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Franzen, Jonathan

Franzen, Jonathan

Titel: Franzen, Jonathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freihheit
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besseren
anzuschließen, welche Mittel dazu auch nötig sind.»
    Außerstande,
noch eine einzige Sekunde auf dem Präsentierteller auszuhalten, nickte Joey
noch eifriger. «Sie haben recht», sagte er. «Ich seh's ein, Sie haben recht.»
    Jennas
Vater erleichterte sich daraufhin von weiteren nicht allzu genau genommenen
Fakten und festen Meinungen, von denen Joey kaum noch ein Wort mitbekam. Er
bebte am ganzen Körper von der Erregung, vor allen anderen gesprochen zu haben
und von Jenna gehört worden zu sein. Das Gefühl, das er den Herbst über
verdrängt hatte, das Gefühl, ein Spieler zu sein, kehrte nun zu ihm zurück. Als
Jonathan vom Tisch aufstand, erhob er sich unsicher und folgte ihm in die
Küche, wo sie genügend unausgetrunkenen Wein zusammentrugen, um zwei
Halblitergläser für sich zu füllen.
    «Mann»,
sagte Joey, «so kannst du doch nicht roten und weißen mischen.»
    «Das ist
jetzt Rose, du Töffel», sagte Jonathan. «Seit wann bist du denn Herr Önophil?»
    Sie gingen
mit ihren randvollen Gläsern in den Keller und tran ken den Wein beim Air Hockey. Joey bebte noch immer so sehr, dass er kaum
dessen Wirkung spürte, was sich als Glück erwies, als Jonathans Vater nach
unten kam und sich zu ihnen gesellte. «Wie wär's mit ein wenig Cowboy Pool?»,
sagte er und rieb sich die Hände. «Ich nehme an, Jonathan hat Ihnen unser
Hausspiel schon beigebracht?»
    «Ja, ich
bin darin die totale Niete», sagte Joey.
    «Es ist
das Königsspiel im Pool, weil es das Beste von Karambol- und Taschenbillard
vereint», sagte der Alte, während er die Eins, die Zwei und die Fünf auf ihre
Aufsatzmarken legte. Irgendwie schien er Jonathan peinlich zu sein, was Joey
interessant fand, da er zu der Ansicht neigte, dass man sich nur für seine, Joeys, Eltern schämen konnte. «Wir haben eine zusätzliche Hausregel, die ich
heute Abend gern auf mich selbst anwenden möchte. Jonathan? Was meinst du?
Diese Regel soll verhindern, dass ein sehr geschickter Spieler sich immer nur
hinter die Fünf stellt und sein Punktekonto steigert. Ihr Jungs dürft das,
vorausgesetzt, ihr bekommt einen Zugball hin, wohingegen ich die Fünf über
Bande spielen oder davor noch einen anderen Ball versenken muss.»
    Jonathan
verdrehte die Augen. «Ja, klingt gut, Dad.»
    «Wollen
wir lochen?», sagte sein Vater, während er die Pomeranze seines Queues mit
Kreide einrieb.
    Joey und
Jonathan sahen einander an und prusteten los. Der alte Mann bemerkte es nicht
einmal.
    Es setzte
Joey zu, dass er bei einem Spiel so schlecht war, und als der alte Mann ihm ein
paar Tipps gab, die ihn nur noch schlechter aussehen ließen, wurde die Wirkung
des Weines offenbar. Jonathan dagegen zeigte höchsten Einsatz und spielte mit
einem tödlichen Ernst im Blick, den Joey noch nie an ihm gesehen hatte. Während
eines seiner längeren Breaks nahm sein
Vater Joey beiseite und fragte ihn nach seinen Sommerplänen.
    «Das ist
noch lange hin», sagte Joey.
    «So lange
hin ist es eigentlich gar nicht. Was sind Ihre Hauptinteressengebiete?»
    «Vor allem muss ich Geld verdienen und in Virginia
bleiben. Ich finanziere mir mein Studium selbst.»
    «Das hat
mir Jonathan gesagt. Ein beachtlicher Ehrgeiz. Und verzeihen Sie mir, wenn ich
hier zu weit gehe, aber von meiner Frau habe ich gehört, dass Sie ein Interesse
für Ihr Erbe entwickeln, da Sie ja nun mal nicht im Glauben erzogen worden
sind. Ich weiß nicht, ob das überhaupt ein Faktor bei Ihrer Entscheidung ist,
etwas auf die Beine stellen zu wollen, aber wenn dem so sein sollte, möchte ich
Sie beglückwünschen, dass Sie sich eigene Gedanken machen und auch den Mut dazu
haben. Irgendwann könnten Sie sogar zu Ihrer Familie zurückkehren und sie bei
ihrer eigenen Erkundung anleiten.»
    «Ich finde
es wirklich sehr schade, dass ich nie etwas darüber erfahren habe.»
    Der alte
Mann schüttelte ebenso missbilligend den Kopf, wie seine Frau es getan hatte.
«Wir haben die wunderbarste und langlebigste Tradition der Welt», sagte er.
«Ich denke, für einen jungen Menschen sollte sie heute eine besondere
Anziehungskraft haben, weil es bei ihr doch einzig und allein um persönliche
Entscheidungen geht. Niemand sagt einem Juden, was er zu glauben hat. Sie können
sozusagen Ihre Apps und Funktionen selbst wählen.»
    «Ach ja,
interessant», sagte Joey.
    «Und was
haben Sie noch für Pläne? Streben Sie eine Karriere als Geschäftsmann an wie
offenbar jeder heutzutage?»
    «Ja, auf
jeden Fall. Ich überlege, ob ich meinen

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