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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sah die umgekippte Schüssel und begann die Süßigkeiten einzusammeln. Die Frau, die sich als Mrs. Buddinger aus der Nachbarschaft vorstellte, half ihm und sagte dann, sie müßte zu ihrem Wagen zurück. Ihre beiden Jungen fürchteten sich.
    »Danke für Ihre Hilfe, Mrs. Buddinger«, sagte Louis.
    »Ich habe überhaupt nichts getan«, sagte sie leise. »Aber heute abend falle ich auf die Knie und danke Gott dafür, daß Sie hier waren, Dr. Creed.«
    Louis wehrte mit einer verlegenen Handbewegung ab.
    »Das gilt auch für mich«, sagte Jud. Sein Blick traf den von Louis und hielt ihn fest. Er war stetig. Jud war wieder Herr der Lage. Der kurze Augenblick der Angst und Verwirrung war vorüber. »Sie haben etwas gut bei mir.«
    »Unsinn«, sagte Louis und winkte Mrs. Buddinger zum Abschied zu. Sie lächelte und winkte zurück. Louis fand einen Apfel und biß hinein. Er war so süß, daß sich seine Geschmacksknospen einen Augenblick lang zusammenkrampften -- aber das war kein unangenehmes Gefühl. Heute hast du's geschafft, Lou, dachte er und biß genußvoll in den Apfel. Er empfand Heißhunger.
    »Doch«, sagte Jud. »Wenn Sie jemanden brauchen, der Ihnen einen Gefallen tut, Louis, dann kommen Sie zuerst zu mir.«
    »Also gut«, sagte Louis. »Das tue ich.«
     
     
    Der Krankenwagen aus Bangor traf zwanzig Minuten später ein. Während Louis draußen stand und zusah, wie die Pfleger Norma einluden, bemerkte er Rachel am Wohnzimmerfenster. Er winkte ihr zu. Sie hob die Hand und winkte zurück.
    Er und Jud standen nebeneinander und sahen dem Krankenwagen nach, der mit Blaulicht, aber ohne Sirene davonfuhr.
    »Ich denke, ich werde auch gleich in die Klinik fahren«, sagte Jud.
    »Man wird Sie heute nicht mehr zu ihr lassen, Jud. Sie werden ein EKG machen und sie dann in die Intensivstation bringen. Keine Besucher in den ersten zwölf Stunden.«
    »Wird sie wieder in Ordnung kommen, Louis?«
    Louis zuckte die Achseln. »Dafür kann niemand garantieren. Es war schließlich ein Herzanfall. Was mich betrifft -- ich glaube, daß es ihr wieder gut gehen wird. Vielleicht sogar besser als vorher, wenn sie die richtigen Medikamente bekommt.«
    »Nun ja«, sagte Jud und zündete sich eine Chesterfield an.
    »Jud, ich möchte jetzt zu Ellie, damit sie ihre Halloween-Runde beenden kann.«
    »Natürlich. Sagen Sie ihr, sie soll nehmen, was sie kriegen kann, Louis.«
    »Das werde ich tun«, versprach Louis.
     
     
    Als Louis nach Hause kam, hatte Ellie noch ihr Hexenkostüm an. Rachel hatte sie zu überreden versucht, ihr Nachthemd anzuziehen, aber Ellie hatte sich geweigert -- schließlich bestand die Möglichkeit, daß das durch einen Herzanfall unterbrochene Spiel noch weiterging. Als Louis ihr sagte, sie solle ihren Mantel wieder anziehen, brach sie in ein Freudengeheul aus.
    »Dann kommt sie aber viel zu spät ins Bett, Louis.«
    »Wir nehmen den Wagen«, sagte er. »Sei kein Spielverderber, Rachel. Schließlich hat sie sich seit einem Monat auf diesen Abend gefreut.«
    »Also gut.« Sie lächelte. Ellie bemerkte es und stieß einen weiteren Freudenschrei aus. Dann rannte sie zur Garderobe. »Wird Norma es überleben?«
    »Ich denke schon.« Er fühlte sich wohl. Müde, aber wohl. »Es war nur eine kleine Attacke. Sie muß natürlich vorsichtig sein, aber wenn man fünfundsiebzig ist, weiß man ohnehin, daß die Zeit für große Sprünge vorüber ist.«
    »Ein Glück, daß du da warst. Fast eine göttliche Fügung.«
    Er lächelte, als Ellie zurückkam »Fertig, kleine Hexe?«
    »Fertig«, sagte sie. »Komm schon. Komm schon.«
     
     
    Als sie eine Stunde später (Ellie hatte protestiert, als Louis erklärte, nun wäre Schluß, aber nicht sehr; sie war müde) mit einem halb vollen Sack auf dem Heimweg waren, überraschte Ellie ihn mit der Frage: »Bin ich an Missus Crandalls Herzanfall schuld, Daddy? Weil ich den Apfel mit der Druckstelle nicht haben wollte?«
    Louis sah sie verblüfft an und fragte sich, wie Kinder auf solche merkwürdigen, halb abergläubischen Ideen kämen. Tritt auf einen Stein, bricht deiner Mutter ein Bein. Er liebt mich, liebt mich nicht. Daddys Magen, Daddys Brot, Lachen um Mitternacht, Daddy ist tot. Das brachte ihn wieder auf den Tierfriedhof und seine ungenauen Kreise. Er wollte über sich selbst lächeln und brachte es nicht recht fertig.
    »Nein, Kleines«, sagte er. »Als du da drinnen warst mit den beiden Gespenstern...«
    »Das waren keine richtigen Gespenster. Das waren die

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