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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Tag daran dachte, Jules zu verzeihen, und zweimal hatte ich den Hörer auch bereits in der Hand gehabt, um anzurufen. Aber ein so großmütiger Mensch war ich denn auch wieder nicht; und weil ich Jules nicht gegenübertreten konnte, fühlte ich mich gezwungen, auch Chloe und Talia aus dem Weg zu gehen. Talia wäre sowieso entsetzt, weil ich schon Kinderwiegen gekauft und somit ein mögliches Unglück heraufbeschworen hatte. Aber als das praktische Mädchen aus dem Mittleren Westen, das ich nun mal war, hatte ich eine nach der anderen bei eBay erstanden, und heute wollte ich beginnen, sie zu restaurieren.
    Ich packte all die sorgsam ausgesuchten, ungiftigen Materialien aus, und nur Minuten später war der Fußboden unseres kleinen Wohnzimmers bedeckt mit einer Abdeckplane, auf der sich ein Hindernisparcours aus umweltfreundlichem Abbeizmittel, Plastikschabern, Bürsten, Sandpapier, Stahlwolle, einem Eimer Seifenwasser und Töpfen weißer Hochglanzfarbe ausbreitete. Ich öffnete ein Fenster, um frische Luft hereinzulassen, sperrte Fanny ins Schlafzimmer, schaltete einen Jazzsenderein und streifte einen Mundschutz sowie meine festen schwarzen Gummihandschuhe über. Schon kurze Zeit später war ich völlig versunken in die kultivierte Schufterei der Möbelrestauration.
    Ich sah die Kinderwiegen bereits in einer Reihe stehen, darin meine Babys, die in der hoch über dem East River stehenden Morgensonne vor sich hin dösten. Ein Bild, das mich so zuverlässig wie der Lärm der Busse unten auf dem Broadway daran erinnerte, dass Horton noch immer nicht Bescheid gesagt hatte, ob wir die Wohnung nun bekamen oder nicht. Seit jenem inquisitorischen Gespräch waren schon drei Wochen vergangen.
    »Noch nicht«, sagte er, als ich ihn letzte Woche anrief und fragte, ob wir die Musterung bestanden hätten. »Das ist absolut normal. Vorständen ist es schnurzegal, dass Sie eine Investition fürs Leben machen wollen.«
    Jake gab in dieser Telefonkonferenz auch seinen Senf dazu. »Aber deshalb kaufen die Leute doch Eigentumswohnungen.«
    »Und deshalb geht der Immobilienmarkt auch als Erstes baden, wenn die Wirtschaft einbricht.« Horton lachte. »Vorstände von Eigentümergemeinschaften   – vor allem dieser hier   – sind haarspalterisch kritisch, wenn es um die Finanzen geht. Man schläft eben besser in dem Wissen, ein Gebäude zusammen mit ausgewählten Leuten zu besitzen, die genauso finanzstark sind wie man selbst.«
    Ich trug großzügig das Abbeizmittel auf, trat einen Schritt zurück und sah zu, wie der alte violette Anstrich blasenschlagend abblätterte. In den letzten beiden Wochen hatte Jake immer wieder vorgeschlagen, dass wir »als Rückversicherung« auch nach anderen Wohnungen suchen sollten. Ich erwiderte, dass ich das Horton gegenüber, der sich so stark gemacht habe für unsere Interessen, unloyal fände. Doch das war, wie ich zugeben musste, letztlich nicht ausschlaggebend. Ich hatte zwar immer Talia für die Abergläubische von unsgehalten, doch ich hegte die völlig irrationale Furcht, dass in der Minute, in der ich eine andere Wohnung ins Auge fasste   – ja, in der Sekunde, in der ich über ihre Schwelle trat   –, ein kosmischer Wirbelwind das Heim, das ich schon als unseres ansah, einfach hinwegfegen würde.
    Ich musste monogam bleiben. Wenn ich geduldig war, würde die Glücksbotschaft eintreffen. Hatte der gleiche Voodoozauber nicht auch mit der Schwangerschaft funktioniert?
    Ich war fertig mit dem Abbeizen der ersten Kinderwiege und wollte gerade mit der zweiten beginnen, da klingelte der Pförtner, um einen Besucher anzukündigen. Als ich meine Schutzbekleidung abgestreift hatte und durch meine Landminen stakste, war das nervtötende Summen der Gegensprechanlage bereits verstummt. Ich rief unten an.
    »Es wurde etwas für Sie abgegeben«, sagte der Pförtner, »aber ich dachte, Sie sind nicht zu Hause. Ich schicke es hinauf.«
    Ich öffnete die Wohnungstür, ging auf den Flur hinaus und wartete auf den Aufzug. Als sich die Türen öffneten, schwebte mir ein riesiges Bouquet orangeroter Luftballons entgegen. Ich sah nach   – keine Karte. Also trug ich das Geschenk in die Wohnung, band es an einen der beiden Stühle an dem kleinen Glastisch, an dem wir unsere Mahlzeiten einnahmen, und rief Jake an.
    »Alles okay?«, fragte er in einem Ton, als erwartete er zu hören, dass ich auf dem Weg in die Notaufnahme sei. Wir hatten eine unausgesprochene Vereinbarung, nie von meinen früheren

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