Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)
Bedürfnisse unterdrücken oder allenfalls nur heimlich ausleben?
Für mich ist die beste Alternative zu erzwungener Treue oder ständig wechselnden angeblich monogamen Kurzzeitbeziehungen die in sexueller Hinsicht offene Beziehung, bei der ein Seitensprung nicht gleich das Ende der Beziehung bedeutet. Denn in der Regel ist es nicht die Untreue, die die Bindung zerstört, sondern das, was wir damit verbinden. Wenn wir uns aber der Loyalität und des Vertrauens unseres Partners sicher sind, kann ein Seitensprung uns wenig anhaben. Wahre Liebe ist überall da möglich, wo das Ego nicht im Vordergrund steht und man einem geliebten Menschen alles gönnt.
In Wahrheit macht uns unser Bild von der unbedingten Treue so sehr zu schaffen. Ich persönlich sehe eine Beziehung im Sinnbild zweier Flüsse, die ineinanderfließen. In einem harmonischen Zusammenleben wird daraus ein breiter starker Strom. In der Natur besitzt jeder Fluss auch Nebenflüsse und Abzweigungen und sein Wasser breitet sich darin aus. Diese Nebenflüsse sind das Sinnbild für unsere Mitmenschen. Wieso können wir nicht irgendwo anders stehenbleiben und staunen? Es gibt so viele Menschen, die uns bewegen, erfrischen und weiterbringen. Sollen wir sie in unseren Emotionen ignorieren nur auf Grund einer falsch verstandenen Moral? Oder sollen wir nicht lieber diese Energien nutzen? Wenn wir uns wohl fühlen, genießt auch unser Partner diese Stimmung. Voraussetzung für dieses bedingungslose Zusammensein und die Stärke eines breiten Flusses ist natürlich die ehrliche Kommunikation miteinander.
Wie schaffe ich es, mit meinem Partner offen
über Sex zu sprechen?
»Seit siebzehn Jahren bin ich mit meinem Mann verheiratet. Unsere Sexualität hat sich, wie soll ich sagen, standardisiert. Wir schlafen miteinander, sprechen aber nicht darüber. Ich jedoch würde gerne einmal mit ihm über meine und seine Empfindungen sprechen! Wie mache ich das, ohne dass ich ihn verletze oder vor den Kopf stoße?«, fragte mich eine Frau mittleren Alters in einem Seminar. Ich riet ihr zuerst, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. »Schatz, ich möchte gerne mit dir über unser Sex-Leben reden«, weckt eher Fluchtgedanken beim Partner, als dass es ein guter Ansatz ist, mit dem Partner ein entspanntes Gespräch zu beginnen.
Besser ist es da, das Thema eher beiläufig zu erwähnen, etwa: »Ich habe da etwas über Beziehungen gelesen, glaubst du …!« Diese Frage bedeutet eine niedrige Schwelle, um ins Thema Sex einzusteigen, und vielleicht schafft man es dann, vom Allgemeinen auf die persönliche Situation zu sprechen zu kommen.
Ist man da angelangt, hört man sich den Standpunkt des anderen am besten einmal aufmerksam an, ohne gleich zu kommentieren oder zu werten. Egal, ob der Sex als miserabel, akzeptabel oder gigantisch empfunden wird, wer Offenheit, Akzeptanz und Respekt zu den Grundregeln seiner Kommunikation macht, wird eher eine konstruktive Reaktion von seinem Partner erfahren als jemand, der übersteigert erwartet und abwertend kritisiert.
Leider reden viele Paare erst dann über ihr Sexualleben, wenn es für ein besonnenes Gespräch schon viel zu spät ist und sich bereits negative Emotionen aufgestaut haben, die dann verletzend herausplatzen. Aus einer solchen Ausgangssituation heraus ist es schwierig, an ein heikles Thema wie das der Sexualität zu gehen. Wenn wir es aber schaffen, in unseren Beziehungen stets zu signalisieren, was wir uns wünschen, und die Signale des anderen gleichermaßen annehmen, dann haben wir eine sehr gute Basis für einen herrlichen Sex geschaffen.
Beschert uns nur Sex einen Orgasmus?
Ich war ungefähr zwölf Jahre alt und freute mich über den Anruf der Putzfrau aus der Diskothek meiner Eltern. Eine ihrer Hilfskräfte war erkrankt und sie brauchte Unterstützung. Die gute Seele unseres Hauses, meine Oma, sprang sofort ein und nahm meine damals fünfjährige Schwester und mich mit. Ein leerer Club ist ein abenteuerlicher Spielplatz und eine wahre Schatzkiste für Kinder. Während meine Oma mit Staubsauger und Wedel durch die Hallen huschte, spielte ich für die Putzcrew und meine Schwester den Diskjockey. Da ich wusste, dass meine Oma deutsche Schlager liebte, ließ ich es mir nicht nehmen, zwischen den aktuellen Hits, die meiner Schwester und mir gefielen, gelegentlich auch ein paar alte Schinken aufzulegen. Meine Schwester hopste in ihrer lila Feinstrumpfhose, ihrem bunten Rock und ihrem Rüschenblüschen über die Tanzfläche und
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