Freude am Durchblick
sitzen am Schreibtisch, vor Ihnen liegt ein Buch. Rechts von Ihnen steht eine Vase und links von Ihnen eine Lampe. Beide Augen sind auf das Buch gerichtet. Ihr Fokus liegt auf dem Text. Sie sehen ihn klar und deutlich. Dies nenne ich das fokussierte Sehen. Aus den Augenwinkeln nehmen Sie leicht unscharf rechts die Vase und links die Lampe wahr. Dies nenne ich das periphere Sehen.
Der Text, den Sie mit dem rechten Auge sehen, wird über den geraden Sehnervenast in der rechten Gehirnhälfte abgebildet. Die rechts stehende Vase wird peripher wahrgenommen und über den kreuzenden Sehnervenast des rechten Auges in die linke Gehirnhälfte zur Bildentstehung geleitet.
Der mit dem linken Auge wahrgenommene Text wird über den geraden Sehnervenast in der linken Gehirnhälfte abgebildet. Die links stehende Lampe wird peripher wahrgenommen und über den kreuzenden Sehnervenast des linken Auges in die rechte Gehirnhälfte geleitet. Das Gehirn setzt diese Bestandteile zu einem dreidimensionalen Bild zusammen (falls keine Sehstörung vorliegt):
Bild 51
Schauen wir uns nun die Bildentstehung in den jeweiligen Gehirnhälften an:
Das Bild, das in der rechten Gehirnhälfte entsteht, ist zusammengesetzt aus dem fokussierten Sehen des Vaterauges und dem peripheren Sehens des Mutterauges. Das fokussierte Sehen entspricht der Handlungsfähigkeit des Vaters. Das Bild, das in der linken Gehirnhälfte entsteht, ist analog dazu aus dem fokussierten Sehen des Mutterauges und dem peripheren Sehen des Vaterauges zusammengesetzt.
Die Sehübungen in meiner Praxis fördern das Zusammenspiel beider Augen. Durch diese Übungen können sich auch unterschiedliche Sehqualitäten beider Augen angleichen. Die Integration beider Gehirnhälften wird unterstützt. Das fokussierte und das periphere Sehen werden aktiviert und ausgeglichen.
Mentales und emotionales Sehen
Das fokussierte Sehen bezeichne ich als das mentale Sehen. Mentales Sehen ist die Fähigkeit, ganz konzentriert eine Sache wahrzunehmen und Außeneinflüsse abzuschalten. Das periphere Sehen bezeichne ich als das emotionale Sehen.
Mentales Sehen
Emotionales Sehen
aktives, willentliches Sehen
passives Sehen
fokussiertes Sehen
unfokussiertes Sehen
zentrales Sehen
peripheres Sehen
geradliniger Sehnervenast
kreuzender Sehnervenast
scharfes Bild
leicht unscharfes, weiches Bild
rechtes Auge = rechte Gehirnhälfte
rechtes Auge = linke Gehirnhälfte
linkes Auge = linke Gehirnhälfte
linkes Auge = rechte Gehirnhälfte
sympathische Steuerung
parasympathische Steuerung
männliches Prinzip
weibliches Prinzip
primär kurzsichtig
primär weitsichtig
In der heutigen Arbeitswelt steht das Mentale häufig im Vordergrund. Das Leben ist geprägt durch zielgerichtetes, schnelles Funktionieren. So wird der heutige Schwerpunkt auf den mentalen Aspekt gelegt. Der emotionale Aspekt wird unterbewertet und unterversorgt. Es erfordert stets den ganzen Menschen, der aus mentalen und emotionalen Anteilen besteht.
Von 100 % Energie verlagern wir heute häufig 80 % auf die mentale und nur 20 % auf die emotionale Ebene. Das hat Konsequenzen auf unser Zusammenleben, was sich in vermehrten psychischen Erkrankungen, Burn-out, Scheidungen etc. zeigt. Ebenso zeigt es sich im vermehrten Auftreten von bestimmten Augenerkrankungen wie Glaukom und Makuladegeneration.
Peripheres Sehen als Achtsamkeitsübung
Das periphere Sehen eignet sich hervorragend, um als Achtsamkeitsübung eingesetzt zu werden.
Tipp: Machen Sie die Übung zum peripheren Sehen. Trainieren Sie sich so darin, immer wieder bewusst in das periphere Sehen zu gehen.
Wann immer ich (KJB) im Alltag bemerke, dass sich bei mir Stress einstellt (schon bei ersten Frühwarnsignalen), halte ich inne, atme tief durch und beginne, einige Pupillenschwünge zu machen, um die für den Stress typische Erstarrung zu lösen. Dann erweitere ich meinen Blickrahmen und gehe ganz bewusst ins periphere Sehen. Dies hat sich insbesondere dann für mich als hilfreich erwiesen, wenn ich Seminare gebe. Ich erlebe, dass ich meine Seminare neuerdings in einer stärkeren Präsenz gebe.
Darüber hinaus habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, das periphere Sehen in folgenden Situationen gezielt einzusetzen:
» bei jeder vollen Stunde (Tipp: Wecker mit Stundensignal verwenden)
» unmittelbar, bevor ich durch eine Tür gehe
» wenn das Telefon klingelt
» wenn ich irgendwo warte (zum Beispiel im Wartezimmer beim Arzt, bei einer Verabredung)
Wenn Sie einmal darin geübt sind, peripher
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