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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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waren, sagte Paul: »Du warst ziemlich unfreundlich.«
    Fritzi schaute bestürzt. »Du hast recht, es tut mir leid, doch so empfinde ich nun mal. Ich hätte aber etwas diplomatischer sein können.«
    Nachdem Paul in Buffalo einen ganzen Tag damit zugebracht hatte, die Niagarafälle zu filmen, hielt er seinen ersten Vortrag. Er war furchtbar nervös, doch die Resonanz aus dem Publikum war positiv. Der Agent Bill Schwimmer war mit dem Schlafwagen aus New York gekommen, um sich seinen Vortrag anzuhören. Der ruhige Mann, der auf den ersten Blick wie ein zerstreuter Professor wirkte und gelegentlich seine Frau erwähnte, ohne die Miene zu verziehen, nannte Paul eine »natürliche Begabung« und versicherte, daß er jederzeit eine längere Vortragstournee für Paul zusammenstellen könne. Auf dieser Reise hatte Paul nur noch zwei Vorträge zu halten, in Cincinnati und Louisville. Als er Louisville verließ, um in der Nähe von Lexington die herrlichen Pferdegestüte zu filmen, fühlte er sich bereits wie ein alter Hase.
    In Indianapolis filmte er einen spektakulären Flaggenmastkletterer, um sich dann dem eigentlichen Ziel seiner Reise zuzuwenden, einer geplanten neuen Autorennstrecke. James Allison, einer der federführenden Männer des Projekts, holte Paul im Hotel ab und fuhr ihn hinaus. Auf dem ganzen Weg wurde Allison nicht müde, von seiner Firma Prest-O-Lite zu erzählen, die sich auf Generatoren für Scheinwerfer spezialisiert hatte.
    Er und seine drei Partner waren der Meinung, Indianapolis stehe eine große Zukunft im Autorennsport bevor. Stolz deutete Allison auf das brachliegende Land im Westen der Stadt, aber mehr war derzeit nicht zu sehen. Paul dankte ihm, tippte an seine Mütze und versprach, nach Eröffnung der Rennstrecke wiederzukommen. Um vier Uhr morgens bestieg er einen Zug nach Detroit, der neuen Hauptstadt des Automobils.
    Aber nicht die Amerikaner hatten die pferdelose Kutsche, wie sie damals genannt wurde, erfunden. Diese Ehre gebührte zwei Deutschen namens Gottlieb Daimler und Carl Benz. Doch in Amerika schien man die Kraftwagen schneller und aggressiver zu entwickeln als in Europa. Wie Pilze schossen Firmen aus dem Boden, die ein paar Modelle herstellten, dann aufgaben oder sich zusammenschlossen oder einfach in der Versenkung verschwanden. Im Augenblick gab es mehr als tausend verschiedene Automobilhersteller. Die meisten setzten ihre Autos aus Teilen zusammen, die anderweitig hergestellt wurden.
    Paul hatte einen Artikel in Harper’s gelesen, der die verschiedenen Branchen aufzählte, aus denen die Automobilhersteller kamen. Colonel A. A. Pope hatte Fahrräder hergestellt, für die er mit dem vertrauenerweckenden Slogan »Man kann die Leute doch nicht dazu bewegen, sich auf einen Feuerwerkskörper zu setzen« geworben hatte. Ransom Olds hatte ursprünglich Gasmaschinen hergestellt, White Nähmaschinen und David Buick Armaturen. Studebaker war früher der größte Hersteller von Pferdewagen.
    Eine Firma aber tauchte in der Presse häufiger auf als alle anderen, und zwar die, die den Namen ihres Gründers trug: Henry Ford. Paul hatte im London Light, dem Paradeblatt des Pressezaren, für den er arbeitete, von Ford gelesen.
    Der mitunter als autodidaktisches Genie bezeichnete Ford war seit zehn Jahren im Automobilgeschäft, gründete Firmen, um sie wieder aufzulösen oder ihnen den Rücken zu kehren, wenn er sich mit seinen Partnern überwarf, zu denen Bankiers, ein Kohlenhändler und ein Radrennfahrer gehörten. Paul interessierte sich vor allem für Fords neuestes Modell, das Automobil, an dem seit zwei Jahren unter Ausschluß der Öffentlichkeit gebaut wurde.
    Die Fahrt nach New York in einem alten Holzwaggon entsprach keineswegs Pauls Vorstellung von Komfort, doch er mußte sich eingestehen, daß er durch seinen Erfolg wahrscheinlich schon ziemlich verwöhnt war. Die Luft, die von draußen hereinkam, stank nach Kohlenrauch und Toiletten. Butterbrotpapiere und Erdnußschalen bedeckten den Boden. Der Wasserbehälter an der Wand war leer, ein Schöpflöffel nicht vorhanden. Als die Sonne aufging, war es in dem Waggon heiß wie in einem Schmelzofen. Außerdem verfügte ein ungnädiges Geschick, daß sich keines der Fenster öffnen ließ. Obwohl Paul nicht der Ordentlichste war oder sich nicht sehr um Äußerlichkeiten kümmerte, zog er es vor, einen Großteil der Zeit auf der offenen Plattform zwischen den Waggons zu verbringen, wo er seine Zigarre paffte.
    Der Zug erreichte den

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