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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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dahinter.
    Die Droschke, die Clive gemietet hatte, wendete zwischen hohen, beeindruckenden eisernern Toren, die zwischen ebenso hohen, beeindruckenden Mauern standen. Amanda spannte alle Muskeln an und umklammerte den Sims des Kutschenfensters. Das West End wirkte reicher, als sie es sich je vorgestellt hatte, und sie waren an so vielen Häusern vorbeigekommen, jedes imposanter und imponierender als die anderen, dass sie aufgehört hatte zu zählen. In ihrer Erinnerung war Windsong ein Palast gewesen, aber es hatte allein in der Harbor Street gestanden, und es gab in ganz Kingston nicht mehr als ein halbes Dutzend vergleichbarer Häuser. Sie wusste alles über die Gesellschaft, oder zumindest hatte sie das geglaubt, bloß hatte sie sich geirrt. Wie konnte es an einem einzigen Ort so viel Reichtum geben? Neben London wirkte ihre Heimat armselig.
    Die lange kiesbestreute Auffahrt führte zwischen makellosem grünen Rasen mit bunten Blumenbeeten hindurch. Vorn sah sie ein großes graues Gebäude zwischen zwei Türmen. Sie fühlte sich schlecht. Vor einer Stunde noch hatte sie in London sein wollen, aber dies hier wollte sie nicht, wollte nicht den ersten Schritt in die Gesellschaft machen. Dazu war sie einfach noch nicht bereit.
    „Wir sind da“, sagte Clive leise.
    Kaum gelang es ihr, den Blick von dem Haus abzuwenden, um ihn anzusehen. Er saß gelassen neben ihr, nahm mit seinem großen Körper mehr als die Hälfte des Rücksitzes ein, genauso gekleidet wie während der gesamten Reise, nur dass er jetzt seine Sporen angelegt hatte. Er muss wohl reiten wollen, dachte sie verwirrt. Zur Linken des Hauses hatte sie einen großen Stall gesehen, bewachsen mit Kletterrosen. „Liegt Belford House im Westend?“, stieß sie hervor.
    „Ja.“
    Ich kann das nicht, dachte sie. „Ist es so wie dieses hier?“
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Es ist groß, aber nicht so groß – Belford ist nicht so wohlhabend.“
    „Ist er auch ein Earl?“
    „Nein, er ist ein Baron.“
    Mama lebt im Hause eines Barons, dachte Amanda verständnislos. Sie hatte geglaubt, ihre Mutter würde in einem bescheidenen, aber vornehmen Haus leben, nicht in einem Schloss, nicht in einer Stadtvilla, und nicht mit einem Adligen. „Könnte sie eine Bedienstete sein?“
    Er zögerte. „Ich weiß es nicht.“
    Die Kutsche hatte angehalten. Amanda blickte hinaus. Zwei livrierte Türsteher verließen eilig ihren Platz an der Vordertür. Sie trugen Uniformen aus roten Jacken und goldenen Verzierungen, weißen Hosen, weißen Strümpfen und schwarzen Schnallenschuhen. Amanda rührte sich nicht. „Bitten sagen Sie mir, dass der Earl und die Countess sich in Irland befinden“, flüsterte sie.
    Er sah sie an. „Amanda, ich weiß nicht, wo sie sich aufhalten. Doch sie werden Sie mit offenen Armen empfangen. Bitte vertrauen Sie mir. Ich habe Sie bisher nicht angelogen, und ich habe auch nicht die Absicht, das zu tun.“
    Sie richtete sich auf. „Aber dies ist ihr Zuhause.“
    „Sie bevorzugen Adare. Wenn jemand hier ist, dann möglicherweise Ty, der sich um irgendwelche Dinge kümmert, die mit dem Grundbesitz zu tun haben.“
    Sie wusste inzwischen alles über seine Familie. „Aber dann ist bestimmt seine Frau dabei. Sie sagten, sie seien sehr verliebt und trennten sich nur selten.“
    Clive lächelte. „Ein Wolkenkuckucksheim, aber ich freue mich sehr für sie. Vielleicht ist niemand hier, Amanda. Kommen Sie. Wenn ein Wirbelsturm Ihnen keine Angst macht, dann können Sie zweifellos als geladener Gast das Haus meiner Familie betreten.“
    Amanda wünschte, ein richtiges Kleid zu tragen. Aber es ließ sich nicht vermeiden, die Kutsche zu verlassen. Nie zuvor hatte sie sich so schlecht gefühlt.
    Der Droschkenkutscher streckte seine Hand aus, hysterisches Lachen. Es kam von ihr selbst.
    Hat Mama auch livrierte Diener ?
    „Nehmen Sie seine Hand, Amanda“, murmelte Clive.
    Amanda reichte dem Mann ihre Hand und stieg wie in Trance aus der Kutsche. Clive sprang neben ihr aus dem Wagen und wandte sich dem Gefährt mit seinen Kindern, Anahid und Michelle zu. Schnell öffnete er die Tür, und Alexi hüpfte mit einem wilden Kriegsgeschrei heraus. „Alexi“, warnte er, „du wirst die Pferde scheu machen.“
    Der achtete nicht auf seinen Vater, sondern lief zu Amanda. „Was meinen Sie? Die Stadt stinkt!“ Er rümpfte die Nase. „Hier ist es nicht so schlimm, aber an den Docks stank es. Haben Sie gesehen, wie schmutzig die Straßen sind? Und es

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