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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mit einundzwanzig, versuche ich immer noch, ihn umzuerziehen. Welche Farbe möchten Sie?«
    »Welches ist Ihre Lieblingsfarbe?«
    »Grün.«
    Er reichte ihr eine Kugel und einen Krockethammer und nahm sich selbst die rote. Sie schlenderten zum Startpfahl. »Ist Ihr Vater auch zu Hause?«
    »Ja, er hat eine Besprechung mit seinem Werbeagenten Wayne Sykes. Wayne ist ein alter Freund der Familie. Ein richtiger Detroiter. Er ist verantwortlich für die Automobilabteilung. Der Arme wartete seit drei Uhr. Vater mußte an einer in letzter Minute einberufenen Sitzung des Aufsichtsrats in der Stadt teilnehmen. Er ist im Aufsichtsrat von zwei Banken. Mein Vater arbeitet sieben Tage in der Woche und erwartet von anderen das gleiche.«
    »Haben Sie Geschwister?« Er bereute die Frage, als er sah, daß ein Schatten über ihr Gesicht huschte.
    »Ich hatte. Mein älterer Bruder Roger starb an einer Grippe, als ich dreizehn war. Meine jüngere Schwester Winona kam ein Jahr später bei einem Fahrradunfall ums Leben. Mutter starb ein Jahr danach.«
    »Das tut mir sehr leid. Ich wollte nicht .«
    »Damit müssen wir leben«, sagte sie mit einem Lächeln, das ihn beruhigen sollte. »Ich bin einsam ohne sie, das ist alles. Sie zuerst.«
    Der Hammer fühlte sich in seinen großen Händen klein wie ein Zahnstocher an. Die Kugel prallte vom ersten der beiden Krockettore ab und schoß zur Seite. »Verdammt«, sagte er, ohne nachzudenken.
    »Oh, tut mir leid. Ich habe schon lange nicht mehr gespielt.«
    »Lassen Sie sich Zeit! Das ist kein Wettspiel«, sagte Tess freundlich.
    Aber sie spielte gut und erwies sich als harte Konkurrentin - sie versuchte nicht, das liebreizende Mädchen zu mimen, das sich von dem großen Mann besiegen ließ. Ihre Schläge waren sauber und gezielt und trafen genau. Carl, der von Anfang an im Hintertreffen war, blieb es auch und fiel immer weiter zurück. Er näherte sich dem letzten Tor, da trat sie dazwischen und trieb seine Kugel mit ihrem Hammer weiter. Als er der Kugel hinterherrannte, blieb er mit dem Schuh in einem der Tore hängen und fiel der Länge nach hin. Er sprang auf, klopfte sich den Staub ab. Dummkopf! Streng dich an, sonst wird sie nie wieder mit dir spielen wollen.
    »Haben Sie sich weh getan?« Ihre Frage klang besorgt, keineswegs höhnisch. Er stand kaum zwei Fuß von ihr entfernt, der Mond spiegelte sich in ihren dunkelblauen Augen wider. Am liebsten hätte er sie in die Arme gerissen und geküßt, ganz egal, was ihm danach blühte.
    »Nein, gar nicht.« Er hob seine Kugel auf, schritt zum letzten Tor zurück und brachte die Kugel mit dem nächsten Schlag durch. Bei den nächsten beiden Toren hatte er allerdings kein Glück. »Mist!«
    Als er endlich den Wendepfahl erreicht hatte, war sie bereits am anderen Ende des Platzes vor dem Zielpfahl, wenn auch gut einen halben Meter seitlich. Sie beugte sich über die Kugel, überlegte und schlug. Die Kugel rollte durch das erste Tor, streifte das zweite und rollte wie durch ein Wunder auch hier durch. Sie schlug die Kugel an den Zielpfahl.
    »Gut gespielt, Sie haben mich geschlagen!«
    »Unfairer Vorteil. Ich spiele Golf. Da ist Vater mit Wayne.« Sie schaltete die Scheinwerfer aus. Auf der Veranda sah Carl jetzt zwei Männer, von denen einer eine brennende Zigarre in der Hand hielt; seine Stimme trug bis zum Krocketplatz.
    »Ich bin mir einfach nicht sicher, ob es ratsam ist, mit meinem Bild zu werben.«
    »Lorenzo, du kannst mir glauben, das ist der richtige Weg. Jeder kennt dich oder hat schon von dir gehört. Die Anzeige wirbt nicht nur mit dem Bild, sondern auch indirekt. Sie bringt zum Ausdruck, daß Clymer ein Qualitätsauto sein muß, wenn ein Mann mit deinem Ruf seinen Namen dafür hergibt. Das Bild bringt die Sache auf den Punkt.« Der Sprecher hatte eine salbungsvolle Stimme, die Carl vom ersten Augenblick an mißfiel.
    »Also gut, aber die ausgefallenen Rahmen um die Anzeige mag ich wirklich nicht.«
    »Das können wir ändern. Ganz wie du willst. Was würde dir gefallen?«
    »Ich weiß nicht. Mach ein paar Vorschläge.«
    »Einverstanden. Du bist der Kunde.«
    »Hallo, Tess. Ich habe Wayne gebeten, mit uns zu Abend zu essen, wo er so lange warten mußte. Das ist dein Gast? Guten Abend junger Mann, ich bin Lorenzo Clymer.«
    Clymer hatte einen kräftigen Händedruck. Wayne Sykes nickte nur. Sie betraten ein riesiges Speisezimmer, in dem zwei Serviermädchen Kalbfleisch und Beilagen auftrugen und Wasser und Wein einschenkten. Beim Anblick

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