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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Beim
gegenwärtigen Wechselkurs sind das rund zweieinhalb Milliarden
Reichsmark. Du kannst also für eine Milliarde die
fünfundvierzig Prozent erwerben, zahlbar im Juni. In
Reichsmark. Alles klar?«
    »Woher soll ich
im Juni eine solche Menge Geld nehmen? Ich kann doch schon jetzt
meinen Verpflichtungen kaum nachkommen.«
    Trasse schüttelte
den Kopf. »Wir haben bei unserem letzten Treffen ausgiebig
darüber gesprochen.«
    »Da hatte ich zu
viel getrunken«, räumte Königsgruber
ein.
    »Na gut. Dann
noch mal: Ich habe dir damals versucht zu erklären, dass die
Politik der Reichsregierung direkt in den Staatsbankrott
führt. Die Inflation wird astronomische Ausmaße
erreichen. Möglicherweise steckst du dir im Juni mit einem
Schein über eine Milliarde deine Zigarre an. Wie auch immer,
du bekommst den Laden zu einem Spottpreis.«
    »Aber das
weiß die Regierung doch auch. Steuert sie nicht
gegen?«
    »Solange die
Franzosen hier sind und der passive Widerstand vom Reich finanziert
werden muss, tut sich nichts. Und so wie es aussieht, wird die
Besatzung noch etwas andauern. Natürlich muss die
Reichsregierung irgendwann reagieren. Sie wird dies auch sicher
tun. Aber garantiert nicht vor Herbst. Möglicherweise wird es
sogar noch länger dauern.«
    »Ein solcher
Kaufvertrag muss vor einem Notar geschlossen werden. Und der ist
verpflichtet, die Parteien über die Risiken
aufzuklären.«
    »Stimmt. Aber es
gibt zwei Gründe, warum uns das nicht zu interessieren
hat.«    
    »Und
welche?«
    Trasse berichtete ihm
von der Unterhaltung mit Ernestine Schafenbrinck und den
Halbwahrheiten, die er ihr aufgetischt hatte. Sie würde, da
war er sich sicher, bereitwillig jede Erklärung
unterschreiben, die ihr ein Notar vorlegen würde.
    Königsgruber
fragte nach dem zweiten Grund.
    »Ich habe ihr
einen Notar empfohlen. Sie wird meinem Rat folgen. Er ist Mitglied
meiner Partei.«
    »Also
Nationalsozialist.«
    »Genau. Und Frau
Schafenbrinck ist Jüdin. Der Mann wird sie also in unserem
Sinne beraten.«
    »Das ist
sicher?«
    »So sicher wie
der Tod.«
    Königsgruber
dachte schon weiter. »Gut, ich habe also die
fünfundvierzig Prozent und dann …«
    »Genau. Im Juni
gehört uns fast die Hälfte der Firma. Das Kaufhaus
benötigt aber spätestens im Oktober die erforderlichen
Finanzmittel, um die Eröffnung des Hauses in Recklinghausen
Anfang nächsten Jahres nicht zu gefährden. Allerdings
wird Schafenbrinck diese Mittel nicht aufbringen können, denn
alles, was an die Firma zu zahlen ist, wird wegen der Inflation
wertlos sein. Im Kaufvertrag wird es aber eine Klausel geben, die
es beiden Parteien ermöglicht, den Anteil der jeweils anderen
zu erwerben, wenn dadurch die Zukunft des Unternehmens gesichert
werden kann. Ich habe Ernestine Schafenbrinck überzeugt, dass
eine solche Klausel ganz in ihrem Interesse ist. Sie glaubt, mit
dem Geld, das du ihr schuldest, im Oktober die Anteile von dir
zurückkaufen zu können.«
    »Aber wie sollen
wir den Rest finanzieren? Im Juni wird sie wissen, dass wir sie
übervorteilt haben.«
    »Sicher. Aber
was soll sie machen?«
    »Den Vertrag
anfechten!«
    »Eine
notariellen Kaufvertrag? Damit kommt sie nicht
durch.«
    »Sie kann dich
beschuldigen, sie falsch beraten zu haben.«
    »Der Notar wird
etwas anderes bestätigen. Und wenn es hart auf hart kommt,
steht ihre Aussage gegen unsere. Ein Notar und ein hoher
Finanzbeamter, beides Deutsche, beschwören ihre Aussage.
Dagegen steht das Wort einer Jüdin.« Trasse spuckte die
letzten Worte fast aus. »Wem wird man
glauben?«
    Königsgruber
nickte langsam. »Aber das klärt immer noch nicht die
Frage der Finanzierung.«
    »Ganz einfach.
Du nimmst einen Kredit auf.«
    »Wer gibt mir
denn noch einen Kredit?«
    »Darum werde ich
mich kümmern, wenn es so weit ist. Eins nach dem anderen. Mach
dir keine Sorgen. Am Ende des Jahres gehört das Kaufhaus
Schafenbrinck uns. Dann wird es endlich ein rein deutsches Kaufhaus
sein.«
    Königsgruber
hielt die Flasche hoch. »Möchtest du noch
einen?«
    »Nein, danke.
Aber ein Kaffee wäre nicht schlecht.«
    Der Hausherr verzog
das Gesicht. »Wie denn, ohne Personal?«
    Trasse lachte auf.
»Dann eben noch einen Cognac.«
    Sein Freund schenkte
nach. »Ich hätte da noch eine Kleinigkeit mit dir zu
besprechen.«
    »Und die
wäre?«
    »Es ist ein
wenig delikat.«
    »Eine
Frauengeschichte? Lass hören!«
    Königsgruber
wehrte ab. »Nein, nein.« Er machte eine kurze Pause und
trank. »Du weißt, dass es mit meiner

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