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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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Still hingen die Gardinen herunter, nicht ein Lüftchen bewegte sie.
    »Ist Lindy krank?«, fragte Grandma und sah Mama über den Rand ihrer Brille an.
    »Nein. Sie macht sich in letzter Zeit nur rar.«
    Izzy sah Mama an, und der Blick, den sie tauschten, brachte mich in die Küche zurück, zu Izzys Worten.
Sie fließt über vor Traurigkeit, das tut sie
.
    »Jetzt komm und setz dich«, schalt Grandma. »Du schleichst ja hier rum wie auf Kohlen. Du machst mich ganz nervös.«
    Mama kam an den Tisch zurück und setzte sich neben Dotty, die sie kurz tätschelte.
    Grandma sah mich fragend an. »Nähst du heute nicht mit? Ein bisschen Übung würde dir guttun.«
    Ich schüttelte den Kopf und zählte den Inhalt der Tierkasse. Noch dreiundsechzig Dollar, nachdem Daddy im Tierladen Ersatztiermilch und Körner gekauft hatte. »Muss die neuen Opossums füttern«, sagte ich zu ihr. »Deine Freundin Ruby hat sie gebracht. Hat sie hinter der Kirche entdeckt.«
    »Opossums?« Grandma Rae verzog angewidert den Mund. »Ruby Miller, wirklich?«
    »Fromme Opossums«, sagte Ben zu ihr. »Und manchmal spielen sie tot!« Er rollte sich auf dem Teppich auf den Rücken und streckte die Beine in die Luft, um es vorzumachen.
    »Das sind so Dinger!«, sagte Izzy und warf einen Dollar in meine Dose. »Schlaue kleine Biester, dass sie sich tot stellen können. Glaubt ihr, man würde mich in Ruhe lassen, wenn ich mich auf dem Boden zusammenrollen würde?«
    »Also wirklich«, sagte Grandma, aber alle anderen lachten. Sie lachten immer noch, als Faye Wakeman hereingetrampelt kam, rot und gebeugt.
    »Faye«, sagte Mama, »alles in Ordnung?«
    Wir sahen zu, wie sich Faye auf ihren angestammten Platz neben Grandma fallen ließ.
    »Nur eine Hitzewallung. Bin seit dem Morgen auf und versuche, den Mais ein bisschen zu wässern. Aber der Fluss ist ausgetrocknet.«
    »Ich hab gehört, dass die Dorsen-Farm für dieses Jahr Schluss gemacht hat. Ihre Hirse ist völlig vertrocknet«, sagte Dotty.
    Grandma sah sie warnend an und Dotty legte die Hand über den Mund. »Ach Faye, es tut mir so leid. Ich wollte nicht …«
    »Nein, nein«, fuhr Faye dazwischen und nahm den Eistee an, den Mama ihr anbot. »So ist es nun mal. Wir sind alle schwer getroffen. Wir haben schon Staatshilfe beantragt, aber ich weiß nicht, wie viel wir bekommen.«
    Wie es schien, beantragte jeder staatliche Hilfe. Ständig sah ich die amtlichen Wagen durch die Stadt fahren, um Felder auf ihren Ertrag zu überprüfen. Es war erst Anfang August und schon konnte man sagen, dass die Ernten des Monats als verloren galten. Faye hatte recht. Jeder war schwer getroffen.
    Izzy zwinkerte mir zu. »Ist es nicht an der Zeit, deine Viecher zu füttern?«
    Ich nickte, froh darüber, die deprimierte Gruppe allein lassen zu können.
    »Sidda, du und Ben, ihr helft Franny«, schlug Mama vor. Ausnahmsweise legte Sidda mal keinen Protest ein. Es war klar, dass die Damen etwas zu besprechen hatten.
    In der Küche holten wir die Ersatzmilch aus dem Kühlschrank und frische Flaschen aus der Spülmaschine. Ich hielt das Tablett fest und Ben und Siddaluden es mit den Vorräten voll. Ich war schon fast aus der Tür, als im Garten lautes Geschrei losbrach.
    Ich sah auf. Lucas sprang von der Veranda, gefolgt von seinem Vater, der ihm etwas nachschrie. Aber Lucas blieb nicht stehen.
    »Was ist denn da für ein Getöse?« Grandma Rae war hinter mir aufgetaucht.
    In dem Moment erschien Lindy. Ich konnte sie nicht verstehen, aber wie es schien, wollte sie Lucas überreden, zurückzukommen. Sein Vater streckte die Hand aus und bedeutete ihr, still zu sein. Dann brüllte er hinter Lucas her: »Komm zurück, Junge!« Lucas lief auf den Lieferwagen zu.
    »Bitte!«, rief Lindy von der Veranda. »Lass ihn doch gehen.«
    Aber Carl Dunn hörte nicht auf sie. Er machte einen Satz, packte Lucas und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Als Lucas aufschrie, ließ ich das Tablett fallen und alle Flaschen krachten zu Boden.
    Plötzlich war Mama da. »Franny, rein mit dir«, rief sie. Sie trat mitten in die Flaschen und die verschüttete Ersatzmilch und zog mich hinein. Ihre Stimme war bestimmt und gleichzeitig erschrocken. Die Damen drängten sich mit alarmierten Mienen hinter uns zusammen.
    »Macht die Tür zu«, rief Dotty.
    »Ich rufe die Polizei«, sagte Izzy.
    »Warte noch«, sagte Grandma zitternd. Ihre strengeStimme war ganz brüchig vor lauter Anstrengung, ruhig zu bleiben. »Das geht uns nichts an. Ist vielleicht nur ein

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