Freundlich, aber bestimmt - wie Sie sich beruflich und privat durchsetzen
Grundbedingung für ein zufriedenes und erfülltes Arbeiten, dass Ihnen am Arbeitsplatz Vertrauen entgegengebracht wird und dass Sie sich geschätzt und unterstützt fühlen. Ist das alles nicht der Fall, werden Sie wahrscheinlich unzufrieden sein und in Ihrem Arbeitsumfeld viele Konflikte haben. Im folgenden Kapitel zeigen wir, wie man Kollegen konstruktiv kritisiert und berechtigte Kritik angemessen entgegennimmt, wie man um eine Beförderung oder Gehaltserhöhung bittet und wie man sich gegen überzogene Anforderungen behauptet.
Kritik üben
»Nur wenige Menschen sind klug genug,
hilfreichen Tadel nichtssagendem Lob vorzuziehen.«
François de La Rochefoucauld
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Peter und Ann sind beide im Bereich der Weiterbildung tätig. Sie verstehen sich gut miteinander und sind kürzlich mit dem Projekt betraut worden, eine Reihe von Kompaktkursen für Büroangestellte zu konzipieren, die direkt an deren Arbeitsplatz abgehalten werden sollen. Ann hat das Wochenende über intensiv an einer Präsentation gearbeitet, mit der die beiden dem Management ihre Ideen vorstellen wollen. Am Montagmorgen hat sie Peter entsprechend gebrieft, damit sie die Ergebnisse ihrer Arbeit in der Sitzung gemeinsam vortragen können. Die Präsentation ist sehr gut angekommen, doch Peter bringt seiner Kollegin keine Anerkennung entgegen und schreibt ihr nicht das Verdienst daran zu. Er fühlt sich schuldig, weil er seinen Beitrag nicht geleistet hat. Nach der Präsentation sagt er nur: »Tja, das lief ja wie erwartet ganz okay. Jetzt müssen wir abwarten, ob die Chefs unsere Ideen umsetzen wollen.« Ann ärgert sich darüber, sagt aber nichts. Den Rest des Tages ist sie anderen Kollegen gegenüber gereizt und in Gesprächen mit Peter macht sie nun häufig spitze Bemerkungen.
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Ann ist ehrgeizig: Sie arbeitet hart und ihr Job macht ihr Spaß. Sie nimmt oft Arbeit mit nach Hause, bleibt manchmal bis spätabends im Büro und arbeitet auch am Wochenende. Sie begreift nicht, warum andere ihre Werte nicht teilen. Obwohl Peter immer charmant ist und sie gern mit ihm zu tun hat, findet sie es in letzter Zeit schwierig, mit ihm zusammenzuarbeiten, weil sie den Eindruck hat, dass er sich nicht genügend einbringt.
Ann äußert gegenüber Kollegen, Peter sei faul und sie habe in Wirklichkeit alles alleine gemacht. Sie möchte Peter aber nicht darauf ansprechen, weil sie das freundschaftliche Verhältnis zu ihm nicht gefährden will und fürchtet, dass ein solches Gespräch die Atmosphäre im Büro vergiften könnte. Sietut, was viele Leute tun, wenn sie Angst vor einer Konfrontation haben – sie redet hinter seinem Rücken über Peter und macht ihm gegenüber spitze Bemerkungen.
Bringen Sie dem anderen Respekt entgegen.
Sie haben das Recht zu verlangen, dass ein anderer sich ändert, wenn sein Handeln Sie auf irgendeine Weise ärgert oder kränkt. Trotzdem sollten Sie ihn mit Respekt behandeln, auch wenn Sie etwas an ihm auszusetzen haben. Hinter seinem Rücken schlecht über ihn zu reden, ist respektlos. Ein solches Verhalten ist letztlich feige, es gehört nicht in das Repertoire eines selbstsicheren Menschen mit klarem Auftreten. Jedes Gefühl von Verärgerung, das Sie zu ignorieren und unter den Teppich zu kehren versuchen, wird diese Beziehung schädigen und an irgendeinem Punkt doch nach oben kommen.
Was zu tun ist
Die beschriebene Situation hätte durch ein offenes und ehrliches Gespräch mit Peter von vornherein vermieden werden können – und zwar zu dem Zeitpunkt, als Ann und er das Projekt übernommen haben. Ann hätte Peter auf frühere Erfahrungen hinweisen können, wo er bei gemeinsamen Aufgaben nicht den ihrer Ansicht nach erforderlichen Einsatz gezeigt hat. Sie hätte ihn fragen können, wie viel Zeit und Kraft er in dieses neue Projekt investieren wolle. Falls die beiden in Bezug auf ihre Zusammenarbeit keine Wahl hatten, wäre es sinnvoll gewesen, sich von Peter eine verbindliche und genaue Zusage machen zu lassen, was er übernehmen wird. Ann hätte sagen können: »Bei früheren gemeinsamen Aufgaben hatte ich manchmal den Eindruck, dass du deutlich weniger tust als ich. Dieses Mal möchte ich die Arbeitsverteilung klären, bevor wir anfangen. Wozu bist du bereit?« All dies sollte klar und bestimmt – aber nicht aggressiv – vorgebracht werden.
Wenn Ann nichts zu Peter sagt, muss sie davon ausgehen, dass sich die ungute Situation wahrscheinlich wiederholen wird. Es ist besser, Probleme gleich anzugehen, bevor sie sich
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