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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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nachholen wollen», überlegte Greverode. «Ihr wisst also auch sehr genau über Magister Burka Bescheid.»
    Jupp zuckte mit den Achseln. «So gut wie kaum ein anderer, Hauptmann Greverode, denn ich war damals dabei.»
    «Auch das noch!», sagte Greverode, schien jedoch nicht weiter überrascht. «Also gut, sehen wir weiter. Man hat also alles so aussehen lassen, als habe Neklas Burka die Frau getötet. Thomasius beschuldigte ihn daraufhin, sie für irgendwelche Experimente missbraucht zu haben. Als Beweishierfür sollte die Scheide seines Messers dienen, die man ebenfalls in der Abortgrube fand.»
    «Jetzt wird mir auch klar, wie es dorthin kam!», rief Adelina erbost. «Das muss wirklich alles von langer Hand geplant gewesen sein!» Sie schlug die Hände vors Gesicht und rang um Fassung. «Nach dem Knochenraub in der Rheingasse kamen Hugo und Michel doch hierher, um das Haus zu durchsuchen. Ich warf sie hinaus, weil Michel Franziska belästigt hatte, oder …» Sie wurde blass. «Vielleicht tat er das mit Absicht, um mich abzulenken. Hugo war daraufhin eine Weile allein in unserer Schlafkammer. Er hätte Gelegenheit gehabt, das Messer zu stehlen. Kurz zuvor wurde Neklas zu einer Hinrichtung gerufen, und danach hat er das Messer vermisst. Wir dachten schon, jemand habe es ihm in der Menschenmenge auf dem Neumarkt entwendet.»
    «Einen Fehler haben sie dabei allerdings gemacht», fügte Ludmilla an. «Welcher Mörder legt die Tatwaffe schon zu der Leiche?»
    Greverode nickte. «Die Waffe fand man ja auch nicht. Wir können nun, nachdem wir erfahren haben, dass jene beiden Büttel sich als heimliche Hehler ein Zubrot verdienen, vermuten, dass sie das Messer einfach mitgenommen haben. Vielleicht dachten sie, es sei zu schade, um es in die Grube zu werfen, und dass die Messerscheide allein als Beweis reichen würde.» Greverode begann in der Küche auf und ab zu gehen. «Wenn sich alles tatsächlich so zugetragen haben sollte …» Er stockte und starrte Adelina an. «Wie sollen wir das beweisen? Wir wissen noch immer nicht, wer dahinterstecken könnte.»
    «Es muss jemand sein, der Geld braucht, oder nicht?», wagte Griet sich mit zaghafter Stimme einzumischen. «Vater hat mir erklärt, dass solche Beschwörungen fast immer gemacht werden, um zu versuchen, schneller Gold herzustellen.»
    Die Blicke aller richteten sich auf das Mädchen. Griet wurde rot und zog den Kopf ein, als erwarte sie Schelte für ihr ungefragtes Sprechen. Stattdessen nickte Greverode jedoch. «Du bist ein kluges Kind. Dummerweise grenzt das den Kreis der Verdächtigen nicht ein. Die hohen Herren, ob nun Adel, Patrizier oder auch der Erzbischof selbst, leiden doch so gut wie alle unter Geldnot. Zumindest behaupten sie das.»
    Adelina stand ebenfalls von ihrem Platz auf und ging ein paar Schritte, wobei sie sich leicht den Rücken rieb. «Dann sollten wir versuchen herauszufinden, wer von ihnen derzeit am dringendsten Gold benötigt.» Sie dachte kurz nach. «Der Erzbischof!», rief sie. «Daran hätten wir gleich denken sollen. Wenn er und die anderen Kurfürsten den König wirklich stürzen wollen, brauchen sie dafür gewiss große Summen.»
    «Der Erzbischof?» Skeptisch schüttelte Jupp den Kopf. «Also, man mag ihm ja einiges zutrauen, aber Teufelsanbetung ganz gewiss nicht.»
    Adelina zögerte. «Neklas erwähnte einmal, der Erzbischof würde sogar Alchemisten beschäftigen, die das Geheimnis der Transmutation lösen sollen.»
    «Dennoch», beharrte Jupp. «Das kann ich mir nicht vorstellen. Ganz abgesehen davon, dass es meines Wissens niemals jemandem gelungen ist, wirklich Gold herzustellen, weder mit noch ohne höllischen Beistand.»
    «Er könnte es trotzdem versucht haben», entgegnete Marie. «Und Adelina sagte, dass er sehr genau über Neklas und seine Vergangenheit Bescheid weiß. Das könnte er ausgenutzt haben.»
    «Jemand wie Erzbischof Friedrich würde doch keine städtischen Büttel oder Halsabschneider aus der Kölner Unterwelt anheuern, um ihm bei seinen Plänen zu helfen», wandte Jupp ein. «Er dürfte genug eigene Männer haben, denen er bestimmt eher traut.»
    Greverode ging wieder zur Tür. «Ich spreche mit dem Vogt und den Schöffen. Der Erzbischof ist, soweit ich weiß, auf dem Weg nach Lahnstein. Dort soll es am nächsten Gerichtstag ein Treffen der rheinischen Kurfürsten geben. Wenn unser Verdacht sich bestätigen sollte, muss schnell etwas unternommen werden.» Damit verließ er den Raum.
    «Gib auf dich acht!»,

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