Frauen verstehen mehr von Liebe
Phasen damals sehr bewährt.«
Max schüttelte den Kopf.
»Heute gründen sich darauf aber keine Hoffnungen, Herr Augustin.«
»Warum nicht, Herr Doktor?«
»Weil der junge Mann an der zweiten überhaupt kein Interesse nimmt.«
»Muß er doch gar nicht. Wenn nur sie für ihn zu erwärmen wäre …«
Max versetzte sich im Geiste noch einmal zurück in den Laden, in dem er mit Vera gesprochen hatte. Er vergegenwärtigte sich einiges wieder und glaubte daraufhin sagen zu können: »Herr Augustin, diesbezüglich könnte eine gewisse Chance bestehen.«
»Na sehen Sie.«
»Vielen Dank, Herr Augustin.«
»Bitte, Herr Doktor.«
Max wollte sich endlich über sein Frühstück hermachen, aber der Kellner fiel ihm gewissermaßen in den Arm, indem er nach dem Tablett griff, es seinem Gast vor der Nase wegzog und sagte: »Nein, damit nicht mehr. Der Kaffee muß längst kalt geworden sein. Ich bringe Ihnen frischen.«
»Wenn er kalt ist, dann durch mein Verschulden. Lassen Sie ihn hier.«
»Nein.«
Das war ein kategorisches ›Nein‹. Augustin wandte sich mit dem Tablett ab und forderte nur noch seinen Freund auf, ihn zu begleiten.
»Komm, Moritz«, sagte er, »laß uns mal sehen, was wir für dich heute finden …«
»Das ist ja das Neueste!« rief Max den beiden nach. »Nun wird der Hund auch noch in die Küche mitgenommen! Das ist verboten!«
Wenn er gehofft hatte, damit Beachtung zu finden, sah er sich enttäuscht. Weder Augustin noch Moritz hielten es für nötig, auch nur einen Blick auf Max zurückzuwerfen.
Tage vergingen …
Sonja Kronen bekam es mit der Angst zu tun. Sie hatte ihre geschäftlichen Erwartungen ohnehin gezügelt und nicht erhofft, daß ihr die Leute von der ersten Stunde an die Tür einrennen würden. Doch daß es so zäh werden würde, hatte sie nicht gedacht. In der ersten Woche nach Geschäftseröffnung verkaufte sie nur ein einziges Kleid, dazu ein paar kleinere Sachen: drei Blusen, zwei Pullover, zwei Hosen, Strümpfe.
»Wenn das so weitergeht«, sagte Sonja am Montag der zweiten Woche zu ihrer Freundin und Helferin Vera Lang, »dann bewahrheitet sich die Prophetie von diesem Menschen noch rascher, als er dachte.«
An sich wäre Veras Urlaub schon zu Ende gewesen, aber sie hatte noch ein paar Tage vom Vorjahr gut und sich entschlossen, diese dranzugeben, um Sonja jetzt hauptsächlich seelisch beizustehen.
»Sonja«, erwiderte sie, »ich finde, du hast vorläufig überhaupt keinen Grund, den Mut sinken zu lassen. Siehst du denn nicht, die Frauen bleiben vor deinem Schaufenster stehen?«
»Aber sie kommen nicht herein.«
»Einige sind schon hereingekommen.«
»Zu wenige.« Sonja fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Vera, die größte Gefahr für mich ist, daß ich nur noch eine ganz geringe Summe im Rücken habe, um eine längere Durststrecke zu überstehen. Du wirst denken, das hättest du, liebe Sonja, vorher wissen müssen, wir haben dich alle gewarnt –«
»Sonja, ich –«
»Vera, gib dir keine Mühe, mir etwas vorzumachen. Ich weiß, daß du das in diesem Augenblick denkst. Und du hast ja auch nur allzu recht. Hätte ich nur auf dich gehört!«
»Sonja«, sagte Vera energisch, »hör auf, dich selbst verrückt zu machen. Damit beschwörst du nämlich die Gefahr, von der du sprichst, erst wirklich herauf.«
»Du hättest den hören sollen, als er mir meinen raschen Untergang weissagte.«
»Was interessiert dich der!« antwortete Vera, um ihre deprimierte Freundin aufzumuntern. »Der Idiot soll sich um seinen Hund kümmern, das füllt den aus. Vielleicht hat er zu Hause noch einen. Ein Mensch, der sich mit solchen Kötern umgibt, kann doch von Mode nichts verstehen.«
»Meine Kleider haben ihm gefallen.«
»Um Himmels willen, betone das nicht allzu sehr. In meinen Augen spräche das nur gegen die Kleider.«
Man konnte vom Ladeninneren aus durch die Glasscheibe der Eingangstür hinaus auf die Straße sehen. Es war Spätnachmittag. Der Bürgersteig war voll von Menschen, die von der Arbeit kamen. Zwischen den Leuten hindurch bahnte sich ein Hund seinen Weg, der den beiden Mädchen bekannt hätte vorkommen müssen, wenn sie ihn schon entdeckt hätten. Doch dazu war er noch zu weit entfernt.
»Vera«, sagte Sonja, »es ist doch eigentlich unverantwortlich von mir, zu dulden, daß du dich mir zuliebe hier selbst festnagelst. Mein Geschäftsgang«, setzte sie bitter hinzu, »erfordert das nicht.«
»Rede keinen Unsinn. Mir macht das Spaß. Allerdings
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