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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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die
Bretterwand der Hütte zurückwich. »Vermutlich ist
das Verschmieren des Spaltes mit dem Lehm sogar
überflüssig, aber ich möchte sichergehen, dass
wirklich alles zu Bruch geht.«
    »Warum jagen wir
eigentlich genau diese Brücke in die Luft?«, fragte
Soltau.
    »Warum fragst
du?« Saborski musterte den anderen misstrauisch.
»Willst du etwa einen Rückzieher
machen?«
    »Nein,
nein«, beeilte sich Soltau zu versichern. »Aber es
interessiert mich halt.«
    Saborski seufzte.
»Nun gut. Knapp fünf Kilometer westlich von hier
befinden sich die Herner Zechenhäfen«, erklärte er.
»Friedrich der Große und König Ludwig. Dann die
Zechen im Osten: Ickern, Victor und so weiter. Bestimmt zwei
Drittel der hiesigen Kohle werden dort verschifft. Über den
Zweig-Kanal zum Rhein-Herne-Kanal und dann zum Rhein, von da nach
Frankreich und Belgien. Ein Großteil der Frachtkähne
muss deshalb diese Brücke passieren. Wenn die Trümmer im
Kanal liegen, ist Schluss mit lustig. Die brauchen Wochen, um die
Durchfahrt wieder frei zu kriegen. Außerdem ist die
Brücke eine wichtige Nord-Süd-Verbindung. Die
nächste Möglichkeit, den Kanal zu überqueren, gibt
es in Horsthausen oder Habinghorst. Ist die Brücke im Eimer,
müssen die Franzosen Umwege fahren. Sind das genug
Gründe, hier zuzuschlagen?« Er warf einen Blick ins
Freie. »Es wird gleich dunkel. Die französische Streife
kommt gegen sechs. Danach haben wir etwa zwei Stunden, um alles
vorzubereiten und den Sprengstoff zu zünden. Das müsste
reichen.« Mit einer entschlossenen Bewegung warf Saborski die
Zigarette zu Boden und trat sie aus. Kaum war die Glut verglommen,
drang Motorengeräusch an ihr Ohr.
    »Die
Franzosen«, raunte Wilfried Saborski. »Lasst uns
gehen.«
    Die drei Männer
bahnten sich einen Weg durch das Unterholz. Sie bemühten sich,
nicht auf trockene Äste zu treten. Nach einigen hundert Metern
hob Saborski, der vorangegangen war, die Hand und bedeutete seinen
Kameraden, sich hinzuhocken. Französische Wortfetzen waren zu
hören, Gelächter. Durch das Dunkel der Bäume
erkannten die Deutschen den flackernden Schein der
französischen Handleuchten.
    »Die Streifen
kommen von ihrem Inspektionsgang zurück«, flüsterte
Saborski. »Die sind gleich wieder weg.«
    Er sollte recht
behalten. Ein paar Minuten war noch Gemurmel zu vernehmen, dann
startete der Motor des Armeelasters und schnell entfernte sich das
Geräusch.
    »Los
jetzt!«, rief Saborski und sprang auf.
    Die Männer
rannten los. Zweige peitschten in ihre Gesichter. Langsam stieg das
Gelände an, um dann die letzten zehn, zwölf Meter steil
einen Abhang hinauf Richtung Brücke zu führen. Schwer
atmend erreichten sie ihr Ziel.
    »Hierher.
Schnell.«
    Schneider lief zu
einer Treppe, die sich an der südlichen Seite der Brücke
befand, und sprang, gefolgt von den anderen beiden, die Stufen
hinunter. Unterhalb der Brücke war es noch dunkler. Feuchte
Schwaden stiegen vom Kanal auf. Schneider schob sich auf allen
vieren eine gemauerte Schräge hoch, der Brückenunterseite
entgegen.
    »Licht«,
rief er mit gedämpfter Stimme. »Ich brauche eine
Lampe.«
    »Du hast
keine?«, fragte Saborski zurück.
    »Nein.«
    Wilfried Saborski
wandte sich an Soltau. »Und du?« Ein unausgesprochener
Vorwurf klang in seiner Frage mit.
    »Ich war
für Seile und Messer zuständig. Von einer Lampe hat
keiner wat gesacht«, entschuldigte sich
Soltau.   
    »Verdammte
Scheiße!« Saborski wandte sich nach oben: »Wir
haben keine Lampe.«
    Für einen Moment
war es still. Dann fluchte Schneider laut: »Mist! So ein
dreckiger Mist!« Er atmete tief durch und sagte dann:
»Kalle, komm rauf und hilf mir. Du musst mit den
Zündhölzern leuchten.«
    Soltau zuckte
zusammen. »Ich?«
    Saborski boxte ihm in
die Seite. »Nun mach schon. Oder hast du
Schiss?«
    Als Soltau nicht
reagierte, sondern zurückwich, streckte Saborski seine rechte Hand aus.
»Elender Feigling! Her mit den Zündhölzern. Aber
dalli!«
    Mit zitternden
Händen überreichte Soltau das Gewünschte. Wilfried
Saborski schnappte sich die Taschen mit den Seilen und den
Zündern und kletterte zu Schneider hoch, der bereits begonnen
hatte, Löcher in die Sprengstoffkapseln zu bohren, um dort die
elektrischen Zünder hineinzustecken. Zum Schluss half ihm
Saborski dabei, die Schießleitung
anzuschließen.
    Das Anbringen und
Verdrahten der Zünder hatte im diffusen Schein der
Zündhölzer länger gedauert als geplant. Trotz der
Kälte standen Schweißtropfen auf der

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