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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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bin immer schuld. An allem. Aber zum Glück stürzt Richard nicht ab. Er schafft es tatsächlich, in mein offenes Badezimmerfenster zu klettern. Die aneinander geknoteten Handtücher ziehe ich wieder nach oben. Zum Glück fallen mir die ungefähr siebentausendzweihundert Mieter aus dem gegenüberliegenden Haus nicht auf, die unser Tun mit weit geöffneten Mündern verfolgen.
     
    Nachdem wir endlich in meiner Wohnung sind, brauchen wir erst mal einen Kaffee. Richard erzählt, dass er sich im ABSOLUT -Baumarkt Knieschoner gekauft hat. Sehr günstig waren die. Auf meine Frage, für was er denn Knieschoner braucht, meint er, es könnte ja sein, dass ihn irgendwann mal irgendjemand bittet, beim Teppichverlegen zu helfen, und da bräuchte er Knieschoner. So ist Richard. Im Stillen beschließe ich, Richard einen Lippenstift und Rouge zu kaufen, da freut er sich sicher. Henning ist sehr still, trinkt seinen Kaffee und starrt auf den Boden. Ich frage ihn, ob er nicht mal nach Hause gehen will, was er mit einem anklagenden Blick honoriert. O Gott. Ich habe vergessen, dass sein Schlüssel ja noch bei Naomi-Dörte und deren kampfeslustiger Schwester ist.
    Henning nimmt seine Kaffeetasse und schaut mich an wie ein angeschossenes Reh. Nein, denke ich, bitte lass ihn jetzt nicht fragen, ob ICH zu Naomi-Dörte fahren und den Schlüssel und alles andere holen kann. Aber Henning sagt nichts. Er schaut mich nur an.
    Dann fragt er, ob er sich für eine Weile bei mir hinlegen kann. Dagegen habe ich nichts. Er ist ja nur der dritte Mann, der innerhalb von drei Tagen bei mir im Bett liegt. Und von dem ich nichts habe. Außer Ärger. Aber bitte.
    Richard fragt, ob wir abends zusammen einen Film schauen und dabei ungesund leben wollen. Damit meint er Chips, Flips und eine Menge Alkohol. Ich mag aber noch gar nichts für den Abend planen. Schließlich ist Samstag, vielleicht gehe ich weg. Und einen Termin im Kosmetik- und Sonnenstudio wollte ich auch noch machen. Das tue ich jetzt auch. Ich bedanke mich also erst mal bei Richard, der daraufhin ein Stockwerk höher trottelt. Dann suche ich im Telefonbuch unter Sonnenstudios, die auch Kosmetik im Angebot haben.
    Bei den ersten beiden ist besetzt, beim dritten geht ein Mann dran, der seine Frau holen will, die nämlich die Besitzerin ist. Dann kommt er wieder an den Apparat und sagt, er fände seine Frau gerade nicht. Ob er seine Tochter suchen sollte, die würde sich auch auskennen. Ich sage, dass ich das sehr nett fände, und warte weitere drei Stunden. Der Mann kommt zurück, um mir mitzuteilen, dass seine Tochter gerade Wäsche aufhängt, und fragt, was es denn gäbe.
    Ich trage mein Anliegen vor, woraufhin der Mann wieder zu seiner Tochter geht. In der Zwischenzeit kommt Ulf an den Apparat. Er fragt mich, ob ich wüsste, wo der Papa wäre. Ich sage ihm, der Papa sei bei der Schwester und die würde gerade Wäsche aufhängen.
    Ulf erzählt mir, dass er seine Schwester doof fände und auch das uneheliche Kind von seiner Schwester. Und der Papa hätte die Mama mit der Freundin von der Mama betrogen und die Mama wollte sich scheiden lassen, und der Freund von der Schwester würde dauernd abends in die Kneipen gehen, anstatt sich um die Schwester und das Kind zu kümmern. Ich versichere Ulf, dass mir das sehr Leid tut. Ulf geht seines Weges, der Mann kommt wieder und sagt, gleich wäre die Tochter fertig.
    Endlich kommt die Tochter. Ich trage zum hundertsten Mal mein Anliegen vor, um mir von der Tochter sagen zu lassen, dass nur die Mutter sich auskennt.
    Ich lege einfach auf. Beim vierten Anruf scheine ich Glück zu haben. Schon beim ersten Klingeln reißt jemand den Hörer von der Gabel: »Happy-Sun-Sonnenstudio, Hand- und Fußpflege, Kosmetik Hartenstein, schönen guten Tag!«, trällert es.
    Ich nenne meinen Namen und frage, ob ich kurzfristig heute noch einen Termin bekommen kann. Die Dame bejaht jubilierend. Ob’s um 14 Uhr passen würde? Das passt. »Sssie sssind dann die Letzte für heute! Frrreu mich!« Ich freue mich auch.
     
    Nachdem ich nochmals kurz geduscht habe, mache ich mich auf zu Happy Sun. Derweil schläft Henning selig in meinem Bett. Um den muss ich mich später auch noch kümmern.
    Aber jetzt denke ich erst mal nur an mich!!! Während ich so die Straßen entlanglaufe, merke ich, dass Samstage eine ganz besondere Aura haben. Irgendwie ist alles in so einer gelösten Wochenendstimmung. Rasenmäher brummen, Kuchen werden gebacken und Kinder spielen fröhlich

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