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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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außerhalb der Stadt. Er stieg an der Station gegenüber einer berühmten Sehenswürdigkeit des Wayne County aus, dem großen, hellerleuchteten Country Club von Detroit. Musik und Gelächter drangen aus der gegenüber gelegenen Raststätte Dobson’s.
    Nahezu jedes der eindrucksvollen Gebäude, an denen er vorüberkam, war hell erleuchtet. Durch offene Fenster drangen angeregte Stimmen, Kindergeschrei und Klaviermusik in die stille Dunkelheit. Im Grunde genommen war die Ortschaft Grosse Pointe nur im Sommer bewohnt, also war jetzt Hochsaison.
    Als er an der Ecke des Grosse Pointe Drive in die Lakeland einbog, stieg ihm ein warmer Wind in die Nase, der Fischgeruch vom St.-Clair-See herüberwehte. Das Haus stand am Ende der Straße direkt am Wasser. Die Fenster des zweistöckigen Gebäudes in rustikalem Stil warfen gelbe Rechtecke auf den gepflegten Rasen. An der Seite gelangte man über einen Steg zum See. Auf einem kleinen lackierten Schild am Zaun stand VILLA CLYMER. Wenn schon das Sommerhaus so feudal ist, wie wird erst ihr anderes Zuhause aussehen, dachte Carl.
    Ein langer, schwarzer Clymer-Tourenwagen war vor dem Haus geparkt. Im geschwungenen Messing seiner riesigen Scheinwerfer spiegelten sich die Lichter des Hauses. Das heruntergeklappte Dach gab den Blick frei auf graue Ledersitze. Der möglicherweise deutlichste Hinweis auf den Preis des Wagens war der handgemalte feine Streifen auf jeder Radspeiche. Wem gehörte das Auto? Lorenzo Cly-mer parkte seinen Wagen doch sicher in der Garage?
    Carl hatte viel Mühe auf sein Äußeres verwendet, er wollte einen guten Eindruck machen. Er hatte nach der Arbeit gebadet, sich sogar die Haare gewaschen. Er trug eine neue Krawatte für fünfzig Cent und seinen schwarzen, wollenen Überzieher, der vielleicht für diesen Abend etwas zu warm war. Er bereute, daß er Fritzi seine Weste aus Princeton überlassen hatte.
    Eine Stimme von der Veranda schreckte ihn auf. »Carl? Sind Sie das? Kommen Sie doch rein!«
    Der süße Klang ihrer Stimme besänftigte seine Besorgnis. Er ging ihr entgegen, riß sich die Mütze vom Kopf. Tess trat aus der offenen Vordertür ins Licht.
    »Sie haben uns also ohne Schwierigkeiten gefunden?«
    »Oh, ja, es war ganz einfach. Bitte, die sind für Sie.«
    »Ich danke Ihnen. Das sind meine Lieblingspralinen.«
    Betreten standen sie sich gegenüber. Vielleicht fanden andere Männer Tess Clymer nicht schön, er aber wohl; er hatte schon damals, als sie auf der Rennbahn das Wort an ihn gerichtet hatte, ein gewisses Kribbeln verspürt.
    Sie wußte sich vorteilhaft zurechtzumachen. Sie trug ein kurzes, enganliegendes marineblaues Jäckchen mit passendem Rock, dazu eine hauchdünne Bluse, die ihren wogenden Busen wunderbar zur Geltung brachte. Das Haar hatte sie mit drei türkisfarbenen, mit Rubinen verzierten Muschelkämmen zu einem Knoten hochgesteckt.
    »Möchten Sie sich setzen oder lieber einen Blick auf den See werfen? Abendessen gibt es erst um halb neun.«
    »Ich dachte, ich hätte am Steg eine Jacht gesehen.«
    »Stimmt. Sie gehört meinem Vater. Wenn wir im Sommer hier draußen sind, fährt er damit ins Büro nach Detroit. Der Kapitän schläft an Bord.«
    Sie spazierten über den sanft abfallenden Rasen bis zur steinernen Seemauer. Ein heller, butterfarbener Halbmond hing über dem See und spiegelte sich in den kleinen Wellen. Die lange weiße Jacht bewegte sich leise im Rhythmus des Wassers. Eine halbe Meile weit draußen sah Carl die gleitenden Lichter eines zweiten Bootes.
    »Manche behaupten, es gäbe hier Seeschlangen«, sagte Tess.
    »Betrunken oder nüchtern?«
    »Die Menschen oder die Wasserschlangen?« Das brachte ihn zum Lachen. »Wenn Sie Lust haben, könnten wir Krocket spielen.«
    »Krocket? Es ist doch dunkel.«
    Er kam sich vor wie ein Trottel, als sie antwortete: »Ach, das hat

Vater geregelt. Er hat auf dem Tennisplatz und dem hinteren Rasen brandneue Scheinwerfer installieren lassen. Kommen Sie!« Sie ergriff seine Hand.
    Sie ging in die Vierergarage hinter dem Haus. Plötzlich erhellten strahlende Lichter auf hohen Stangen den Krocketplatz. Dahinter standen mehrere Reihen hübscher Pfirsichbäume.
    »Ich sollte Sie warnen«, sagte Tess, als sie zum Ständer für die Krockethämmer spazierten. »Sie dürfen sich nicht über Vaters Umgangsformen wundern. Er geht ziemlich barsch mit allen um, besonders mit mir. Nach dem Tod meiner Mutter, ich war damals fünfzehn, hat er gemeint, er müsse furchtbar streng mit mir sein. Jetzt,

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