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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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wissen.
»Gehören Sie zum Widerstand?«
    Adolf Schneider
feixte. »Ja, wir gehören zum deutschen
Widerstand.«
    »Und wer erteilt
Ihnen die Befehle? Dieser, wie heißt er doch gleich,
Saborski?«
    »Wilfried? Nein,
der ist lediglich ein lokaler Führer. Die Befehle kommen von
weiter oben«, gab Schneider bereitwillig Auskunft.
    Bei der Nennung von
Saborskis Vornamen durchfuhr es Goldstein. Stand W.
möglicherweise für Wilfried? »Und von
wem?«
    Schneiders Grinsen
wurde noch breiter. »So gut, Herr Polizist, kennen wir uns
nun doch noch nicht.«
    Goldstein musterte den
anderen skeptisch. »War das alles? Der Berg kreißte und
gebar eine Maus«, spottete er.
    Schneiders Grinsen
erstarb. »Na gut. Ist wahrscheinlich ohnehin egal. Die
Befehle kommen von der Zentrale Nord, dort werden die Aktionen in
den besetzten Gebieten koordiniert. Für jede Region gibt es
einen Kontaktmann, der selbst an keiner Aktion teilnimmt, aber das
Bindeglied zwischen dem Widerstand und der Zentrale ist und die
Befehle weitergibt.« 
    »Wie heißt
der hiesige Kontaktmann?«
    »Ich habe keine
Ahnung. Das weiß nur Saborski.«
    In Schneiders Gesicht
war zu erkennen, dass er log. Mehr würde Schneider jedoch
jetzt nicht preisgeben, da war sich Goldstein sicher.
    Wieder waren Schritte
auf dem Gang zu hören und wieder führte Schneider den
Zeigefinger zum Mund. Dieses Mal stoppten die Schritte vor der
Zellentür. Der Schlüssel drehte sich. Zwei Soldaten
betraten die Zelle und packten Schneider. Kurz darauf war Goldstein
wieder allein.

51
    Sonntag, 11. März
1923
    Die drei
Nachrichtenoffiziere trafen sich zum Mittagessen in dem
Offizierskasino. Wortreich pries der Chefkoch seine Tagesgerichte
an: Ente in Orangensoße oder Forelle. Da der Mann gestenreich
erklärte, dass der Fisch leider, leider nicht wirklich frisch
und daher nicht zu empfehlen sei, fiel die Wahl einhellig auf die
Ente.
    Nachdem der Koch den
Tisch sichtlich zufrieden wieder verlassen und die Ordonnanz die
Burgunderflasche entkorkt und den Wein eingeschenkt hatte, ergriff
Colonel Dupont das Wort. »Messieurs, ich denke, wir sollten
diese ungezwungene Atmosphäre zu einem offenen
Meinungsaustausch nutzen. Zuvor interessiert mich aber, was das
Verhör dieses Schneider ergeben hat.«
    Capitaine Mirrow
lächelte bitter: »Nichts. Der Mann streitet kategorisch
jede Beteiligung an der Ermordung Soltaus ab. Er kenne Soltau nur
flüchtig, hat er ausgesagt, und habe ihn an dem Abend, als sie
beide unsere Posten in der Nähe des Tatortes im Fall Treppmann
gesehen haben wollen, nur zufällig getroffen. Natürlich
habe er von Zeit zu Zeit ein Bier mit ihm getrunken, aber meistens
in Begleitung weiterer Personen. Gelegentliche Treffen blieben
nicht aus, schließlich verkehrten sie in denselben
Gaststätten. Aber von Freundschaft zu reden, ginge zu weit.
Auf meine Frage, ob er Soltau in den Tagen vor seiner Ermordung,
also um den 4. März herum, getroffen habe, antwortete
Schneider ausweichend. Er könne sich nicht an ein Treffen
erinnern, könne es aber andererseits auch nicht mit Sicherheit
ausschließen. Schneider wiederholte, er sei mit Soltau nicht
so bekannt gewesen, dass ein Zusammentreffen für ihn eine
Bedeutung gehabt habe.«    
    »Haben Sie in
Soltaus und Schneiders Nachbarschaft Nachforschungen
angestellt?«
    »Selbstverständlich«,
antwortete Lieutenant Pialon. »Aber die Leute sind
misstrauisch und einsilbig. Das Einzige, was wir relativ
zuverlässig in Erfahrung bringen konnten, ist, dass Soltau und
Schneider in diesen Tagen regelmäßig zur Arbeit gegangen
sind. Ob sie sich aber getroffen haben? Wir haben keine Zeugen
dafür.«
    »Was hat die
Durchsuchung der Wohnung Schneiders ergeben?«
    »Ebenfalls
Fehlanzeige«, erwiderte Mirrow. »Ein, zwei
Flugblätter. Aber wie sagten Sie so treffend bei unserem
letzten Gespräch: Sie werden solche Schmähschriften in
vielen deutschen Haushalten finden.«
    »Wir haben also
nichts gegen Schneider in der Hand.«
    »Nein. Definitiv
nicht. Oder wollen Sie Schneider wegen zwei Flugblättern vor
Gericht stellen? Dann müssten wir halb Herne
verhaften.«
    »Was sollen wir
mit ihm machen?« Colonel Dupont blickte in die
Runde.
    »Freilassen«,
antworteten die beiden anderen wie aus einem Mund.
    Diese Antwort hatte
Dupont befürchtet. »Ich werde darüber nachdenken.
General Caron wird über diese Entwicklung nicht begeistert
sein.«
    Mirrow zuckte mit den
Schultern.
    »Haben Sie mit
dem Soldaten Sollé gesprochen?«
    »Ja. Auch
Colonel

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