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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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Familienstreit.«
    »Nein«, sagte Mama und riss die Tür weit auf. »Lindy und Lucas gehen uns sehr wohl was an. Ich gehe rüber.« Die Wölfin in ihr spannte die Rückenmuskulatur an. Sie sah kurz über die Schulter und warf Sidda, Ben und mir einen Blick zu. »Bleibt hier«, sagte sie und die goldenen Wolfsaugen funkelten.
    Wir drängten uns ans Fenster und sahen, wie Mama von der Veranda auf die Einfahrt zustrebte.
    »Lindy?«, rief sie mit ruhiger Stimme. »Ist alles in Ordnung?«
    Mit Mamas Eintreffen wandelte sich die Szene vor uns. Lucas’ Vater ließ den Arm seines Sohnes los und Lucas taumelte an den Lieferwagen. Lindy zog ihre Bluse glatt und strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, als wollte sie vor uns einen anderen Eindruck des Geschehenen hervorrufen.
    »Ach, Celia, entschuldige, wenn wir euch gestört haben. Alles ist in Ordnung, bestens«, sagte sie.
    Mama blieb am Rand der Einfahrt stehen. »Lucas? Alles in Ordnung mit dir?«
    Lucas wandte sich ab und lehnte sich an die Autotür.
    Stattdessen ergriff sein Vater das Wort. »Mrs Parker?« Er kam auf Mama zu, klopfte sich die Kleider ab und streckte die Hand aus. Während er näher kam,konnten wir sein gezwungenes, schiefes Lächeln sehen. »Wir sind uns noch nicht vorgestellt worden.«
    Mama verschränkte die Arme. »Nein«, sagte sie und richtete sich auf.
    »Sagen Sie doch Carl zu mir. Es tut mir wirklich leid, wenn wir gestört haben. Lucas und seine Mutter haben gestritten, sonst nichts. Teenager, Sie kennen das ja sicher.«
    Mama erwiderte nichts. Sie sah über ihn hinweg nach Lucas und Lindy. »Uns ist bisher noch nicht aufgefallen, dass Lucas irgendwelche Schwierigkeiten macht. Bis heute.«
    Carl Dunn starrte Mama an und seine Hände, die seitlich herunterhingen, zuckten ein wenig.
    Grandma Rae trat vom Fenster zurück und machte missbilligende Geräusche mit der Zunge. Izzy drückte meine Schulter. Ich dachte an das Telefon in der Küche.
    »Mrs Parker, wie ich schon sagte, nichts als eine kleine Auseinandersetzung. Machen Sie sich keine Gedanken«, fuhr Carl Dunn fort.
    »Ich mache mir sehr wohl Gedanken. Merken Sie sich das. Und ich will auch, dass Sie wissen, dass ich mich notfalls an die Behörden wende.«
    Carl Dunns schiefes Lachen war wie ausgelöscht und er zuckte etwas zurück, als hätte Mama ihn geohrfeigt. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, aber Mama rührte sich nicht.
    »Kinder, kommt weg vom Fenster«, befahl Grandma.
    Sidda und Ben liefen zu ihr, aber ich konnte nicht. Ich sah zu Lucas hinüber, der sich an den Lieferwagen lehnte, zu Lindy, die zu ihm gegangen war und sich bei ihm eingehängt hatte. Carl Dunn log: Die beiden hatten sich nicht gestritten.
    Damit war die Sache vorbei. Carl Dunn machte auf dem Absatz kehrt. Mama blieb an der Einfahrt stehen und sah ihm nach. Der Schwanz der Wölfin peitschte den Staub. Lindy winkte verhalten und folgte ihm ins Haus. Lucas packte sein Fahrrad und raste die Einfahrt entlang davon.
    Als Mama schließlich reinkam, ließen sich alle in ihre Stühle fallen. Keiner sagte ein Wort. Die wilde Entschlossenheit war aus Mamas Gesicht verschwunden und sie stützte den Kopf in die Hände. Sidda und ich sammelten gemeinsam die Flaschen auf, die ich auf die Veranda hatte fallen lassen.
    »Das war mutig«, sagte Izzy zu Mama.
    Grandma Rae jedoch schüttelte den Kopf. »Es war töricht! Deine Kinder standen hier und haben alles mitbekommen.«
    Mama sah uns an und wischte sich den Staub von den Wangen. Das goldene Funkeln hatte ihre Augen verlassen. »Ich weiß«, sagte sie. »Darum musste ich es tun.«

Verschwunden
    E r ist weg«, rief Lindy am nächsten Abend von unserer Tür her. Wild stand ihr das Haar ums Gesicht.
    »Was meinst du?«, fragte Mama und zog sie sanft herein.
    »Lucas. Ich habe überall gesucht. In der Werkstatt, hinterm Haus, sogar in den Hügeln. Diesmal ist er wirklich abgehauen.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Er hat gestern Nachmittag sein Fahrrad mit zur Arbeit genommen, zu seiner Abendschicht bei Harland. Davon ist er nicht nach Hause gekommen.« Lindy griff sich ins Gesicht und jetzt erst sah ich die rote Schwellung auf ihrer Wange. »Es ist meine Schuld.«
    Mamas Augen blitzten auf. »Wir müssen das melden.«
    »Nein!«, schrie Lindy und griff nach beiden Händen von Mama. »Keine Polizei.«
    Mama schüttelte den Kopf. »Du musst sie holen.«
    Aber es folgte noch etwas. »Sie waren schon da, Celia. Harlands Supermarkt ist gestern bestohlen worden. Sie

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