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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hand.
    »Wiedersehen, Herr Doktor. Ich höre dann von Ihnen …«
    »Wiedersehen, Fräulein Kronen. Sie hören auf zwei Geleisen, erstens in Sachen ›Becker‹, zweitens in Sachen ›Seefahrt‹, von mir, und zwar sehr bald, denke ich.«
    »Wiedersehen«, sagte Sonja noch einmal.
    An Arbeit war dann an diesem Tag für Albert kaum mehr zu denken. Sonjas Besuch hatte ihm die zum Aktenstudium nötige Konzentrationsfähigkeit geraubt. Gerade der Brief an Ernst Becker erblickte noch das Licht der Welt; recht viel mehr passierte nicht mehr in der Kanzlei.

Veras Ausgang mit Karl Thaler versetzte, als er begann, den ganzen UNION-Filmverleih in eine gewisse Unruhe. Die Belegschaft eines Filmverleihs besteht – wie könnte es anders sein? – zu einem wesentlichen Prozentsatz aus attraktiven jungen Damen (sprich: tollen Mädchen). Von den meisten dieser Geschöpfe kann man sagen, daß sie ursprünglich geglaubt hatten, den Weg auf die Leinwand angetreten zu haben, dann aber beim Verleih hängengeblieben waren. Die Hoffnung, es könne sich da nur um eine Zwischenstation handeln, lebt immer noch in jeder zweiten.
    Es war kurz vor Büroschluß, als Karl Thaler dem Pförtner seinen lässigen Gruß entbot. Der Pförtner war ein älterer Mann, dessen linker Arm und linker Unterschenkel einem Granateinschlag beim Kampf um Berlin, als es um den Endsieg (den sowjetischen) ging, zum Opfer gefallen waren. Das Vaterland stattete ihm seinen Dank dadurch ab, daß es ihn an seinem Arbeitsplatz vor allzu einfacher Kündigung schützte. Er blickte demonstrativ auf die große Uhr an der Wand, ehe er Thaler fragte, was er noch wünsche. In zehn Minuten werde dichtgemacht hier.
    Thalers Antwort lautete: »Wo sitzt Fräulein Lang, bitte?«
    Unpräzise, wie immer; mehr kann man ja von der heutigen Jugend nicht verlangen, dachte der Pförtner.
    »Welche?« brummte er. »Wir haben hier zwei, die Lang heißen.«
    »Vera Lang.«
    »Weiß die von Ihnen?«
    »Ja.«
    Der Pförtner griff mit der rechten Hand, die ihm verblieben war, zum Telefonhörer.
    »Dann werde ich ihr mal Bescheid sagen, daß Sie da sind. Erledigen können Sie aber heute nicht mehr viel bei der, dazu ist es schon zu spät. Wie ist Ihr Name?«
    »Auf welchem Zimmer sitzt sie?« antwortete Thaler.
    Der Telefonhörer senkte sich langsam wieder auf die Gabel.
    »Ich muß Sie anmelden …«
    Der Telefonhörer wurde erneut halb abgenommen.
    »Wozu?« fragte Thaler den Pförtner.
    »Das ist Vorschrift des Hauses.«
    »Ich würde die aber gerne überraschen.«
    Es klickte. Der Hörer lag wieder auf der Gabel.
    »Kommen Sie privat?«
    »Ja.«
    »Warum sagen Sie das nicht gleich? Zimmer 23 im zweiten Stockwerk …«
    »Danke.«
    Mißbilligend blickte der Pförtner diesem Menschen nach, der für ihn wieder einmal die Frage aufwarf, wozu er und seine ganze Generation eigentlich gekämpft hatten. Für eine solche Jugend jedenfalls nicht.
    Dann griff er rasch noch einmal zum Hörer und rief Vera Lang an. »Da kommt gleich einer zu Ihnen rauf, der mir seinen Namen nicht sagen wollte«, teilte er ihr mit. »Ich möchte Sie nur darauf vorbereiten. Er ließ sich nicht aufhalten. Ich hoffe, daß ich keinen Fehler gemacht habe.«
    »Nein, nein, Herr Schmiedl, ich erwarte den Herrn«, beruhigte Vera ihn, setzte aber dann, um sich zu vergewissern, doch noch hinzu: »Wie sah er denn aus?«
    »Wie er aussah?« Bartholomäus Schmiedl überlegte. Dann fiel ihm das markanteste Merkmal ein. »Er hat Turnschuhe an.«
    »Dann ist er es, Herr Schmiedl. Danke.«
    Turnschuhe? Vera zog ihre Schlüsse. Ins ›Vier Jahreszeiten‹ wird er mich also nicht führen. Dem Wetterbericht, der keinen Regen ansagte, vertraute er auch. Und allzu hoch ist auch nicht die Wertschätzung, die er mir entgegenbringt, wenn er sich nichts dabei denkt, mit mir in Turnschuhen auszugehen.
    Es war ja nicht so, daß Vera Lang grundsätzlich etwas gegen Turnschuhe gehabt hätte (so wie Bartholomäus Schmiedl), aber es gab Gelegenheiten, bei denen sie anderes Schuhwerk lieber sah.
    Ich werde ihm das zu verstehen geben, dachte sie. Wo bleibt er denn?
    Karl Thaler ließ auf sich warten. Das hatte seinen Grund. Er hatte feststellen müssen, daß der ganze Bau von aufregenden Mädchen bevölkert zu sein schien. Sie waren ihm auf Schritt und Tritt begegnet, in jedem Stockwerk sah er sie, auf der Treppe stolperte er mehrmals, weil sein Blick, den er auf die Stufen hätte richten sollen, absorbiert wurde von Mädchenbeinen. In der dritten Etage

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