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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wieder in Horizontallage und mähte mit seinem Fahrgestell die Spitzen der Säulenkakteen ab. Die Martin stieg in die Höhe, flog über ihnen und dann nach links. Harvard lächelte sein gehässiges Lächeln und deutete wild gestikulierend nach unten.
    Das Bombengestell. Der Hundesohn hatte die Absicht, eine Bombe auf sie zu werfen. Die Martin drehte nach rechts ab, war jetzt direkt über ihnen. Carl betätigte das Höhenruder und das Schulterjoch, um nach links auszuweichen. Harvard war ein guter Pilot, er folgte. Major Ruiz jammerte: »Er wirft eine Bombe auf uns, er bringt uns um.« Er packte den Steuerknüppel und drückte ihn nach vorne. Die Curtiss verlor augenblicklich an Höhe.
    »Lassen Sie los«, schrie Carl wütend, »die Chancen, daß er uns trifft, stehen eins zu einer Million!«
    Der Major legte seine Hände auf die von Carl, krallte sich mit den Fingernägeln in Carls Fleisch, damit dieser den Steuerknüppel losließ. Carl rammte dem anderen den Ellbogen ins Gesicht. Major Ruiz brach in weinerliches Jammern aus; das Mauser-Gewehr fiel zwischen seine Beine und rutschte über die vordere Flügelkante nach unten, wo es, nur durch den Riemen gehalten, baumelte und gegen die Stoffbespannung schlug.
    Da schoß irgend etwas an ihrem linken Flügel vorbei. Carl sah, wie die Bombe nach unten purzelte, dann verlor er sie aus den Augen. Nach einer lauten Detonation wurde das Flugzeug von einer Schockwelle erfaßt, die es in Richtung der Brücke trieb. Der Motor fing plötzlich an zu stottern. Was nun?
    Nach Geruckel und Rauchausstößen fiel der Motor aus. Wieder schlechter Treibstoff? Ungeachtet der Ursache begannen sie einen langen Gleitflug; wenn sie Pech hatten, landeten sie auf der schmalen Brücke oder prallten gegen die Wand des Brückendurchlasses, in beiden Fällen würde die Maschine entzweigerissen. Carl riß den Steuerknüppel zurück, zog das Flugzeug in die Höhe, betete, es möge weit genug gleiten, die Brücke überfliegen und auf festem Boden landen.
    Er zählte die Sekunden, während die Curtiss an Höhe verlor. Fünf. Sechs. Sieben .
    Unter ihnen tauchte die Brücke auf. Er beschrieb eine leichte Rechtskurve, nahm Kurs auf einen Ochsenweg zwischen gepflügten Feldern. Ruiz brabbelte vor sich hin wie jemand, der den Verstand verloren hat. Irgendwie war ihm seine Brille abhanden gekommen.
    Die Curtiss setzte auf dem Boden auf. Carl spürte, wie das Fahrgestell knirschte, sie nach oben drückte, dann knackte und schließlich zusammenbrach, als sie erneut aufsetzten. Das Flugzeug neigte sich nach vorne, das Hinterteil reckte sich in die Luft. Der Major hielt sich irgendwie am Flügel fest. Carls Schulterjoch riß; er wurde nach vorne, dann in die Höhe geschleudert und landete schließlich mit einem stechenden Schmerz im linken Bein auf dem Feld. Der Schmerz breitete sich wie eine heftige Stichflamme bis in seine Hüfte aus.
    Blinzelnd und benommen lauschte er dem Brummen der Martin, die gemächlich über ihnen kreiste, um etwa tausend Fuß hoch aufzusteigen und schließlich abzudrehen. Er drückte sich mit beiden Händen vom Boden ab, zerrte sein rechtes Knie hoch, kam auf die Beine, doch nur, um auf der Stelle wieder umzufallen. Auf dem linken Bein konnte er nicht stehen. Da war etwas gebrochen oder gezerrt.
    Major Ruiz saß mit gespreizten Beinen vor dem schrottreifen Flugzeug, das Mauser-Gewehr im Schoß, die Haare in die Augen hängend, Tränen auf den olivfarbenen Wangen. Die Martin kehrte zurück, sie gaben eine wunderbare Zielscheibe ab.
    »Schießen Sie«, schrie Carl. Ruiz zerrte sich das Mauser-Gewehr auf die Schulter, während die Martin über sie hinwegflog. Eine Bombe löste sich aus dem Gestell und trudelte langsam nach unten.
    Doch Harvards Berechnungen waren schlecht gewesen. Die Bombe landete fünfzig Schritte hinter der Curtiss, erschütterte die Erde durch ihren Aufprall und wirbelte eine riesige Staubwolke auf. Als die Martin wieder über ihnen war, versuchte Major Ruiz zu feuern, doch es gelang ihm nicht. Er fummelte an dem Bolzen herum wie ein verwirrtes Kind. Carl ballte die Hände zu Fäusten, begann zu kriechen, wobei er sich mit seinem rechten Knie nach vorne drückte. Sein linkes Bein war nutzlos.
    »Geben Sie mir das Gewehr«, schrie er, während er kroch. Die Martin flog außer Sichtweite, machte wieder eine langsame Kehrtwendung und näherte sich zum zweiten Versuch. Carl bohrte seine Ellbogen in den harten Boden, zerriß dabei sein Hemd; die Ellbogen bluteten, der

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