Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
alles kochen musste, um die Bakterien abzutöten.
Vor allem aber legte er großen Wert auf frisches Essen. Er wusste zwar die Qualität von Marks and Spencer durchaus zu schätzen, aber es war für ihn einfach kein Vergleich zu echtem Essen. Er liebte Ossobucco, Chicken Dhansak, Prawn Creole, Chili con Carne, Lamm á la Madhur Jaffrey, und natürlich musste es jeden Sonntag den klassischen Braten geben — Schwein, Lamm, Rind oder Geflügel. Und an Weihnachten wäre selbstverständlich nie etwas anderes in Frage gekommen als Truthahn. Am 2. Weihnachtsfeiertag kam dann ein Schweinebraten auf den Tisch.
Wir gingen immer zum selben Metzger: Lidgates in der Holland Park Avenue. Für gewöhnlich übernahm ich das selbst, wobei Jim Hutton mich dorthin fuhr. Er liebte diese Abstecher zu Supermärkten und Geschäften, weil ihm das einen Vorwand bot, seinen Volvo zu fahren. In seinem Leben stand dieses Fahrzeug an dritter Stelle: Freddie, Der Garten, der Volvo. Ich verstand mich mit den Metzgern ausgesprochen gut, und selbst heute werde ich dort wiedererkannt. Wir haben immer bar oder mit Scheck bezahlt und nie anschreiben lassen.
Wir hatten auch immer ein gutes Stück Cheddar Käse im Haus, denn zumindest vor seiner Krankheit wusste Freddie einen ordentlichen Angriff auf seine Geschmacksnerven durchaus zu schätzen. In den letzten Monaten seines Lebens konnte er dann keine allzu intensiven Geschmäcker mehr ertragen, was vermutlich ein Krankheitssymptom war. Er litt unter einem latenten Brechreiz und von da an lebte er von einer Schonkost aus Suppen und einfachem Rührei. Aber Käse bildete ohnehin nicht unbedingt einen Gang auf dem typischen Menü. Gelegentlich ein Welsh Rarebit [überbackener Käsetoast] oder ein Stückchen als Snack zu Mittag war schon das höchste der Gefühle. In den Klimazonen und der Kultur, wo Freddie aufgewachsen war, galt auch Käse logischerweise nicht gerade als der Gesundheit zuträglich.
Aus Nachspeisen hat er sich nie besonders viel gemacht. Ich pflegte einmal in der Woche zu backen, und zu seinen Favoriten gehörte ein Mandel-Kirsch-Kuchen, den ich in einem der alten Rezeptbücher meiner Mutter gefunden hatte. Dabei wurde das Mehl größtenteils durch geriebene Mandeln ersetzt, wodurch der Kuchen extrem feucht wurde. Man konnte ihn sogar eine Woche lang aufheben und er war immer noch absolut frisch. Allerdings war davon meistens schon einen Tag, nachdem ich ihn gebacken hatte, nichts mehr übrig.
In Freddies Haushalt gab es immer jede Menge Nahrungsmittelvorräte. Wir haben fast nie irgendwelche Zutaten weggeworfen, weil wir immer eine Möglichkeit fanden, sie zu verarbeiten. Freddie mochte es nicht, Essen wegwerfen zu müssen. Es kam jedoch oft genug vor, dass Freddie ausgerechnet nachts um halb zehn Lust auf etwas Neues hatte, wenn alle Läden schon geschlossen waren. Daher gewöhnten wir uns an, Vorräte anzulegen.
Er liebte erlesene Speisen. Immer wenn ich zu Lidgates fuhr, kaufte ich irgendetwas, das irgendwie interessant aussah — wie zum Beispiel ihre Wurst-Röllchen, die er überaus köstlich fand. Bei Lidgates lag immer irgendetwas Neues, Frisches und Hausgemachtes auf dem Tresen: Pasteten, kleine Fleischküchlein, beispielsweise aus Lamm und Porree, sowie die üblichen Quiches und Käse. Eine typische Metzger-Rechnung belief sich rund einhundert Pfund, natürlich einschließlich Schinken und Würstchen.
Was wir zu Hause aßen, war meistens „leichte“ Kost … wobei „leicht“ für Freddie eine andere Bedeutung hatte als für den Rest der Welt. Leicht stand einfach für alles, was kleiner war als ein Mittagessen. Wir machten oft Welsh Rarebit oder eine Pasta — Spaghetti mit einer kleinen Fischsoße. Er war sehr angetan von einem Rezept, das wir bei uns im Haus erfanden und für das wir Pasta in drei verschiedenen Farben besorgten — weiße, rote (mit Tomaten gefärbt) und grüne (mit Spinat). Dann probierten wir mit verschiedenen Soßen für die jeweilige Farbe herum. Zu den weißen passte ganz hervorragend eine Mischung aus Räucherlachs, Käse und Sahne, zu den grünen eine einfache Bolognaise und zu den roten eine Primavera-Variante, für die wir alle Baby-Gemüse verwendeten, die gerade zu kriegen waren: Karotten, Zuckermais, Zuckererbsen. Ein weiterer seiner Favoriten unter den leichten Gerichten waren Engelshaar-Nudeln mit Knoblauch, Chili und Petersilie — kurz angebrachten und unter die Nudeln gemischt. Das war besser als Delia
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