Welt draußen wie drinnen.
Die Türen empfangen sie. Dieselbe Gleichgültigkeit.
Und Gott oder der Teufel links am Kopfende des erhöhten Betts, das kariert dahinschwebt wie ein Schatten der gefesselten Wirklichkeit, geworfen von einer unsichtbaren Lichtquelle. Der Doktor bewegt sich vorsichtig, wie auf Zehenspitzen, zwischen Schwertern umher. Er bewacht etwas. Zuerst scheint es sein Leben zu sein. Dann ist es die Maschine, cremefarben, mit geschwungenem Leib und glühenden Augen, das eine, gefährliche, rot, das andere, mit dem man die Impulse kappt, schwarz. Er steht da, die Hände leicht, scheinbar leicht, auf seinen Schatz gestützt; aber dann erkennt Daphne, dass er es nicht wagt, die Hand von dem üppigen Leib der rot- und schwarzäugigen Maschine zu lösen; sie ist
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