Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
Vom Netzwerk:
dass es sich um ein Gespräch unter vier Augen handelte. Ich wartete draußen und wollte eigentlich nicht zuhören, aber es ging nicht anders.
    »Ehrlich, Iz, warum hast du sie das auch fragen müssen?«, schimpfte Mama.
    »Aber hast du dich das denn nicht auch schon gefragt?«, wollte Izzy ihrerseits wissen.
    »Sicher, aber das steht uns doch nicht zu. Lindy ist noch neu.«
    »Es hat ihr doch anscheinend nichts ausgemacht«, wehrte sich Izzy.
    »Sie will eben keine Spielverderberin sein«, sagte Mama.
    »Scheint ein Dauerzustand zu sein.«
    »Was meinst du?«
    »Sie fließt über vor Traurigkeit, das tut sie«, sagte Izzy mit einem Seufzen.
    »Sei nicht albern«, erwiderte Mama. »Lindy ist die fröhlichste Person, die ich kenne.«
    »Ich mach keine Witze. Ich kenne die Traurigkeitaus eigener Erfahrung und ich sehe es einer Frau an, der es ebenso ergangen ist.« Izzys Stimme war ernst.
    Ich spähte durchs Küchenfenster. Mama und Izzy standen an der Arbeitsplatte, die Damen schnatterten laut hinter ihnen am Esstisch. Ich spitzte die Ohren, um Mamas Worte zu verstehen.
    »Komm schon, Iz. Sie hat einen tollen Sohn und hat sich gut eingelebt. Ihre Töpferwaren sind ein Hit.«
    Izzy schüttelte den Kopf. »Alles nur Kinkerlitzchen. Schau ihr mal richtig in die Augen. Da verbirgt sich eine Geschichte, die sie nicht erzählen will«, sagte Izzy unbeirrt.
    Izzy trug die Limonade hinein zu den Damen. Ich drückte mich an die heiße Holzwand des Hauses und atmete leise. Die Hintertür schwang auf und Mama ging dicht neben mir vorbei. Sie hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck. Mit verschränkten Armen starrte sie zu dem kleinen Holzhaus hinüber.

Eiscreme
    S ag mal, beim wievielten Buch bist du jetzt?«, schnaufte Pearl und strampelte wie wild.
    »Beim fünften«, rief ich zurück, fuhr um die Ecke des Stadtgartens und bog in die Hauptstraße ein. Mir war übers Wochenende die Ersatzmilch für die Patienten fast ausgegangen. Erleichtert war ich jetzt an diesem Montagmorgen unterwegs zur Praxis des Tierarztes. Pearl war fast drei Kilometer fest in die Pedale getreten, um auf ihrem zerkratzten rosa Kinderrad mitzukommen. Seine abgefahrenen Reifen drehten sich doppelt so schnell wie die meines Zehngangrads. Ich sah mich nach ihr um. Ihre Sommersprossen glühten auf ihren roten Wangen.
    »Mutter sagt, dass ich ein neues Fahrrad kriege, wenn ich den Lesewettbewerb gewinne«, hatte mir Pearl vorher anvertraut. Ich weiß nicht, womit ich mehr Mitleid hatte, damit, dass ihre Mutter sie zwang, auf dem Kinderrad zu fahren, bis sie gewann, oder mit ihrer Überzeugung, dass sie tatsächlich gewinnen könnte.
    Vor Harlands Supermarkt hielt ich an. »Eispause?«, fragte ich und klopfte mir vorsichtig auf die Blusentasche.Ich trug Winzling jetzt ständig in der Tasche mit herum. Da konnte er in der dunklen Wärme gut dösen. Ihm schien das zu gefallen und ab und zu streckte er das Köpfchen raus und sah sich um. Ich hatte an dem Morgen fast vergessen, dass er da drin war, bis wir schon den halben Weg hinter uns hatten.
    »Okay«, japste Pearl und kam schlingernd neben mir zum Stehen. »Aber versteck die Maus lieber.« Pearl kam mit der Tierklinik ganz gut zurecht, solange sie keinen der Patienten anfassen musste. Vor allem keine Mäuse.
    Wir verzogen uns in die kühle Luft von Harlands Milchabteilung und ich warf einen Blick in meine Dose mit der »Tierkasse«. Ein schlechtes Gewissen hatte ich schon, dass ich etwas davon für Eis ausgab. Aber Pearl hatte zugestimmt, mich bei den Besorgungen der Tiermedizin zu begleiten, daher konnte es wohl als Ausgabe für Angestellte gelten. Außerdem war die Dose zur Zeit ganz schön voll. Faye Wakemans Fünf-Dollar-Spende war zwar längst aufgebraucht, aber es war seither eine Menge dazugekommen von Leuten, die mir neue Patienten gebracht hatten. Sogar Izzy hatte letzten Freitag einen Zwanzig-Dollar-Schein in die Dose gestopft, als Grandma Rae nicht hinsah.
    »Hey«, sagte Pearl und gab mir einen Eislolli. »Ist das Lucas?« Sie deutete durch den Laden auf eine der Kassen. Er war es.
    Plötzlich kam ich mir albern vor mit einer Maus in der Tasche und einem schmelzenden Eis in der Hand. »Nichts wie weg«, sagte ich.
    »Aber ich hab mir doch noch kein Eis ausgesucht.« Sie stand mitten im Gang und stemmte die Hände in die Hüften. Ehrlich, manchmal war Pearl störrisch wie ein Maultier.
    »Nimm meins«, sagte ich und warf kurz einen Blick zu den Kassen. Ich schob ihr meinen Eislolli in die Hand.

Weitere Kostenlose Bücher