Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
beschwichtigen, verschwand Mrs. Wells.
Maxwell simulierte einen Seufzer der Erleichterung. »Dauernd weist sie mich zurecht, Freddie, du mußt mich vor ihr in Schutz nehmen. Sie hat mich genauso unter ihrer Fuchtel wie alle anderen.«
»Es war furchtbar lieb von ihr, letzte Nacht bei dir zu bleiben und mich ins Bett zu schicken.«
»O ja, sie besitzt alle Tugenden. Ich gebe ja zu, daß wir ohne sie oft genug aufgeschmissen wären. Aber sie gehört zu diesen verteufelt tüchtigen Menschen. Und hast du schon mal jemand sich so wenig um sein Äußeres kümmern sehen? Diese gräßlichen Haarklammern! Und doch tun wir alle das, was sie uns anschafft, und Tom Wells betet sie geradezu an. Liz übrigens auch, tatsächlich.«
Freddie lachte. »Ich glaube, du bist sehr undankbar.«
»Natürlich bin ich das. Ich bin nun mal so. Undankbar auch dir gegenüber. Das jedenfalls denkst du doch von mir«, sagte er und schloß die Augen. Ehe Freddie noch dagegen protestieren konnte, sagte er leise: »Warum ist Angela nicht gekommen?« und seine Stimme zitterte kaum merklich.
»Sie wäre natürlich gekommen«, fiel Freddie rasch ein, »aber wir haben ihr nichts gesagt. Ich bin sofort hergefahren und habe Mr. Baker verboten, sie anzurufen.«
»Und darf ich fragen warum?« Das klang fürchterlich, und sie wußte, wie verärgert er war.
»Weil sie ein Baby erwartet und schon eins verloren hat und der Arzt gesagt hat, daß sie diesmal sehr vorsichtig sein muß und nicht...«
»Verschone mich mit der detaillierten Schilderung eines Geburtsvorgangs... Ich verstehe... Na schön, einmal mußte es ja schließlich passieren, und ich wünsch’ ihr viel Glück dazu. Und du? Hart für dich, wo deine Hochzeit doch so gut wie festgelegt ist. Aber ich nehme an, ein erster Fall hat was Verführerisches, besonders, wenn er einem das großartige Gefühl gibt, seine Tochterpflicht damit zu erfüllen.«
Sie konnte es einfach nicht ertragen, wenn er so sprach. Es erinnerte sie zu lebhaft an jene erbärmlichen, längst vergangenen Zeiten. Freddie biß sich heftig auf die Lippen. Wenn sie bloß nicht diese kindische Neigung zum Losheulen hätte. Doch schließlich war sie immer noch sehr müde und sehr enttäuscht. So eifrig war sie von daheim fortgestürzt, und nun war es nur allzu klar, daß Maxwell ihr Kommen krummnahm. Darum war sie sehr froh, daß es Zeit für ihn wurde, eine seiner in Reih und Glied aufgestellten Arzneien zu schlucken, und sie beschäftigte sich eingehend mit der Dosierung.
Für diesmal war Standish abgrundtief beschämt über sich selbst.
Dieses ganz neue Gefühl der Schwäche, der Abhängigkeit, mußte schuld daran sein. Das und seine absolute Gewißheit, daß Angela kommen würde. Aber Freddie war ein liebenswertes Mädchen. Er streckte seine Hand aus und sagte: »Mußt mich nicht ernst nehmen, Liebes. Mrs. Wells würde mich wie verrückt ausschimpfen und sagen, daß ich nur angebe. Diese kleine Frau ist ein heiliger Schrecken. Es war so lieb von dir zu kommen. Laß mich nicht allein, Freddie, wenigstens nicht, solange ich nicht aufstehen darf. Wenn Lulu, wie dieser kleine Naseweis sie nennt, das Kommando führt, kann ich nicht mal meine Seele mein eigen nennen, von den übrigen Teilen meiner Anatomie ganz zu schweigen...«
Freddie lachte. »Deine Seele ist doch kein Teil deiner Anatomie... Aber natürlich fahr’ ich nicht weg, ehe du nicht wieder ganz auf dem Damm bist. Sprich jetzt nicht soviel . Das ist nicht gut für dich.«
»Du redest genauso daher wie dieses Weib. Gestern ist sie mir dauernd über den Mund gefahren, sooft ich ihn nur aufklappen wollte. Sie ist ein Rätsel. Lebt hier schon seit Jahren und hat noch nicht ein einziges Mal schlapp gemacht. Führt ihren Haushalt tadellos, kommt jeden Nachmittag zu mir herunter und putzt und kocht, leitet das örtliche Institut und alles andere, was ihr gerade unterkommt, bevormundet Liz — und ist der einzige Mensch, der das Mädchen dazu bringen kann, zu tun, was ihr befohlen wird. Bemerkenswerte Frau, aber trotzdem bin ich froh, daß du gekommen bist. Es ist mal eine Abwechslung, eine Augenweide als Gegenüber zu haben.«
Wie immer höchst empfänglich für Lob, strahlte Freddie auch jetzt über das ganze Gesicht. Freilich hätte sie echter Zärtlichkeit den Vorzug gegeben, aber sie war es gewöhnt, daß ihr Vater damit nur sehr sparsam umging. Wie egoistisch er doch war; er hatte weiß Gott kein großes Interesse für Angelas aufregende Neuigkeit an den Tag
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