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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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verschaffen. Martha schob ihren Rock
hoch und setzte sich rittlings auf ihn. Die junge Frau stieß
einen kurzen Schrei aus, als er in sie eindrang, und warf ihren
Kopf nach hinten.

21
    Mittwoch, 21. Februar
1923
    Die drei Männer
verloren nicht viele Worte. Sie wussten, was zu tun war. Einer
hatte sich am Hofeingang platziert, um die Straße im Auge zu
behalten und bei Auftauchen einer französischen
Militärstreife oder einer anderen potenziellen Gefahr seine
Kameraden warnen zu können. Aber diese Vorsicht war
unnötig. Die Übergabe des Rucksacks, in dem sich der
Sprengstoff befand, und der Umhängetasche mit den Zündern
sowie die Übermittlung der Instruktionen gingen zügig
vonstatten: In den nächsten Minuten war einer der Männer
schon wieder mit dem Fahrrad unterwegs nach Sodingen, um die
heiße Fracht dort abzuliefern. Der andere fuhr zurück
nach Castrop und der dritte, der am Hofeingang Schmiere gestanden
hatte, schlenderte, leise pfeifend, zurück nach Hause. Keiner
der drei wusste, welches Ziel die jeweils anderen hatten. Sollte
einer von ihnen geschnappt werden, konnte er auch nichts
ausplaudern.
    Der Morgennebel lag
wie ein nasses, dickes Tuch über der Stadt. Den Radfahrer
störten die Nebelschwaden nicht. Zwar konnte er die Soldaten,
die patrouillierten, erst spät ausmachen, aber auch für
den Radler verringerte sich die Gefahr einer Entdeckung deutlich.
Tatsächlich gelangte der Bote unbehelligt an sein
Ziel.
    Er verstaute das Rad
in einem Schuppen, der an eine kleine Werkstatt grenzte, und betrat
einen winzigen Raum, der als Büro diente.
    »Mann, ist das
ungemütlich draußen«, sagte er zur
Begrüßung. »Die Kälte kriecht durch alle
Nähte.«
    »Alles
klargegangen?«, erkundigte sich Wilfried Saborski. Kalle
Soltau und er warteten schon seit einer Stunde auf die
Fracht.
    Adolf Schneider packte
Rucksack und Hängetasche auf den wackeligen Schreibtisch und
schob sich eine Kippe zwischen die Lippen. Dann ging er zu dem
kleinen Kanonenofen, der den Raum erwärmte, rieb sich die
steif gewordenen Hände und steckte schließlich die
Zigarette an. »Sicher«, sagte er betont gelassen.
»Wieso auch nicht?«
    Soltau sprang auf und
blies eine Kerze, die die Tischplatte erhellte, aus. »Bisse
verrückt? Du kannst doch dat Zeug nich neben der offenen
Flamme abstellen. Wat is, wenn dat allet
hochgeht?«
    »Dann sind wir
platt«, entgegnete Schneider trocken und schnippte das noch
brennende Streichholz auf den Boden. »Und hier ist nur noch
ein großes Loch. Da kann Wilfried eine viel schönere
Werkstatt als jetzt bauen. Aber mach dir nicht ins Hemd.« Er
nahm einen Zug und klopfte mit der Hand, in der er die Zigarette
hielt, auf den Rucksack. »Das ist Gelatine Donarit.
Gesteinssprengstoff. Der fliegt nicht so einfach in die Luft. Wird
entweder mit einer Zündschnur oder durch elektrische
Zündung zur Explosion gebracht.«
    Schneider zeigte auf
die Tasche. »Wir werden elektrische Zünder benutzen. So
besteht keine Gefahr, dass jemand die glimmende Zündschnur
entdeckt und frühzeitig austritt.«
    Wilfried Saborski
hatte mittlerweile den Rucksack geöffnet und den Sprengstoff
hervorgeholt, der zu einer Rolle von etwa zwölf Zentimeter
Länge und mit einem Durchmesser von nicht ganz zwei
Fingerbreiten geformt war. Prüfend wog er den Explosivstoff in
der Hand, misstrauisch beäugt von Karl Soltau, der sich auf
seinem Stuhl immer kleiner machte und nervös mit dem Finger
seine Narbe abfuhr. »Wat wiegt so ein Teil?«
    »Etwa drei- bis
vierhundert Gramm.«
    »Und wie viele
Rollen sind in dem Rucksack?«
    »Etwa
dreißig«
    »Und das
reicht?«
    »Wilfried, das
sind rund zehn Kilo Donarit. Fachmännisch eingesetzt, puste
ich dir mit der Menge den halben Herner Bahnhof in den
Orkus.«
    »Und du kannst
das fachmännisch einsetzen?«
    »Ich war
Steiger, bevor ich wegen meiner Lunge nach über Tage gekommen
bin. Im Streckenvortrieb. Da lernst du so was.«
    »Dass du Steiger
warst, weiß ich. Aber ich dachte, im Bergbau würde mit
einer Lunte gezündet.«
    »Ach was. Zu
gefährlich. Immer nur elektrisch.«
    Saborski pfiff
anerkennend durch die Zähne. »Woher kommt das Zeug,
weißt du das?«
    Schneider zuckte mit
den Schultern. »Wir haben den Kumpel, der den Sprengstoff
besorgt hat, nicht gefragt. Sicher von irgendeinem
Pütt.«
    »Fällt das
eigentlich auf der Zeche nicht auf, wenn so viel Sprengstoff
fehlt?«
    Schneiders Grinsen
wurde noch breiter. »Normalerweise schon. Aber wenn der
Schießmeister hier und da

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