Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty

Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty

Titel: Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Zimmermann
Vom Netzwerk:
schlimmer ist aber was anderes. Mir wird klar: Ich muss Natascha die Wahrheit sagen, so hart das auch ist.
    Im Kopf überschlage ich, wie viele Jahre ich auf mein Taschengeld verzichten muss, damit Natascha sich ein neues Brautkleid kaufen kann. Ich werde babysitten oder Nachhilfe geben. Viel wichtiger als Geldverdienen ist aber, dass ich mir vornehme, Natascha nie mehr zu ärgern. Mehr noch: Ich werde ab sofort ein guter Mensch werden, niemals mehr schwindeln, jeden Tag mein Zimmer aufräumen, regelmäßig Hausaufgaben machen …
    Als ich nach Hause radle, fühle ich mich um Jahre gealtert. Das einzige Glück ist, dass es jetzt locker bergab geht. Was andererseits auch nicht so toll ist, weil ich dadurch schneller daheim bin, als ich es mir wünsche.
    Ich drehe trotz des Regens drei Runden um unser Viertel – als eine Art Cool-down sozusagen –, während ich überlege, wie ich Natascha die bittere Wahrheit beibringe. Der erste Satz ist entscheidend, finde ich. Soll ich gleich mit der Tür ins Haus fallen und sagen: »Natascha, übrigens habe ich dein Brautkleid in meinen Rucksack gestopft und vor einer Reinigung am Schlossberg vergessen, nachdem ich es zuvor mit Abflussreiniger ruiniert habe.«
    Nein, beschließe ich, das wäre zu brutal. Besser ist auf alle Fälle eine schonende Einleitung wie zum Beispiel: »Ich habe schon die ganze Zeit den Eindruck, du bist nicht so glücklich mit deinem Brautkleid. Natascha, freu dich, ich habe dich davon befreit!«
    Klingt wesentlich besser. So werde ich es machen!
    »Ich habe schon die ganze Zeit den Eindruck, du bist nicht so glücklich mit deinem Brautkleid«, flüstere ich vor mich hin, als ich mein Rad an die Garagenwand lehne. Wenn ich das noch ein paarmal wiederhole, glaube ich selbst dran – und irgendwann ja vielleicht auch Natascha.
    »Wie gut, dass du wieder zurück bist!«, höre ich sie aus dem Wohnzimmer rufen. »Das war ja ein furchtbares Gewitter. Du hast Jannis nur knapp verpasst. Er war vor ein paar Minuten hier.«
    »Ah ja«, murmle ich.
    Vielleicht ist es doch besser, wenn ich erst einmal meine nassen Klamotten ausziehe und mir die Haare föhne. Das gibt mir immerhin eine halbe Stunde Aufschub. Dann beichte ich Natascha alles, aber wirklich alles.
    Zum Zeichen meines guten Willens lasse ich im Bad nichts auf dem Boden liegen, wie mir das sonst manchmal passiert, sondern stopfe meine nassen Kleidungsstücke in den Wäschekorb. Dann poliere ich sogar mit einem Handtuch den Wasserhahn. Was eigentlich total nutzlos ist, weil er beim nächsten Händewaschen ja sowieso wieder Wasserflecken bekommt.
    Ein paar Minuten trödle ich herum, probiere Nataschas neuen Lippenstift aus, überlege, ob ich vielleicht erst noch Anke und Jannis anrufen sollte, aber dann beschließe ich, dass ich zuerst einmal den unangenehmen Teil des Nachmittags hinter mich bringen muss.
    Meine Knie zittern, als ich die Treppe hinuntergehe. Vielleicht sollte ich besser bis nach dem Abendessen warten. Denn garantiert hat Natascha keinen Appetit mehr, wenn sie erfährt …
    »Carlotta?«, höre ich sie aus dem Wohnzimmer rufen. »Kommst du mal?«
    Na gut, es hilft alles nichts! Vorsichtshalber bleibe ich aber doch an der Tür stehen. Wenn es ganz schiefgeht, bin ich so in Sekundenschnelle in meinem Zimmer. Ich räuspere mich. »Also, was ich sagen wollte, Natascha, also dein Brautkleid, ich habe den Eindruck …«
    Sie klappt das Buch, in dem sie gerade gelesen hat, zu und sieht mich an. Täusche ich mich oder wirkt auch sie nervös? Könnte es sogar sein, dass sie vielleicht so eine Art siebten Sinn hat und schon etwas ahnt?
    »Also … ich hab den Eindruck …«, stottere ich, »wenn du mich fragst, dann …«
    Weiter komme ich nicht, denn Papa steht plötzlich neben mir. Was mir überhaupt nicht passt. Denn ich habe das sichere Gefühl, dass er das, was ich gleich gestehe, garantiert nicht lustig finden wird.
    »Carlotta, wenn du einmal im Leben deine Sachen aufräumen würdest«, seufzt er. »Was macht zum Beispiel dein Rucksack in der Küche? Ich wollte gerade Abendbrot machen und wäre fast gestolpert, weil du …«
    »Mein Rucksack?« Ich brülle es fast.
    »Wessen Rucksack denn wohl sonst?«, gibt mein Vater zurück. »Ich glaube nicht, dass außer dir noch jemand in unserer Familie solch ein unförmiges Ding in Hellrosa besitzt.«
    Ich weiß natürlich, meine Frage war nicht sehr intelligent, mein Gesichtsausdruck wahrscheinlich noch weniger, aber das sind jetzt alles

Weitere Kostenlose Bücher