Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
außerhalb des stressigen Jobs für seine Familie blieb, anging. Und das würde er auch weiterhin tun, auch wenn ab jetzt nicht nur Anne und Timo seine Familie waren.
»Es ist so«, Thamsen rutschte von einer Pobacke auf die andere. »Also Dörte und ich … also …« Zwei Paar Kulleraugen starrten ihn an. Er schluckte. »Nun ja, also, es ist so. Wir würden gerne zusammenwohnen, weil Dörte bald …« Er brachte es nicht über die Lippen. Sein Herz pochte bis zum Hals. Er kam sich vor wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hatte. Timo rollte mit den Augen.
»Sag bloß, die Alte ist schwanger?«
19. Kapitel
»Also, zig Anrufe von einem Uwe Mommsen und davor eine unbekannte Nummer.«
»Wie unbekannt?« Peer blickte auf den Kollegen, der ihm die Auswertung der Handydaten überreichte.
»Na, nicht gespeichert. Laut Auskunft des Netzbetreibers gehört die Nummer zu einer Prepaid-Karte.«
»Mist!« Peer warf sich auf seinem Bürostuhl zurück. In dem Fall kamen sie aber auch gar nicht weiter. Jede Spur verlief im Sand. Die Ermittlungen im Hafen gestern auch. Erst hatte er Glück gehabt und einen älteren Hafenarbeiter getroffen. Aber statt nennenswerte Informationen auszuplaudern, hatte der eine lange Jammerleier über die neumodischen Zustände im Hafen angestimmt. »Wissen Sie, früher war das alles besser. Da kannte jeder jeden. Aber heute? Schauen Sie sich um. Alles Subunternehmer von Subunternehmern. Da blickt doch keiner mehr durch.« Peer hatte dem Mann während ihrer Fahrt übers Hafengelände aufmerksam zugehört. Er hatte keine andere Chance gehabt, denn der Mitarbeiter der HPA hatte ihn nicht zu Wort kommen lassen. »Und kannten Sie einen Heinrich Matzen?« Nur während der Pause des rasselartigen Luftholens des Mannes war es Nielsen gelungen, sich nach dem toten Rentner zu erkundigen. Der Alte hatte leicht gehustet und dann gemeint, der Name sage ihm nichts. »Für wen hat der denn gearbeitet?« »Reederei Schneider.« Der Hafenmitarbeiter hatte einen Pfiff ausgestoßen, ansonsten aber nichts weiter dazu gesagt. Peer blickte auf seine Uhr und stand auf. Er wollte rasch Paul Schlüter zu seiner Zeit als Kurier befragen und dann nach Dagebüll aufbrechen. Bei der Beerdigung wollte er persönlich anwesend sein. Auch er wusste aus eigener Erfahrung, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, den Täter bei der Beisetzung zu treffen. Zumindest, wenn es eine persönliche Beziehung zwischen Täter und Opfer gegeben hatte und er nicht bereits in Haft saß.
Paul Schlüter befand sich in einem kleinen Raum mit Tisch und zwei Stühlen. Peer betrachtete den schmächtigen Mann, der irgendetwas Fuchsartiges an sich hatte, und stellte seine Fragen.
»Haben Sie Heinrich Matzen gekannt? Wann haben Sie in der Reederei Schneider gearbeitet? Was war Ihr Job? Wieso hat es dort immer wieder Ärger gegeben? Kannten Sie Heinrich Matzen daher?« An dem Kioskbesitzer schien alles abzuprallen. Er grinste still vor sich hin und beteuerte immer wieder, den Toten nicht gekannt zu haben.
»Der ist doch mindestens 20 Jahre älter als ich. Wir haben uns da nicht kennengelernt.«
»Wo haben Sie sich dann kennengelernt?«
Paul Schlüter stöhnte. »Mann, ich kannte den nicht!«
»Sind Sie zuckerkrank? Spritzen Sie Insulin?« Nielsen änderte seine Taktik. Über Heinrich Matzen bekam er nichts raus aus dem Mann, aber vielleicht über andere Tatdetails. Paul Schlüter jedenfalls war überrascht.
»Nee, wieso?« Er konnte diese plötzliche Wendung nicht einschätzen. »Und aus Ihrem Familien- oder Freundeskreis? Was ist mit Ihrer Hilfe im Kiosk?« Peer erinnerte sich, dass die Frau damals etwas von einem Arzttermin gesagt hatte. Paul Schlüter schluckte. Nielsen sah seinen Adamsapfel ganz langsam auf und ab hüpfen und wusste sofort, er hatte ins Schwarze getroffen.
»Willst du deinen Kakao nicht?« Thamsen blickte Anne fragend an, die ohne ein Wort vom Tisch aufstand. Er hatte sich heute extra Zeit genommen und den Kindern Frühstück gemacht, was er sonst nur am Wochenende tat. Aber nachdem das Gespräch gestern derart eskaliert war und die Kinder mit einem lauten Türknallen in ihren Zimmern verschwunden waren, wollte er die Wogen ein wenig glätten. »Ich dachte, du hast dir immer ein kleines Geschwisterchen gewünscht?« Dirk war davon ausgegangen, dass wenigstens Anne sich über das Baby freuen würde, doch da hatte er sich getäuscht.
»Aber nicht von Dörte!« Sie blitzte ihn an. Er wollte erwidern, dass es trotzdem
Weitere Kostenlose Bücher