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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Paravent aufstellte. An Fritzi gewandt, erklärte er: »Wir können es uns einfach nicht erlauben, daß man bei uns eine Frau sieht, die Tabak raucht.«
    »Ihr Kolonisten seid so verdammt puritanisch.« Eustacia machte es sich bequem. »Also, meine Liebe, ich freue mich wirklich sehr, daß Sie hier sind.«
    »Vielen Dank, Mrs. Van Sant, ich freue mich, daß Sie mich eingeladen haben. Die Sonntage sind immer ziemlich ruhig.«
    »Aber bitte, meine Liebe, nennen Sie mich Eustacia. Alle, die ich mag, nennen mich Eustacia.« Sie goß den Tee aus einer mit kleinen blauen Blümchen bemalten Kanne ein.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Fritzi.
    »Sie machen sich gut in Ihrer Rolle. Ihnen fehlt nur ein bißchen Selbstvertrauen.«
    »Das hat Mr. Manchester gestern auch gesagt.«
    »Hören Sie auf ihn. Der alte Schuft kennt sein Handwerk, auch wenn er von Buchhaltung und Finanzierung nichts versteht. Kommen Sie gut mit den Kollegen zurecht?«
    »Ich würde sagen, mit den meisten. Wissen Sie, daß Mr. Scarboro sich entschuldigt hat, daß er mich Miss Nobody nannte?«
    Eustacia strahlte. »Was Sie nicht sagen. Lassen Sie hören.«
    Fritzi erzählte es ihr und schloß mit den Worten: »Ich kann mir nicht vorstellen, was ihn dazu veranlaßt hat.«
    »Aber ich, meine Liebe. Ich habe den eingebildeten Arsch zur Seite genommen und ihm gesteckt, daß ich mit Manchester sprechen und dafür sorgen würde, daß er unverzüglich in einem anderen Stück spielt, wenn er sich nicht entschuldigt. Und zwar in dem Stück mit dem Titel In Freiheit.« Sie wieherte vor Lachen, gab noch einen Teelöffel Zucker in ihren Tee und zündete sich mit großer Geste einen Stumpen an.
    Bald hing eine gefährliche blaue Wolke über dem Tisch. Rauchschwaden schwebten über dem Paravent. Ein für sie unsichtbarer Gentleman hustete erbärmlich.
    Fritzi sagte: »Darf ich fragen, wo sich Mr. Van Sant aufhält?«
    »Es gibt keinen Mr. Van Sant. Er existiert nur in Programmheften und in der Vorstellung meines Publikums. Ich war dreimal verheiratet, aber Mr. Van Sant ist eine Erfindung. Hin und wieder ganz nützlich, um am Bühneneingang unerwünschte Verehrer loszuwerden.«
    »Das ist ja herrlich!«
    »Es ist notwendig, wenn man wie ich viele Bewunderer hat. Ich bilde mir das nicht ein, es ist wirklich so. Die Leute kommen, um mich als Persönlichkeit zu sehen. Sie wollen keine erstklassige Schauspielerin sehen, die die Lady Sie-wissen-schon-wen-ich-meine darstellt, sondern sie wollen Eustacia sehen, die so tut, als wäre sie sie. Manchmal kommen sie auch nur, um Eustacias Kleider zu sehen. Für dieses Engagement habe ich sage und schreibe fünfunddreißig komplette Garderoben aus England mitgebracht.«
    Dann befragte sie die junge Dame nach ihrer Herkunft. Fritzi erzählte von ihrer Familie und berichtete, wie zornig der General reagiert hatte, als sie Chicago verließ.
    »Sie werden’s ihm zeigen, stimmt’s, meine Liebe?« Sie nahm noch einen Schluck Champagner. »Ach, wie reizend. Helfen Sie mir mit meinem Gurkensandwich, dann gehen wir in meine Suite. Viktor? Ach, da sind Sie ja, mein Lieber. Bitte lassen Sie uns eine eisgekühlte Flasche Mumm’s nach oben bringen! Danke, mein Bester.«
    Wenige Minuten später saßen sie mit Gläsern in der Hand und dem silbernen Champagnerkübel zwischen sich auf dem Perserteppich in Eustacias Suite. Eustacia leerte zwei Gläser in der gleichen Zeit, in der Fritzi drei Schlückchen schaffte.
    »Sie haben sehr zur Besserung meiner Stimmung heute nachmittag beigetragen«, sagte die ältere zu ihrer jüngeren Kollegin. »Charlie, der Bursche, der mich zur Probe begleitet hat, hat mich verlassen. Leider gehe ich in der Wahl meiner Liebhaber nicht sehr klug vor. Da ich arm aufgewachsen bin, neige ich dazu, sorglos in den Tag hinein zu leben. Vor allem was Männer betrifft, bin ich vollkommen sorglos. Bernard Shaw, ein gräßlicher Mensch, hat einmal gesagt, ich würde Männer zu mir nehmen wie andere Menschen Kopfschmerzmittel: häufig und zur schnellen Linderung.« Fritzi lachte und hätte beinahe ihren Champagner verschüttet.
    »Und wie steht’s mit Ihnen? Haben Sie einen Geliebten?«
    Mit gesenktem Blick antwortete Fritzi: »Im Moment nicht.«
    »Aber Sie hatten sicher welche, Sie sind doch eine ansehnliche Erscheinung.«
    »Das reicht leider nicht.« Ein bronzener Knabe auf der Kaminuhr schlug mit einem bronzenen Hammer auf einen bronzenen Gong: halb sechs. Die Fenster der Suite gingen nach Osten, und Fritzi bemerkte, daß es

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