Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
und griff grob nach ihrem Arm. »Nein, ist sie nicht. Nicht, solange ich lebe.«
Seine Worte und die Art, wie er sie träge anstarrte, ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren. »Es tut mir leid«, sagte sie, stand auf und ging hinaus.
»Nein, tut es nicht!«, brüllte er.
Andere Gäste drehten sich nach ihnen um. Er lief hinter ihr her über die Straße und brüllte: »Ich liebe dich. Ich liebe dich. Verlass mich nicht.«
Sie ging rasch weiter und fing dann an zu rennen, aber er war schneller als sie. Er holte sie ein und packte ihren Arm. Seine Stimme war laut, und eine Frau, die ihre Türschwelle fegte, starrte sie an.
Da ihr die Aufmerksamkeit, die sie erregten, unangenehm war, bat Oruela ihn, leiser zu sprechen.
»Das werde ich nicht!«, rief er. »Ich will, dass die ganze Welt erfährt, wie sehr ich dich liebe!« Er hielt ihren Arm so fest, dass es wehtat. Sie wollte sich ihm entziehen, aber er hielt sie fest. »Es ist nicht vorbei«, sagte er. »Hast du verstanden? Es ist nicht vorbei.«
Sie rang mit ihm und konnte sich schließlich befreien. Schnellen Schrittes ging sie auf das Haus zu. Er lief neben ihr her. »Du kannst mich nicht einfach benutzen und dann zurück in dein bequemes Leben nach Paris gehen. Das kannst du nicht tun.« Er sagte immer wieder dasselbe, bis sie anfing zu weinen, während sie weiterlief. Seine Stimme war wie eine Folter. Sie lief in das Haus, doch es war verlassen. Er folgte ihr und redete immer weiter. Sie bekam Angst, dass er sich ihr aufdrängen würde, doch er beschuldigte sie nur immer wieder. Dann ging er und knallte die Tür hinter sich zu.
Die Tränen, die aus ihr herausquollen, entsprangen einem tiefen Brunnen der Traurigkeit. Sie weinte und weinte und konnte gar nicht mehr aufhören. Als Euska nach Hause kam, weinte sie noch immer.
Am nächsten Morgen packten sie rasch ihre Sachen und nahmen ein Taxi zum Bahnhof. Oruela sah ständig über ihre Schulter, ob er ihnen folgte, aber dann kam der Zug, und sie konnten abreisen, ohne weiter belästigt zu werden.
Erst als der Zug abfuhr, sah sie ihn nebenherlaufen. Er lief und lief, und sie wusste, dass es eine Drohung, eine Geste war, nichts weiter, nur um sie zu quälen.
An diesem Abend kam der Abfallwagen wie immer zum Gefängnis in St. Trou. Der Fahrer stellte den seltsamen kleinen dreirädrigen Wagen unter die Rinne der Küche und klopfte dann an der Küchentür. Der Koch ließ ihn hinein.
Nur das Licht der Lampe am Eingang durchbrach die Dunkelheit auf dem Gelände. Die Dächer hoben sich schwarz gegen den Nachthimmel ab.
Kim hielt den Atem an und wartete hinter einem großen Schornstein, bis sie hörte, wie das Tor unter ihr wieder verschlossen wurde. Dann rannte sie gehockt zum Rand des Zellenblockdaches und sah hinunter. Das Küchendach lag etwa drei Meter unter ihr. Sie sprang.
Ihre Füße kamen auf dem Dach auf, und sie rollte sich ab und kam dicht vor dem Rand zum Stillstand. Sie kroch zur Regenrinne, zog daran, und als sie sich als fest erwies, schwang sie ihr Bein nach unten und begann, hinabzuklettern. Den letzten Meter ließ sie sich in den Abfallwagen fallen und legte sich flach auf den Boden. Dann wartete sie.
Ein Klacken sagte ihr, dass der Mechanismus der Rinne geöffnet worden war. Sie hörte die Stimmen der Männer, als sie die Tonne anhoben. Dann glitt der Abfall durch die Rinne, und einen Augenblick später wurde sie unter einem riesigen Haufen stinkendem Schweinefutter begraben.
Der Wagen fuhr durch das Tor und die schmale Landstraße entlang in Richtung Bauernhof. In einer Kurve sprang eine Gestalt heraus und schnappte einige Sekunden lang nach Luft. Sie taumelte ans Ufer und ließ sich in den Fluss fallen.
Paul hatte ein wunderbares Abendessen im Haus eines Freundes genossen. Er verabschiedete sich von den Leuten, die er kannte. Sein Brief war nicht beantwortet worden, aber er hatte beschlossen, dennoch nach Paris zu ziehen. Ein Sammler hatte ihm weitere Fotos abgekauft, daher verfügte er über genug Geld, und er hatte von neuen Filmen gelesen, die in Paris hergestellt wurden. Der Händler wollte ihn einigen Leuten vorstellen. Paul war traurig, dass er nichts von Oruela gehört hatte, aber er hoffte, dass er, wenn er erst einmal in der Stadt war und ihr zufällig über den Weg lief, ihr zumindest alles erklären und vielleicht ihre Freundschaft erneuern konnte. Er hatte neue Kraft geschöpft und einen Sinn im Leben gefunden. Was immer die Zukunft auch brachte, sie stand im offen und er
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