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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Mirrow knapp.
    »Oui«,
antwortete Gilbert und verließ nach entsprechender
Aufforderung den Raum wieder. Nach und nach wurden die anderen Franzosen
hereingerufen, die zugegen gewesen waren, als Goldstein in der
Kneipe Kontakt zu Solle gesucht hatte. Alle identifizierten den
Polizisten zweifelsfrei. Zuletzt betrat Julian Solle das
Verhörzimmer. Kurz streifte Goldstein ein bittender Blick. Der
Polizist zwinkerte zustimmend.
    »Ist das der
Mann, mit dem Sie sich in diesem Lokal unterhalten haben?«,
fragte Mirrow.
    »Oui.«
    »Worüber
haben Sie gesprochen?«
    »Über Weine
und Literatur.«
    »Dieser Mann
spricht also unsere Sprache?«
    »Ja. Sogar
exzellent.«
    »Danke. Sie
können gehen, Soldat.«
    Nachdem Pialon die
Tür hinter Solle geschlossen hatte, sagte Mirrow mit eisiger
Stimme: »Meinen Sie nicht, es wäre an der Zeit, das
Versteckspiel aufzugeben, Herr Goldstein? Wir haben Ihren Ausweis
überprüft. Eine gut gemachte Fälschung. Aber eben
eine Fälschung. Ist Goldstein eigentlich Ihr richtiger
Name?«
    Goldstein atmete tief
durch, setzte sich nun doch und antwortete dann auf
Französisch: »Ich heiße tatsächlich so. Und
es stimmt. Ich habe mich mit diesen Männern
unterhalten.«
    »Warum?«
    Goldstein zog es vor,
nicht zu antworten.
    »Dann will ich
es Ihnen sagen. Korrigieren Sie mich, wenn ich irre. Wir wissen aus
zuverlässiger Quelle, dass ein deutscher Polizist damit
beauftragt wurde, den Mord an der jungen Deutschen zu untersuchen.
Solle war einer der Soldaten, die zunächst dieser Tat
verdächtigt worden sind. Sie haben den Kontakt zu ihm gesucht,
um mehr über den Mord zu erfahren. Wir wissen von den anderen
in der Kneipe Anwesenden, dass Sie sich an dem Abend in der Tat
nur über
Literatur und Rotweine mit Sollé ausgetauscht haben. Aber
ist es dabei geblieben?, fragen wir uns. Vielleicht haben Sie
Sollé ja überreden können, sich erneut mit Ihnen
zu treffen. Vielleicht haben Sie bei diesem Treffen über den
Mord gesprochen. Ist es so gewesen, Herr Goldstein?« Mirrow
stand auf, ging um den Tisch herum und beugte sich zu Goldstein
hinab. »Reden Sie endlich!«
    Goldsteins Gedanken
überschlugen sich. Er wollte unbedingt verhindern, dass
Sollé der Kollaboration verdächtigt wurde. Aber wie?
Wenn er weiter schwieg, würde Agnes’ Freund
wahrscheinlich ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Gab er aber zu,
Polizist zu sein, belastete er sich selbst in erheblichem
Maß. Jedoch: Hatte er überhaupt eine
Wahl?   
    »Sie haben gut
kombiniert. Zumindest teilweise. Ich gebe es zu. Ich bin kein
Handelsvertreter, sondern Polizist und ich bin ins Ruhrgebiet
gekommen, um den Mord aufzuklären. Der Ausweis ist eine
Fälschung. Und es stimmt auch, dass ich Kontakt zu
Sollé aufgenommen habe.«
    »Wie lautete
genau Ihr Auftrag? Den Mord aufzuklären oder Argumente
dafür zu liefern, dass der Freispruch des
Militärgerichtes falsch war?«
    Goldstein wurde einmal
mehr bewusst, auf welch dünnem Eis er sich bewegte.
Kriminaldirektor Sanders Auftrag hatte lediglich gelautet, Beweise
für die Schuld der Franzosen zu liefern.
    Trotzdem versuchte er,
möglichst überzeugend zu klingen. »Ich sollte einen
Mord aufklären. Ohne Ansehen der Person.«
    Capitaine Mirrow war
erstaunt. »Glauben Sie das wirklich? Nun gut. Kommen wir zu
dem Soldaten Sollé. Was haben Sie zu ihm zu
sagen?«
    »Ich wollte sein
Vertrauen gewinnen. Deshalb das unverfängliche Gespräch
in dieser Kneipe. Tatsächlich verfolgte ich die Absicht, ihn
später erneut zu treffen. Ganz zufällig, ohne sein Misstrauen
zu erregen. Ich habe mehrmals in der Nähe dieses Lokals auf
ihn gewartet, leider vergebens. Solle ist nicht mehr gekommen.
Deshalb blieben meine Bemühungen erfolglos. Allerdings war ein
weiterer Kontakt dann auch nicht mehr
vonnöten.«
    »Warum
nicht?«
    »Die Tat wurde
nach meiner festen Überzeugung nicht von französischen
Soldaten verübt.«
    Im Verhörzimmer
hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Nur
das Kratzen der Schreibfeder des Protokollanten war noch zu
vernehmen. Die beiden Offiziere warfen sich überraschte Blicke
zu. Capitaine Mirrow fasste sich als Erster. »Das müssen
Sie uns genauer
erklären.«    
    Goldstein zwang sich
zur Ruhe. Jetzt kam es darauf an, dass er überzeugend wirkte.
»Der Fundort der Leiche wurde nicht sorgfältig genug
untersucht. Weder von den deutschen Polizeibeamten noch von Ihren
Leuten. Im Gebäude habe ich Zigarettenkippen und -schachteln
gefunden. Dazu Reste einer Tageszeitung

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