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Fremde Männer küsst man nicht!

Fremde Männer küsst man nicht!

Titel: Fremde Männer küsst man nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELE DUNAWAY
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gekämmt. „Ich wusste nicht, dass du heute Abend hier sein würdest.“
    „Morrisville hat nicht eben viel Auswahl“, antwortete er.
    „In der Tat.“ Sie deutete auf den Mantel, den er über dem Arm trug. „Wolltest du gerade gehen? Ich würde gern mir dir über die Sache reden, von der du mich heute informiert hast.“
    „Unser Termin ist doch erst nächste Woche, oder?“ Perfekte Retourkutsche für dieselbe Frage von ihr heute Morgen.
    Sie blieb freundlich. „Aber Bruce, das sieht dir gar nicht ähnlich. Willst du dir diese Gelegenheit etwa entgehen lassen? Überzeugt es dich, wenn ich hinzufüge, dass ich mich geschlagen gebe?“
    Er sah sie aufmerksam an und wartete.
    „Mann, mach es mir doch nicht so schwer! Also gut, mein Vater ist hier, ich habe ihm alles erzählt. Was hältst du von einem kleinen informellen Palaver? So werden doch die meisten Geschäfte erledigt.“
    Der große Zeiger auf der Uhr über der Eingangstür des Country Klubs rückte ein Stück näher an die Sechs heran. Er hatte vergessen, sich Christinas Handynummer geben zu lassen. Verdammt. Elaine hatte ihn, und sie wusste es.
    „Aber nur ein paar Minuten“, gab er nach.
    Sie lächelte süß. „Komm mit.“

6. KAPITEL
    Er kommt zu spät.
    Christina trommelte auf ihre Armbanduhr, als wenn sie so die Zeit zurückdrehen könnte. Kurz vor halb sieben.
    Nicht einmal Kyle hatte die Unanständigkeit besessen, sie zu versetzen. Betrogen hatte er sie, ja, nach Strich und Faden. Aber er hatte sie nie mit einem Stapel Memos in einem Burger-Restaurant sitzen lassen. Glücklicherweise hatte sie sich wenigstens vorher umgezogen, sodass es niemandem wirklich auffiel.
    Sie versuchte, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, aber um sie herum war solch ein Lärm, und sie ärgerte sich so sehr über Bruce, dass es ihr einfach nicht gelang. Dafür hatte Bella jede Menge Spaß.
    Als sie eben wieder heranschoss, um einen Schluck Apfelsaft zu trinken, sagte Christina: „In fünf Minuten gehen wir.“
    „Ach, Mom …“
    „In fünf Minuten“, wiederholte sie nachdrücklich.
    Bella gab es auf und stürzte sich wieder zurück ins Vergnügen. Schon Sekunden später war ihr begeistertes Kreischen von Neuem zu hören.
    Christina blätterte noch einmal durch die Memoblätter auf dem Tisch, zwischen Essensresten und Getränkebechern. Aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Wo steckte Bruce? Sie kannte ihn ja kaum, aber er machte sie verrückt mit seiner Art. Was nicht hieß, dass sie ihm einen Autounfall wünschen würde. Hoffentlich war ihm nichts passiert.
    Sie war als mittleres von drei Kindern der Familie aufgewachsen und von früh auf daran gewöhnt gewesen, ständig im Schatten von jemandem zu stehen: im Schatten ihres älteren Bruders, der eine Sportskanone war, im Schatten ihrer hochintelligenten kleinen Schwester, und später dann im Schatten von Kyles Starruhm.
    Immer hatte sie das Gefühl gehabt, irgendeinem Maßstab nicht zu genügen. Wenn sie hübscher, stärker oder sonst irgendwie anders gewesen wäre, dann hätte Kyle sie vielleicht nicht betrogen, also war sie selbst schuld daran. Jedenfalls hatte sie das jahrelang gedacht, bis sie die Kraft gefunden hatte, diese Sichtweise zu überwinden.
    Bruce war nicht ihr Ehemann. Besser, sie machte sich nicht so viele Gedanken um ihn – und Sorgen schon gar nicht. Nie wieder sollte jemand mit ihrem Herzen Schindluder treiben. Und wenn es schon damit losging, dass sie auf diese Art versetzt wurde …
    „Bella, die Zeit ist um!“ Erleichtert sah sie, dass ihre Tochter sofort gehorchte und sich die Schuhe anzuziehen begann. Christina packte inzwischen die Papiere wieder ein und zog sich den Mantel an.
    Als auch Bella fertig zum Gehen war, sah Christina, wie draußen ein großer, schwarzer Pick-up auf den Parkplatz einbog,
    „Komm, wir gehen“, sagte sie hastig. Ihr war nicht nach einer erneuten Auseinandersetzung mit Bruce Lancaster zumute.
    „Tschüs!“, rief Bella ihren Spielkameraden zu und winkte ausgelassen.
    „Los jetzt“, drängte Christina. Autoschlüssel und die Tasche in einer Hand, streckte sie die andere nach Bella aus und zog sie hinter sich her.
    Sie kamen aus dem Spielbereich und hatten das eigentliche Restaurant fast durchquert, um es auf der dem Parkplatz gegenüberliegenden Seite zu verlassen.
    „Christina?“
    Sie konnte kaum so tun, als ob sie nichts gehört hätte. Dazu war die Stimme zu laut und sonor. Sie umklammerte Bellas Hand noch fester und drehte sich zu ihm um.

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