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Fremde Männer küsst man nicht!

Fremde Männer küsst man nicht!

Titel: Fremde Männer küsst man nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELE DUNAWAY
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unter dem distanziert abschätzenden Blick unwohl werden.
    „Dann sind Sie also die neue Teilhaberin, die ich seit Wochen zu treffen versuche. Jedes Mal, wenn ich in die Kanzlei komme, sind Sie nicht da.“
    „Wir haben viel von ihr daheim aus gearbeitet.“ Sein nachdrücklicher Tonfall gab Christina zu verstehen, dass sie ihm das Reden überlassen sollte. Bruce sah ihr an, dass die unausgesprochene Botschaft angekommen war. Natürlich traute er ihr zu, mit seinem Großvater fertigzuwerden. Aber mit dem alten Herrn umzugehen war wie Frühjahrsputz – jeder ist froh, wenn es jemand anders für ihn tut.
    „Wir hatten auch viel außer Haus zu tun“, fuhr er fort. „Wir bereiten uns auf das Treffen mit den Grays am 6. Dezember vor. Es wäre eine angenehme Überraschung, wenn sie sich auf eine außergerichtliche Einigung einlassen würden. Danach werden wir auf die Mitteilung der Gleichstellungsbehörde warten, dass wir Klage einreichen dürfen.“
    Roy war anzusehen, dass ihn diese Details nicht interessierten. „Ich hörte, ihr habt eine Party gegeben?“
    „Stimmt. Das war eine tolle Idee von Christina. Unsere Klientinnen wissen jetzt, dass es uns nicht nur um das Honorar geht, das wir mit ihrem Fall verdienen können, sondern dass wir sie auch respektieren.“
    „Die Kosten gehen auf mein Budget“, fügte Christina hinzu, und Bruce krümmte sich innerlich. Mit Roy Lancaster musste man vorsichtig sein. Wenn man meinte, alles wäre gesagt und getan und der Fall zu Ende, dann zauberte er noch irgendein Kaninchen aus dem Hut. Und als jetzt der Blick des Alten von einer Sekunde auf die andere rasiermesserscharf wurde, war klar, dies war wieder ein solcher Moment.
    „Christina“, sagte Roy, „ich habe Ihren Lebenslauf gelesen. Sie haben in Harvard studiert?“
    „Ja, Sir.“
    „Lehrt mein alter Freund Andy Buchanan immer noch dort?“
    „Ich habe ihn in meinem ersten Studienjahr noch erlebt, dann ging er in Pension.“
    „Ah.“ Roy hielt kurz inne, als müsse er diese Information erst verdauen. „Hat er je von unserem Fall erzählt?“
    Bruce wünschte sich inständig, dass Christina diese Frage nicht beantworten würde, denn es handelte sich um eine Falle.
    „Ihr Fall?“
    „Ja, der, den ich gegen ihn gewonnen habe. Wedlock gegen Storm. Obwohl er den mit Pauken und Trompeten verloren hat, sind wir noch viele Jahre lang in Verbindung geblieben. Kommen Sie, ich möchte gern Ihre Meinung zu diesem Fall hören. Und dann können Sie mir mal die Fälle kommentieren, die das Oberste Gericht in letzter Zeit abgelehnt hat.“
    „Zum Beispiel Durnin gegen Tower.“
    „Ganz besonders um den geht es mir. Ich selbst bin ja der Ansicht, dass endlich mal ein paar jüngere Richter in die unteren Instanzen berufen werden sollten. Allerdings hat das immer den Nachteil, dass die sich im Gesetzesdschungel vielleicht noch nicht ganz so gut auskennen.“
    „Dann hast du bestimmt für die Partei von Adam Schuster gestimmt?“, fragte Bruce dazwischen und versuchte die Aufmerksamkeit von Christina abzulenken. „Die sind alle recht jung und stehen dennoch für konservative Werte.“
    „Natürlich habe ich das“, antwortete Roy kurz, um sich dann wieder an Christina zu wenden. „Kommen Sie, wir suchen uns ein etwas ruhigeres Plätzchen für unsere Unterhaltung.“
    Sie warf Bruce einen hilflosen Blick zu, aber er konnte nur noch mit den Schultern zucken. Er hatte getan, was er konnte.
    Christina gestand sich bald ein, dass sie noch nie jemanden wie Roy Lancaster begegnet war. Sie hatte schon vermutet, dass das gefüllte Cocktailglas in seiner Hand nur Show war. Er tat so, als habe er bereits zu viel getrunken, während er in Wirklichkeit immer nur winzige Schlückchen nahm und der Mix vermutlich sowieso hauptsächlich aus Wasser bestand.
    Er hatte sie gnadenlos ins Kreuzfeuer genommen. Aber schnell hatten sich die harten Linien um seinen Mund entspannt, und er hatte mit widerwilligem Respekt ihre Hand getätschelt. „Sie kriegen das hin.“
    Was auch immer er hatte herausfinden wollen – sie schien den Test bestanden zu haben. Es war ein harter Wettstreit gewesen, und sehr anstrengend. Sie war nicht erpicht darauf, ein solches Verhör mit sich wiederholen zu lassen, und auf gar keinen Fall würde sie jemals ein Schachspiel mit ihm wagen!
    „Ach, hier seid ihr“, sagte Bruce, als er nach fünfzehn Minuten mit einem frisch gefüllten Weinglas für sie in das kleine Arbeitszimmer kam, das Roy für die Befragung

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