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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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sich die Brille auf die Nasenspitze, um die Arbeit zu bestaunen. »Sieht so aus, als ob du schon einen neuen Flicken brauchst.«
    »Ich danke euch allen, dass ihr mich eingeladen habt«, sagte Lindy. »Wir sind ja erst zwei Wochen hier und es ist schön, das Gefühl zu haben, dass man schon dazugehört.« Lindy sah die Damen an.
    »Sei lieber vorsichtig, ehe du uns zu früh dankst. Duweißt ja gar nicht, auf was du dich da eingelassen hast!«, rief Izzy johlend.
    »Das hast du gesagt«, bemerkte Grandma Rae und klopfte auf die Bibel, die in ihrem Nähkorb lag, wie ich wusste. »Wir sind eine rechtschaffene Gruppe«, ließ sie Lindy stolz wissen.
    »Das glaube ich gern«, sagte Lindy und lächelte.
    »Und, was ist in der Bücherei so los?«, fragte Izzy. »Da muss es doch ’ne Menge zu erfahren geben!«
    Lindy hatte angefangen, in Teilzeit in der Aubree-Bücherei zu arbeiten. Nach dem Dienst brachte sie immer haufenweise Bücher für Lucas mit.
    »Ach, es gibt alles Mögliche«, sagte Lindy.
    Die Bienen horchten auf. »Zum Beispiel?«, fragten alle gleichzeitig.
    »Nun«, antwortete Lindy, »wir bekommen ja Zeitungen aus drei Bezirken, ganz zu schweigen vom Internet. Ihr solltet mal reinschauen. Ich helfe euch gern beim Surfen im Netz, falls ihr das nicht schon könnt.«
    Die Damen schüttelten die Köpfe.
    »Nein, nein, die Mädels hier sind zu alt zum Surfen, wo auch immer«, sagte Izzy. »Außerdem habe ich ja nicht die allgemeinen Nachrichten gemeint. Ich meine das Neueste aus der
Stadt.
Davon kriegst du doch bestimmt eine Menge mit.«
    Alle Damen nickten.
    Lindy sah sie verwirrt an.
    »Izzy meint Klatsch.« So, Mama hatte es ausgesprochen.
    »Aber Celia, wir klatschen doch nicht«, rügte Grandma Rae sie. »Klatsch verbrennt die Ohren. Wir
nehmen Anteil

    »Ach so.« Lindy nickte. Sie betrachtete die Gruppe genauer und beugte sich vor. »Tja, ich hab da möglicherweise so was über die Frau des Bürgermeisters gehört.«
    Kaum hatte Lindy zu sprechen begonnen, da neigten sich ihr alle Köpfe beflissen zu. Die Decke wurde für eine »Verschnaufpause« beiseitegelegt. Da konnte Grandma Rae lang reden. Die Ohren unserer Damen brannten lichterloh! Mama zwinkerte mir von der Staffelei aus zu.
    »Du hast dich ja scheint’s wirklich gut eingelebt«, sagte Dotty, als Lindy fertig war mit Erzählen, und fächelte sich mit einer Serviette Luft zu. Die Damen hatten sich zurückgelehnt, ganz erschöpft von ihrem
Anteilnehmen
.
    »Deine Töpferarbeiten sind ja schwer im Gespräch in der Stadt«, sagte Faye. »Bei Harland bleiben sie nicht lange im Regal stehen.«
    Lindy lächelte.
    »Ich nehme an, du warst noch nicht im Sonntagsgottesdienst?«, fragte Grandma Rae und zog eine Augenbraue hoch. Wir hielten den Atem an.
    »Noch nicht, aber ich habe letztes Wochenende denPastor auf dem Bauernmarkt getroffen. Er hat mir beim Auswählen von Pfirsichen geholfen.«
    Grandma nickte billigend und warf Mama einen kurzen Blick zu. Wie ich schon sagte, Lindy war
der
Hit. Und darum waren wir auch so verdattert über Izzys nächste Frage.
    »Und wo ist dein Mann?«, fragte sie nämlich. Ganz unverblümt. Da saßen wir alle vergnügt zusammen, und
rumms
, versank der Raum in tödlichem Schweigen.
    »Izzy!«, schalt Mama. Lindy sah auf ihre Hände. Ich konnte den Rand von getrocknetem Ton an ihren Daumennägeln sehen.
    »Macht doch nichts«, sagte sie, setzte sich etwas aufrechter hin und sah die Frauen an. »Ich hab keinen, tut mir leid.«
    Meine Gedanken wanderten zurück zu dem, was Lucas in der Scheune über seinen Vater gesagt hatte. Aber Lindy gab nichts weiter preis. Die Damen beugten sich eifrig über ihre Blätter und Zweige, alle außer Izzy, die Lindy mit freundlichem Blick ansah.
    Mama spürte wohl, dass es gut war einzugreifen, und legte Pinsel und Palette beiseite. »Möchte jemand Limonade?«, fragte sie. Ich folgte ihr in die Küche, wo wir die Zitronen auf der Arbeitsplatte hin- und herrollten, damit der Saft besser herauskommen würde. Mama schnitt jede gekonnt in Hälften, schloss die langen Finger über den gelben Früchten und presste sie aus.
    »Bring die mal zu den Hühnern raus«, sagte sie und reichte mir die Schalen.
    Draußen warf ich die ausgepressten Schalen über den Hühnerzaun und sah zu, wie sich die Hühner gackernd und scharrend um den Abfall scharten. Dann ging ich den Abhang wieder hinauf zur hinteren Küchentür. Da hörte ich von drinnen Izzys und Mamas Stimmen. Sie redeten leise, daher wusste ich,

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