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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Scarboro! Ich weiß schon, daß man das nicht tun sollte, aber muß man deshalb so mit einem Kollegen umspringen?«
    »Wer hat denn Sie was gefragt, Miss Nobody?« Scarboro saß da mit hochrotem Kopf, schwitzend und zu Tode erschreckt. »Wenn man den Teufel ruft, kommt er. Vor allem in diesem Stück. Irgend jemand wird für Ihren Fehler bezahlen müssen, Jervis.«
    Auf dem Weg nach draußen rumpelte Scarboro mit Mrs. Van Sant zusammen, die eben eintrat. Daniel Jervis verzog sich in eine Ecke, das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Der grauhaarige Mr. O’Moore, der die undankbare Rolle des Rosse spielte, zündete seine Pfeife an und sagte: »So. Außer unserem unvergleichlichen Star haben wir also noch jemanden, der an dunkle Mächte glaubt.«
    »Barer Unsinn«, sagte Mr. Denham, auf der Bühne der Macduff. Er raschelte mit seiner London Times, um seine Ansicht zu unterstreichen. Der ungefähr vierzigjährige Denham hatte in der britischen Armee in Indien gedient. Er nahm seine Lektüre wieder auf.
    Mrs. Van Sant zog Fritzi zur Seite. »Das war sehr anständig von Ihnen, sich für den jungen Burschen einzusetzen.«
    »Mr. Scarboro ist ein Grobian.«
    »Da haben Sie recht. Ich frage mich, ob Sie nicht Lust hätten, am
    Sonntag mit mir Tee zu trinken?«
    »Im Astor?«
    »An die Brooklyn-Brücke hatte ich eigentlich nicht gedacht, meine Liebe. Sagen wir um vier? Wenn ich es mir leisten kann, stehe ich nie vor zwei Uhr auf.«
    Wenige Minuten später war Manchester wieder da. Fritzi stand mit Mr. O’Moore in der linken vorderen Kulisse, wo sie gemeinsam auf die Fortsetzung der Probe warteten. Ein leises Geräusch ließ O’Moore nach oben blicken. »Vorsicht!«
    Er stieß sie mit der Schulter an und warf sie um. Mit schmerzverzerrtem Gesicht landete sie auf Hintern und Rücken. Sie setzte sich benommen auf. Der Inspizient Simkins kam auf sie zugerannt. »Was ist passiert?«
    Ein paar Schritte von ihr entfernt, aber so, daß Fritzi es mühelos sehen konnte, lag ein großer Sandsack, an dessen Ende ein ausgefranstes Seil befestigt war. Was passiert war, war klar. Oben in der Arbeitsgalerie war ein Seil gerissen. Simkins hob den Sandsack vom Boden auf. »Das verdammte Ding wiegt mindestens fünfzig Pfund.«
    O’Moore ergriff Fritzis Hand und half ihr hoch. »Alles in Ordnung?«
    »Ich glaube schon.«
    »Ich rede mit den Geizkragen, denen das Theater gehört«, versprach Simkins. »Sie sollen dafür sorgen, daß jedes Seil und jedes Schräubchen an jeder Maschine überprüft wird.«
    »So was Ähnliches hat Scarboro vorausgesagt, nicht wahr?« sagte O’Moore.
18. BEKENNTNISSE
    Als Mrs. Van Sant die Augen aufmachte, ging es ihr schlecht. Gestern abend hatte dieser Lump Charlie sie verlassen, seine Arbeit als Page einfach hingeworfen, um mit einem Küchenmädchen durchzubrennen. Nicht einmal eine kurze Nachricht hatte er hinterlassen. Sie mußte es vom Personal erfahren!
    Sie goß den Rest Champagner, der noch in der Flasche war, in ihr Badewasser, lehnte sich zurück und überflog ein paar Seiten von Freuds Buch über Traumdeutungen. Sie beschäftigte sich gern mit ungewöhnlichen und neuen Ideen, aber heute nachmittag konnte nicht einmal der Wiener Arzt sie ablenken. Sie freute sich auf vier Uhr, wenn die kraushaarige Miss Crown, eine unterernährte, aber sonst liebenswerte Person, zum Tee zu ihr käme.
    Wie Hobart Manchester war auch Eustacia Van Sant ihre eigene Schöpfung. Sie war als Sophie Zalinsky in Liverpool zur Welt gekommen. Ihr Vater, ein Tuchhändler, hatte nie viel Geld nach Hause gebracht; er war gestorben, als Sophie zehn war. Mit fünfzehn ging sie nach London, nachdem sie vom Vermieter ihrer Mutter entjungfert worden war.
    Im Verlauf mehrerer kleiner Rollen verloren sich ihr Liverpooler Wortschatz und Akzent. Sie lernte, zu sprechen wie die Gattin eines Universitätsprofessors in Oxford. Der Erfolg kam nur langsam, aber er kam, weil sie es so wollte.
    Zur verabredeten Stunde wartete Fritzi in der Hotelhalle. Eustacia führte sie in das verschwenderisch im Jugendstil ausgestattete Hotelrestaurant. Es war überaus geräumig, verfügte über hohe Decken, viele Palmen und Farne und einen lebenden Pfau in vergoldetem Käfig. Ein Streichquartett spielte diskret den Walzer Die lustige Witwe.
    Der Oberkellner wies ihnen einen abgelegenen Tisch zu. »Haben Sie die Absicht zu rauchen, Madam?«
    »Ja, Viktor, habe ich.«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er, während er einen dreiteiligen

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