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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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immer hinter den Vorhängen
lauert?    
    Kein Schnee, aber
immer noch kalt.
    Es schien Stil der
Verstorbenen zu sein, die Namen der Personen lediglich durch
Buchstaben abzukürzen.
    »Wer könnte
W sein?«, wollte Goldstein wissen.
    Lisbeth zuckte mit den
Schultern.
    AS. dürfte
für Abraham Schafenbrinck stehen, Agnes’ Arbeitgeber,
überlegte Goldstein. Er hatte von dem Tod des Kaufmanns in
französischer Haft gelesen. Und ihm fiel die Nachbarin ein, an
deren Seite er Marthas Geburtstagsfeier hatte verbringen
müssen. Sie hieß Ilse und schien gut über alle
Ereignisse in der Nachbarschaft informiert zu sein. Wahrscheinlich
war sie es, die Agnes hier erwähnte.
    Mittwoch,
17.1.23
    Ärger im
Dienst. Suppenschüssel heim Spülen aus der Hand gerutscht
und zerbrochen. ES. war ungehalten, das habe ich gemerkt.
Geschimpft hat aber eigentlich nur M. Wollte ihr erst entgegnen,
dass Mutter besser kocht als sie, habe aber dann nichts gesagt.
Hoffentlich erfährt AS. nichts von dem Malheur. Ich
möchte die Stelle nicht verlieren. 
    Frost.
    »Weißt du,
wie die Frau von Agnes’ früherem Chef mit Vornamen
heißt?«
    »Ja.
Ernestine.«
    Das passte: ES.
»Haben die Schafenbrincks Kinder?« Lisbeth
schüttelte den Kopf.
    »Arbeitet jemand
in deren Haushalt, dessen Vorname mit M beginnt?«
    Sie dachte einen
Moment nach. Dann wusste sie die Antwort: »Marianne. Die
Köchin.«
    Goldstein las
weiter:
    Freitag,
19.1.23
    Gestern keine Zeit
zum Schreiben. War bei M. Sie hat mit mir an meinem neuen Kleid
genäht. Toll sieht es aus. Ich kann es kaum erwarten, dass es
fertig ist und ich es endlich tragen kann. Aber dazu muss es wohl
erst wärmer werden. Mit W für morgen verabredet. Freue
mich schon.
    Wieder Schnee und
Frost.
    Dieses M stand sicher
für Martha. »Hat Martha deiner Schwester ein Kleid
genäht?«
    Lisbeth nickte
erwartungsgemäß.
    Samstag,
20.1.23
    Freier Tag! Ganz
außer der Reihe! Die S. besuchen Verwandte, da haben sie uns
allen, bis auf den armen Chauffeur E natürlich,
freigegeben.
    L wollte unbedingt
W und mich begleiten. Manchmal sind kleine Schwestern wirklich
lästig. Wir waren in Castrop auf dem Markt. W hat L und mir
eine Tasse heiße Schokolade spendiert. Ich habe den Eindruck,
dass er sich um mich bemüht. Schmeichelhaft. Aber nicht
mehr!!!!
    Frost.
    Schon wieder W. Aber
Lisbeth musste W kennen, das war jetzt klar.
    »Kurz bevor
deine Schwester ermordet worden ist, wart ihr gemeinsam auf dem
Markt in Castrop. Dort hat euch jemand begleitet, dessen Vorname
mit W beginnt. Kannst du dich daran erinnern?«
    Lisbeths Augen
strahlten. »Das war ein schöner Nachmittag. Wilhelm hat
uns Schokolade gekauft. Die war vielleicht
lecker.«
    »Wilhelm?«
    »Wilhelm
Gleisberg. Ein Nachbar.«
    Der Name kam Goldstein
bekannt vor. Angestrengt dachte er nach und tatsächlich fiel
ihm ein, wo er Wilhelm Gleisberg begegnet war. Er gehörte zu
Saborskis Männern. »Kennst du diesen Wilhelm
näher?«
    Lisbeth begann sofort,
mit blumigen Worten sein Aussehen zu beschreiben. Goldstein musste
grinsen. »Du magst ihn, nicht wahr?«
    Lisbeth errötete
und verstummte.
    »Und Agnes? Hat
sie ihn auch gemocht?«
    Das junge Mädchen
seufzte. »Ich weiß nicht genau. Aber sie war
schließlich die Ältere.«
    Goldstein verstand.
Erst musste die große Schwester unter der Haube sein, bevor
die jüngere darauf hoffen durfte, dass jemand um ihre Hand
anhielt.
    Sonntag,
21.1.23
    Den netten Soldaten
wieder getroffen. Er heißt J und sieht einfach toll aus.
Groß, schlank. Kommt aus Nancy. Ich habe später
nachgeschaut, wo das liegt. J ist es verboten, sich mit Deutschen
zu treffen. Wie mir auch. Ich meine, ich darf mich nicht mit
Franzosen treffen. Also müssen wir aufpassen. Wir haben ein
Wiedersehen verabredet. Übermorgen Abend.
    Tauwetter.
    Montag,
22.1.23
    W. hat mich am
Bahnhof in Börnig erwartet. Er wollte mich unbedingt nach
Hause begleiten. Es war mir nicht recht, aber was sollte ich machen
? Ein aufdringlicher Kerl. Ich habe den Verdacht, dass er mir
auflauert.
    Tauwetter.
    Seltsam, dachte
Goldstein. Erst geht sie mit Wilhelm auf den Markt, dann ist ihr
seine Gegenwart unangenehm. Ob das an ihrer neuen Schwärmerei
für Julian liegt? Er würde mit Wilhelm Gleisberg sprechen
müssen.
    Dienstag,
23.1.23
    Ich glaube, ich bin
verliebt!!!!! J ist einfach süß. Und ich habe auch kein
schlechtes Gewissen, dass ich mich in einen Franzosen verguckt
habe. Warum auch? Was ist anders an den Franzosen ? Was

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