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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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vielleicht hilft es dir, wenn du nicht mehr allein bist."
    "Ich habe das auch gehofft. Das tut es aber nicht."
    Julia schluchzte und riss sich zusammen.
    "Lass dir Zeit, Dirk. Ich weiß doch, dass du nicht perfekt bist. Ich will auch keinen perfekten Mann haben. Die gibt es an jeder Ecke."
    "Von wegen, die Welt ist rund", gab Kepler zurück. "Aber gib einem von diesen unvollkommenen Kerlen die Chance dazu, und er wird dich glücklich machen." Sein Blick war endgültig. "Ich kann das nicht."
    Julia schüttelte erbost den Kopf.
    "Wenn es dir mehr bedeutet, dich deiner Vergangenheit zu stellen, als deine Zukunft zu leben, dann geh." Sie sah ihn fassungslos an. "Hängst du überhaupt an irgendetwas? Oder an irgendjemandem?"
    "Nein", antwortete er ehrlich.
    "Wenn man an etwas hängt, ist man verwundbar. So ist man frei" , las Julia bitter in seinen Augen. "Und unglücklich", ergänzte sie.
    "Wie man es nimmt", schränkte Kepler ein. "Man kann sich daraus, dass einem keiner etwas nehmen kann, auch sein bisschen Glück basteln."
    "Deins ist ein Kartenhaus. Was sage ich Nico?"
    "Dass es mit uns nicht funktioniert hat", zuckte Kepler die Schultern.
    "Bedeutet er dir nichts?", fragte Julia und sah ihn vorwurfsvoll an. "Für ihn bist du ein Vorbild, fast schon eine Ikone..."
    "Doch, er bedeutet mir etwas", erwiderte Kepler, dann sah er sie verwundert an. "Aber Julia, du kennst mich ein bisschen, du weißt einiges, was ich getan habe." Er blickte ihr in die Augen. "Willst du, dass dein Sohn so wird wie ich?"
    Sie hielt seinem Blick nicht stand und senkte ihn.
    "Er mag dich wirklich sehr", sagte sie leise. "Ich werde dich schlechtmachen müssen, damit es ihm nicht wehtut."
    "Ich bin schlecht, Julia ."
    Sie sah in seine Augen. Er sagte es nicht so dahin, er wollte sich nicht ausr eden, es war seine Überzeugung, er hatte sie akzeptiert. Und er wollte, dass sie es auch akzeptierte, damit ihr der Abschied leichter fiel.
    Julia lehnte sich im Flur an die Wand und sah zu, wie er die Schuhe anzog.
    "Ich danke dir", sagte er, nachdem er damit fertig war.
    "Bitte", antwortete Julia höhnisch. "Immerhin hast du nicht gesagt, dass es so besser sei", fügte sie im selben Ton hi nzu, als er die Klinke herunterdrückte.
    "Wozu das Offensichtliche feststellen."
    Julia sah ihn an. Er schützte sich, indem er sie aufgab. Aber er schützte dabei auch sie und ihren Sohn. Und er merkte nicht einmal, wieviel es ihn kostete.
    "Warte", hielt sie ihn zurück. "Sag mir eins eh rlich", bat sie. "Tut es dir Leid?"
    Kepler antwortete nicht, nickte nur. Julia empfand keinen Zorn mehr und keine Schmach, nur Mitleid. Sie berührte mit der Hand seine Wange.
    "Mir auch", sagte sie leise. "Auch für dich."

35. Am nächsten Tag rief Galema an und beorderte Kepler nach Berlin, damit die für das Auswandern nötigen Formalitäten erledigt wurden. Das Gespräch war kurz, der Südafrikaner wollte in der Botschaft ausführlicher reden.
    Am Tag darauf fuhr Kepler nach Berlin. Ein Beamter schnappte ihn sich, kaum dass er sich am Empfang gemeldet hatte, und zerrte ihn in ein Büro. Dort wurde es langwierig. Der Beamte stopfte seinen Kopf sehr pflichtbewusst mit rechtlichen Dingen so voll, dass er bald dröhnte. Zwischendurch musste Kepler etliche Schriftstücke unterschreiben.
    Ein auf den ersten Blick unscheinbarer Mann wohnte dem Gespräch bei. Er stellte keine einzige Frage, aber Kepler hatte den Eindruck, dass er ziemlich genau über ihn bescheid wusste.
    Nach dem Gespräch machte man von Kepler ein Foto für den Pass, anschließend brachte man ihn in den Kommunikationsraum. Kepler bekam eine Tasse Kaffee, danach stand die Verbindung zu Galema, der überlebensgroß auf dem riesigen Bildschirm an der Wand wirkte.
    Der Südafrikaner hielt sich nicht lange mit den Höflichkeitsfloskeln auf und ging zügig zum Geschäftlichen über.
    "Wie lange brauchen Sie noch?"
    "Bin soweit, Sir, es war nicht viel", antwortete Kepler. "Ach, und den Urlaub, den wir ausgemacht haben, brauche ich doch nicht."
    Galema sah ihn sogleich argwöhnisch an, dann leicht besorgt.
    "Geht es Ihnen gut?", vergewisserte er sich.
    "Prächtig ."
    Bald wird es keine Unwahrheit mehr sein. Zumindest hoffte Kepler das.
    "In Ordnung ." Galema klang erleichtert. "Auf unserer Seite gibt es einige Verzögerungen. Es dauert noch etwas, bis Sie südafrikanischer Staatsbürger sind."
    "Wozu muss ich das sein?"
    "Damit Sie hier rechtmäßig eine Waffe führen dürfen." Galema sah ihn irgendwie beruhigend an.

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