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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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noch nicht mal etwas wusste. Am selben Abend noch begann ich,einen Online-Karrieretest zu machen, den sie mir gemailt hatte. War ich entschlussfreudig? War ich? Vermutlich nicht. Arbeitete ich gern mit Tieren? Nein! War ich charismatisch? Wieder nein. Wurde ich von Kollegen respektiert? Das bezweifelte ich. War ich fair? Ja! Das gestand ich mir gerade zu, als Xander in mein Arbeitszimmer kam. »Was machst du hier eigentlich?«, fragte er. »Du sitzt schon seit Tagen unentwegt vor diesem Computer.«
    »Jobsuche«, erwiderte ich unverfänglich, so als hätte ich mir gerade den Wetterbericht angeschaut. Ich hatte meine Termine mit Autumn so gelegt, dass Xander davon nichts mitbekam. Wer brauchte schon einen Spaßverderber? Ein Wort, das ich gerade erst in meinen Wortschatz aufgenommen hatte: Spaßverderber, Spaßverderber.
    »Gut, wird auch Zeit«, meinte Xander. »Erinnerst du dich an Joe Thrombose? Seine Frau will eine Diät-Website aufziehen. Ich habe ihr gesagt, sie soll dich mal anrufen.«
    »Warum?« Ich trug ein ärmelloses T-Shirt und hob die Arme, um zu sehen, ob schon etwas wabbelte.
    »Sei doch nicht gleich so abweisend«, sagte er. »Es klang interessant, das ist alles, und wie schwer kann das schon sein?«
    Sobald er das Zimmer verließ, würde ich mir eine Notiz machen, um seinen Ton mit Autumn zu besprechen. Aber Xander schien nicht daran zu denken, einen Abflug zu machen. Er setzte sich in meinen Lesesessel und legte die Beine auf die Ottomane. »Wann ist Dashs Termin in der Jackson Collegiate?«
    »Am Mittwoch.« Daran erinnerte ich ihn jeden Tag beim Abendessen.
    »Glaubst du, dass er fit genug für das Gespräch ist? Hast du mit ihm geübt?«
    Sah Xander nicht, dass ich beschäftigt war? »Ja und ja.« Ich sah wieder auf meinen Bildschirm. »Wenn er nicht auf stur schaltet.« Als ich heute Nachmittag sein Gemüse-Puzzleaus dem Regal geholt hatte, jammerte Dash: »Keine Erbsen, Mommy, bitte!«, so als wollte ich ihn zwingen, eine riesige Schale davon aufzuessen.
    Ich beschäftigte mich noch lange mit dem Karrieretest, nachdem Xander endlich verstanden hatte und gegangen war.
    ***
    »Rosa ist Ihr fehlendes Element«, eröffnete mir Autumn am nächsten Tag. »Nehmen Sie Ihre traditionelle Weiblichkeit an und setzen Sie sie ein, um Ihre Ziele zu erreichen, zu Hause und am Arbeitsplatz.« Mit einem Aufblitzen von Rosa könne ich mich stets selbst daran gemahnen, »wagemutig zu sein, ohne mein inneres Selbst zu opfern«. Je mehr Rosa ich in mein Leben bringen könne, desto aufgeschlossener und motivierter wäre ich, sagte sie. Mir gefiel dieser Ansatz, der wie einer Modezeitschrift entsprungen klang, in der Rechtsanwältinnen geraten wurde, Push-up-BHs zu tragen, damit sie nicht vergaßen, dass sie Frauen waren.
    Am nächsten Morgen hängte ich meinen grünen Tweedanzug, den ich für Dashs Vorstellungstermin in der Schule rausgesucht hatte, in den Schrank zurück und griff nach einem hellrosa Rock und dazu passendem Pullover, den ich schon seit zwei Jahren nicht mehr getragen hatte. Und um dem Glück noch auf die Sprünge zu helfen, aß ich zum Frühstück eine halbe rosa Grapefruit, mit der ich gerade fertig war, als Jamyang Dash die Treppe herunterbrachte.
    »Du siehst ja aus wie ein kleiner Gentleman«, sagte ich.
    »Wie Daddy«, erwiderte Dash und zerrte grinsend an seiner Krawatte herum. In der Geste erkannte ich Xander wieder und schloss Dash in die Arme.
    »Aufgeregt?«, fragte ich. Sein frisch gewaschenes Haar roch nach Mandarinen. »Es wird ein großes Abenteuer«, sagte ich, als wir mit den Händen abklatschten.
    Dash und ich gingen zum Auto, das lang war wie ein Leichenwagen. An einem solchen Tag einen Chauffeur zu haben, war einfach angenehmer, als selbst zu fahren. Wir kamen zu früh in der Schule an, und nachdem ein junger Mann pflichtbewusst unsere Namensschilder selbst beschriftet hatte, spazierten wir noch eine Zeit lang den Flur entlang. Manchmal blieben wir stehen und bewunderten die Anschlagbretter, die mit Fingerzeichnungen und Haikus übersät waren. »Nacht trübt meinen Blick   / Gerüttelt vom Stakkato.   / Kann Licht mir helfen?« Dieser junge Dichter schien meine Gedanken gelesen zu haben.
    Die Schüler versammelten sich langsam in ihren Klassenzimmern, die Mädchen in marineblauen Faltenröcken, Söckchen und weißen Blusen, die Peter-Pan-Kragen mit Spitze besetzt, und die Jungen in einer Schuluniform, die sehr dem glich, was ich Dash angezogen hatte   – weißes Hemd, dunkle

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