Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
so, als wäre sie krank. Ein ansässiger Arzt war bei ihr und hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Sie hat alles gestanden, und dann ist sie ohnmächtig geworden. Es ist alles ganz eindeutig!«
Alix bat darum, zuerst den Leichnam und danach Oruela sehen zu dürfen. Geneviève führte ihn nach oben. Sie hatte einen schlanken Körper, wie ihm auffiel, und erregt stellte er fest, dass ihr Blick seine Beine entlangwanderte, als er sich über die Leiche beugte. Das war eindeutig! Seine Schritte waren gleich viel beschwingter, als er die Treppe wieder hinunterlief, um den Gerichtsmediziner anzurufen.
Michelle marschierte auf Alix zu, als er Oruelas Schlafzimmer betrat, und versperrte ihm den Weg. Oruela lag benommen in ihrem Bett. »Monsieur! Das ist das Schlafzimmer einer Dame, und die Dame schläft!«, herrschte sie ihn an.
»Ich bin Polizist«, erwiderte Alix und ging an ihr vorbei, »und ich kenne mich mit den Boudoirs von Damen aus.«
»Mit diesem hier nicht!«, erklärte Michelle und stellte sich ihm erneut in die Quere.
»Hör auf damit, Mädchen«, warf Geneviève seufzend ein. »Geh aus dem Weg und erlaub diesem Mann, mit deiner Herrin zu sprechen.«
Michelle sah Geneviève wütend an und wollte sie schon als gemeine alte Schachtel bezeichnen, aber ein Instinkt hielt sie zurück. Sie musste klüger vorgehen.
»Um wie viel Uhr ist Ihre Herrin heute Morgen nach Hause gekommen?«, fragte Alix.
»Das weiß ich nicht, Monsieur«, antwortete Michelle betreten.
»Haben Sie gehört, dass Ihre Herrin gestanden hat, Monsieur Norbert Bruyere ermordet zu haben?«, wollte er wissen.
»Ich habe alles Mögliche gehört, als sie im Delirium war, aber ich kann mich an keine Einzelheiten erinnern.«
»Ach, das ist doch lächerlich«, warf Geneviève ein. »Wecken Sie das Mädchen einfach auf, dann wird es schon gestehen.« Geneviève schnalzte ungeduldig mit der Zunge, stellte sich neben das Bett und stupste Oruela an. »Du hast deinen Vater ermordet, nicht wahr?«, fragte sie freundlich.
Oruela regte sich. Die Frage schien von ganz weit oben zu kommen und sich den Weg durch einen Tunnel aus Beruhigungsmitteln zu bahnen. Wenn sie ihnen die Antwort gab, die sie hören wollten, dann wäre dieser Wahnsinn vielleicht endlich vorbei.
»Nicht antworten!«, hörte sie Michelle sagen. Aber was wusste Michelle schon?
»Ja«, sagte sie. »Ja, das habe ich.«
Alix Peine schrieb etwas in sein Notizbuch.
»Das ist das giftige Tier, das sie verwendet hat«, meinte Geneviève und deutete auf die Eidechse.
Alix ging zum Nachttisch und hob den Käfig hoch. Die Eidechse darin warf dem Polizisten einen langen Blick zu, drehte sich dann um, hob den Schwanz und kackte. Ein schrecklicher Gestank breitete sich im Zimmer aus. Michelle sah Alix angewidert an.
»Ich werde das Tier mitnehmen und untersuchen lassen«, verkündete Alix und marschierte aus dem Raum, während er den Käfig auf Armeslänge Abstand hielt.
Als der Polizist ging, blieb Geneviève ruhelos zurück. Sie konnte sich einfach nicht entspannen. So war der Witwenstand, dachte sie: eine Veränderung der Routine. Sie beschloss, auszugehen und auf dem Gelände etwas frische Luft zu schnappen, doch da stach ihr etwas ins Auge, das auf dem Sofa lag. Es war seine Pfeife! Wie merkwürdig, dass er sie vergessen hatte! Ob das ein Zeichen war? Tja, sie würde gut für ihn darauf aufpassen.
Sie strich mit den Fingern über das lange, glänzende Mundstück, die Auswölbung, in der sich die Kugel befand, den länglichen Griff und die silbrigen Glieder der Kette. Sie war so herrlich kalt. Kaltes, totes Silber. Sie hauchte es an, um es ein wenig anzuwärmen, dann legte sie sich die Kette um den Hals und ließ sie zwischen ihren flachen Brüsten verschwinden.
Danach ging sie in den Garten und versuchte, sich ihrer üblichen Inspektion der Flora zu widmen, aber sie bekam das Bild von Alix Peines Rückseite und von seinen langen Beinen nicht aus dem Kopf. Vor dem Tulpenbeet blieb sie stehen. Die Blumen standen in voller Blüte. Auf einmal sah sie nichts als rote Zwergenpenisse vor sich!
Wären die Diener nicht gewesen, dann wäre sie die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinaufgerannt. Es war ein schäbiges Zimmer, das zu viele eheliche Enttäuschungen und Frustrationen miterlebt hatte. Sie zog die Vorhänge zu und knöpfte im Dämmerlicht ihr Oberteil auf, um die Pfeife wieder hervorzuholen. Gerade als sie glaubte, sie erwischt zu haben, rutschte sie erneut in einen anderen Teil ihrer
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