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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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können, wer und was sie war. Und als sie in London ankamen, wusste sie, dass sie nie mehr mit de Warenne zusammen die zweite Wache übernehmen würde. In der vergangenen Nacht, als ihr das mit letzter Gewissheit klar wurde, war sie den Tränen nahe gewesen.
    Aber nie hatte sie erwartet, dass London einen so erstaunlichen, großartigen und aufregenden Anblick bieten würde.
    Während sie die Küste entlangfuhren, waren sie an Türmen, Ruinen und Schlössern vorübergekommen, und auch die Stadt schien voller Kathedralen und Paläste zu sein.
    Sie spürte ihn, ehe sie ihn hörte, seine Gegenwart war ihr jetzt so vertraut geworden, eine unleugbare, alles beherrschende Kraft aus Männlichkeit und Wärme. De Warenne trat neben sie. „Amanda? Was denken Sie?“ Er lächelte sie an, aber sein Blick war prüfend.
    Sie nahm seine Hand. „Ich habe noch nie etwas so Unglaubliches gesehen.“
    Er lachte, aber er entzog ihr seine Hand. „London bietet einen betörenden Anblick, nicht wahr? Tatsächlich mag ich diese Stadt, weitaus mehr als Paris. Sie ist eine große Dame mit einem komplizierten Charakter, voller Widersprüche – Arm und Reich, Fülle und Mangel, Liebreiz und Lust, Hingabe und Sünde.“
    Amanda blickte zu ihm auf. Sie brachte kein Lächeln zustande, und ihre Augen brannten.
    „Soll ich Ihnen die Sehenswürdigkeiten zeigen?“, fragte er leise.
    Ihr Herz schlug schneller. „Das wäre wunderbar“, rief sie. „Heute noch?“
    Er lachte. „Ich fürchte, dazu ist es zu spät, aber wir fahren ungefähr eine Dreiviertelstunde bis nach Harmon House, je nachdem, wie viel Verkehr es gibt. Dabei können Sie schon vieles sehen, wenngleich das West End vor allem Reichtum und äußeren Glanz bietet.“
    „Das wusste ich ja nicht!“, rief sie und betrachtete wieder die Stadt. Sie deutete auf ein großes grauen Schloss an der Steuerbordseite. „Clive, was ist das?“
    Er antwortete nicht.
    Da wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie ihn mit seinem Vornamen angesprochen hatte. Sie spürte, wie sie errötete. „Captain, meinte ich.“
    „Ist schon gut. Aber wir sollten nicht zu vertraulich werden. Niemand würde die Kameradschaft verstehen, die auf einem Schiff entstehen kann.“ Endlich lächelte er. „Das ist der Tower, und wir sind fast bei der Tower Bridge.“
    „Und wir können dort nicht vorbei, oder?“, fragte sie eifrig.
    Endlich erreichte das Lächeln auch seine Augen. „Haben Sie Ariellas ganzen Reiseführer gelesen?“
    „So weit wie möglich“, gab sie zu und erwiderte sein Lächeln. „Wenn Sie mich auf Besichtigungstour mitnehmen, dann muss ich mir eine Liste machen mit den Dingen, die ich sehen will.“
    „Das macht mir nichts aus“, sagte er. „Ich werde Ihnen mit Vergnügen alles zeigen, was Sie sehen wollen.“
    „Dann werden Sie London vielleicht jahrelang nicht verlassen“, scherzte sie.
    Er lachte. „Ich bin nie länger als für ein oder zwei Monate in der Stadt geblieben. Ich würde sterben wegen der fehlenden frischen Luft.“
    Amanda wurde ernst. Sie hasste den Gedanken, dass er irgendwann London verlassen und sie zurückbleiben würde. „Wie lange werden Sie diesmal bleiben?“, flüsterte sie.
    Er sah sie scharf an. „Das habe ich noch nicht entschieden.“ Er ließ den Blick über ihr Gesicht gleiten. „Aber es muss länger als einen Monat sein. Sie sind noch nie in der Oper gewesen, oder? Oder im Theater?“
    „Ich habe Schauspiele gesehen, aber auf der Straße“, sagte sie, und vor Aufregung schlug ihr Herz schneller. „Wollen Sie mich in ein Theater mitnehmen? In ein richtiges Theater? Oder in die Oper?“ Sie konnte es kaum glauben.
    „Wenn Sie eine Dame werden, wird man Sie zu vielen solcher Veranstaltungen einladen. Es wäre mir ein Vergnügen, Sie zu begleiten. Wenn der Ausdruck auf Ihrem Gesicht dann nur annähernd so ist wie jetzt, seit wir London gesehen haben, dann muss ich darauf bestehen.“
    „Das Angebot nehme ich gern an!“, rief sie glücklich. Sie fühlte sich wie im Märchen, mit ihrem eigenen Märchenprinzen. Kurz musste sie sich zwicken, um sich daran zu erinnern, dass er nicht ihr Prinz war. Aber irgendwie war er ihr Beschützer geworden.
    „Wir werden bald vor Anker gehen. In einer Stunde verlassen wir das Schiff.“
    Amanda nickte und sah ihm nach, wie er davonging und befahl, die Segel einzuholen. Dann wandte sie sich wieder der Reling zu, starrte zu den Jachten hinüber, den Pferden und Kutschen an den Schiffsanlegern und den großen Gebäuden

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