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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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zur Seite stehen und das Fest genießen, ohne die Verantwortung tragen zu müssen.<
    >Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen soll. Susan wird sich verpflichtet fühlen, auf alles zu achten.<
    >Das wird sie gewiß tun, aber das ist auch alles, denn wir werden dieselben Lieferanten haben und Leute, die den Blumenschmuck arrangieren. Die arme Susan soll sich nicht mit der Dekoration plagen, bei ihren Freundinnen um Blumen betteln und dann mit dem großen Ordnen beginnen. Es wird alles nicht so hübsch werden, wie es bei Susan wäre, aber doch schön genug. Zu essen und zu trinken wird es genug geben. Es sollen keine langen Reden gehalten werden, aber eine gute Rede — und zwar von Daddy, denn der ist so witzig. Natürlich werden auch noch andere sprechen, aber nicht viele. Es wird gewiß vergnügt werden, und die Leute können sagen, was sie wollen über mich und meine verrückten Einfälle. Das tun sie sowieso, also was soll’s?«
    Davon wollte der Colonel nichts hören. Er sagte väterlich wohlwollend: >Alle haben die größte Achtung vor Ihnen, liebes Kind! Ich kann Ihnen versichern, daß niemand unfreundlich von Ihnen spricht!<
    Tony lachte und fiel ihm um den Hals. >Sie sind goldig!< rief sie. >Natürlich reden die Leute, wenn auch nicht zu Ihnen, aber ich mache mir nichts daraus. Jetzt werden sie reichlich Stoff haben und das richtig genießen, und ich hab’ sie trotzdem gern, wenn sie sich zuflüstern: Habt ihr schon gehört, was das Mädchen jetzt wieder angestellt hat?<
    Wir mußten beide lachen, und der Colonel gab ihr den klugen Rat: >Erklären Sie Ihren Freunden, daß Sie bei der kirchlichen Trauung niemanden dabei haben möchten, daß aber bei dem großen Fest alle herzlich willkommen sind.< Das war, so meine ich, ein vernünftiger Vorschlag. Einen Tag lang werden die Leute sich darüber aufhalten, dann werden sie’s dabei bewenden lassen und der Sache nicht, wie Tony das nennt, eine dunkle Bedeutung geben.«
    So nahmen denn die Dinge ihren Lauf. Tony erzählte überall von ihrem ungewöhnlichen Plan, aber außer Tantchen und dem Colonel gab sie wohl nirgends den eigentlichen Grund an: mir die Arbeit und Aufregung ersparen zu wollen. Sie sagte nur, nach ihrer Überzeugung gebe es auf diese Weise viel mehr Spaß. Zu einer Dame, die über ihre Idee erstaunt zu sein schien, hörte ich sie sagen: »Wissen Sie, es ist doch lustig, wenn wir die Party in unserem eigenen Haus geben. Das ist dann ein Anfang mit einem Knalleffekt! Es gibt keine Aufregung vor der Hochzeit, die so leicht alles verdirbt. Ich finde, es macht nichts, wenn mein Schleier ein wenig verknittert ist, wenn nur vier Personen dabei sind. Und keiner braucht darauf zu achten, daß alles streng nach Vorschrift geschieht, denn es werden keine Vorschriften gemacht.«
    »Nein, sicherlich nicht!« stimmte die Dame mit einiger Schärfe zu. Und man fand sich mit Tonys Standpunkt ab.
    »Eines Morgens fahren wir fort und lassen uns trauen, und dann treten wir gleich unsere Flitterwochen an. Es kommen auch keine Fotografen; das alles können wir nachholen, wenn wir wieder zurück sind. Dann werde ich zu der Party mein Brautkleid anziehen, so daß niemand etwas verpaßt, soweit ihm etwas daran liegt.«
    Ob den anderen Leuten etwas daran lag, weiß ich nicht; mir selbst aber ging es nahe. Das war eigentlich recht unvernünftig. Es hatte mir vor der Hochzeit und allem, was damit verbunden war, gegraut. Dennoch war ich jetzt, da alles sich geändert hatte, enttäuscht. Peter erkannte das wohl, Tony jedoch nicht. Sie war gutherzig und liebevoll, hatte aber keine Phantasie. Sie würde sich nicht vorstellen können, daß es der innigste Wunsch einer Mutter war, ihrer Tochter eine »richtige« Hochzeit auszurichten. Sie dachte nur daran, wie sie mir Mühe und Arbeit ersparen konnte.
    Und das hatte sie erreicht; ich schlief wieder besser. Nur in der ersten Nacht, nachdem sie uns von ihren neuen Plänen berichtet hatte, weinte ich zu Pauls Bestürzung im Schlaf. Dann aber sandte ich ein Dankgebet zum Himmel, nahm mich zusammen und machte mich an die zu dieser Jahreszeit fällige Routinearbeit mit Kälbern und Lämmern. Die waren entschieden nicht so wechselhaft wie Tony.
    Eine Woche später nahm die Heimkehr von Jock Mackey und seiner neuen Frau uns ganz in Anspruch. Wir hatten auf Jocks Urteil vertraut und — wie sich zeigen sollte — mit Recht. Ich schätzte Jean auf etwa dreißig Jahre; eine kleine, rührige Person, die nicht gerade hübsch, aber, wie

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