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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Emmy-würdig. Und mit dem Status der Göttin kam ich prima klar. Für mich galt, was Calvin Coolidge   – oder war es Mark Twain?   – gesagt hatte: Von einem schönen Kompliment kann ich zwei Monate leben.
    Auf seiner letzten Geschäftsreise in Texas hatte Arthur sich offenbar darüber schlau gelesen, wie er ein besserer Lebensgefährte werden konnte. Denn ganz entgegen seinem Naturell hatte er in einem französischen Restaurant, das so hochnäsig daherkam, wie nur eine West-Side-Postleitzahl es erlaubte, einen Tisch reserviert. Zufällig kannte ich das »Picholine« recht gut. Und offenbar hatte Arthur Notiz davon genommen, denn heute Abend um halb neun waren wir dort verabredet. Was mir noch Zeit genug ließ, mich herauszuputzen.
    Ich fand, es geziemte sich, dass ich mich für den Rest des Nachmittags in einem kleinen Beautysalon verwöhnen ließ, der es mit jenen auf der Madison Avenue aufnehmen konnte und über den ich von jeher Stillschweigen bewahrte. Ich bat Sophia, die heilige Inhaberin, um Wiederbelebung   – Intensivhaarkur, Haarschnitt, Föhnen, Feuchtigkeitsmaske, Gesichtsmassage. Und als ich ihr meine anderen Umstände wie auch meine Pläne für den Abend offenbarte, bestand sie darauf, mich auch noch gratis zu schminken, offenbar ihre Version der Segenswünsche. Als ich ging, fühlte ich mich so herrlich transformiert, wie eine Frau sich nur fühlen konnte, wenn sie Hunderte von Dollar für Körperpflege ausgegeben hat, und ich rede nicht von extrasaugstarken Binden für die Nacht, schon gar nicht jetzt.
    Dann eilte ich nach Hause und hüllte mich strategisch geschicktin einen sinnlich raschelnden Traum aus roter Seide, der einem Kaftan nicht unähnlich war. Ich zeigte ein tiefes Dekolleté und schmückte es mit einer langen Amethystkette, die sich an meinen Busen schmiegte. Wie ich meinen Kundinnen immer sagte: Ein Dekolleté ohne Geschmeide ist wie eine Museumswand ohne Caravaggio. Ich salbte mich mit »Joy«, dem Eau de Parfum, das eigentlich für Premieren in der Oper reserviert war, griff nach meinem Samtschal, sprang ins Auto und fuhr um genau fünf vor halb neun in ein Parkhaus. Die Tür des Restaurants war mit einem Thanksgiving-Stillleben aus Getreidehalmen und Kürbissen geschmückt. Die Zeit marschierte voran, zusammen mit meinem kleinen Scheißer. Ich sollte besser zusehen, dass ich das Tempo hielt.
    Als ich die Tür aufstieß, empfing mich das Funkeln von Kronleuchtern so groß wie Scarlett O’Haras Reifröcke. Ich ließ die unerträglich geschmackvollen, gedämpften Töne von Grau und Beigebraun auf mich wirken. Es sind nicht meine Farben   – diese Austernfarben deprimieren mich noch mehr als Chihuahuas in Rollkragenpullovern   –, aber das Dekor war die visuelle Entsprechung eines Beruhigungsmittels, und das brauchte ich in dem Moment dringend. Ich wusste nicht, was Arthur plante, aber ich kannte meine Pläne. Und ich versprach mir, dass ich heute Abend nicht gehen würde, ehe ich gesagt hatte, was ich auf dem Herzen hatte, oder vielmehr ein Stück darunter.
    Carmine, der
Maître d’hôtel
führte mich an einen ruhigen Tisch in einer Ecke. Ein Mann   – und es dauerte einen Augenblick, bis ich erkannte, dass es Arthur war   – saß bereits da. In irgendeinem Laden musste es einen Räumungsverkauf gegeben haben, denn er trug einen taillierten schwarzen Anzug, ein besticktes schwarzes Hemd, eine glänzende schwarze Krawatte, einen Gürtel mit geprägter Silberspange, die ein undefinierbares langnasiges Tier zierte, und einen schwarzen Cowboyhut. War Willie Nelson gestorben oder hatte Arthures einfach satt, dass nur Country-Musik-Helden sich so ausstaffieren durften?
    Er stand auf und neigte sich zu mir. Wir waren auf einer Augenhöhe, dabei hatte ich nur acht Zentimeter hohe Absätze an. Ich spähte zu Boden. Herrje, Arthur trug Cowboystiefel. Hatte er auch ein Lasso dabei? Meine Gedanken schweiften in schmutzigere Gefilde, und es handelte sich nicht um El Paso. Ich sah ihm in die Augen, lachte und erwiderte seinen Kuss. Und wenn ich noch so sehr meckerte und ächzte, mein Arthur ließ sich nun mal nicht von Modetrends oder anderen Konventionen versklaven. Das musste man doch an einem Mann lieben, oder etwa nicht?
    »’n Abend, Sheriff«, sagte ich.
    »Du köstliches Ding. Was bin ich für ein Glückspilz«, erwiderte er. »Ich könnte dich verschlingen.«
    Die höfliche Antwort darauf wäre vermutlich »Gleichfalls« gewesen. Aber ich wollte es wissen. »Arthur, worum

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